Reuters
Veröffentlicht am 31.08.2016 19:09
"Sommerflirt" zwischen Deutscher Bank und Commerzbank
- von Kathrin Jones und Alexander Hübner und Andreas Kröner
Frankfurt (Reuters) - Die Krise der Bankenbranche bringt die beiden größten deutschen Geldhäuser an einen Tisch:
Die Spitzen der Deutschen Bank (DE:DBKGn) und der Commerzbank (DE:CBKG) hätten vor kurzem lose die Chancen eines Zusammengehens ausgelotet, sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. "Es gab einen Sommerflirt, der aber erst einmal zu nichts führen wird." Denn die Manager seien sich einig gewesen, dass beide Banken erst einmal aufräumen müssten, bevor sie über weitergehende Schritte nachdenken könnten. Sie sind noch mitten in der Sanierung und stehen vor weiteren Sparprogrammen. Die Bankenaufsicht, die einem solchen Schritt zustimmen müsste, sei gar nicht erst eingeschaltet worden, sagten zwei Insider.
Deutsche Bank und Commerzbank wollten sich nicht zu den Informationen äußern. Das "Manager Magazin" hatte als erstes über Überlegungen in der Deutschen Bank zu einer Fusion mit der Commerzbank berichtet, das Magazin "Bilanz" berichtete, dass es bereits Gespräche auf höchster Ebene gegeben habe. Die plötzlich aufgeflammte Fusionsfantasie trieb die gebeutelten Aktien beider Institute um jeweils knapp vier Prozent nach oben. Beide waren damit die größten Kursgewinner im Dax. Die Bank ist an der Börse gerade noch 18 Milliarden Euro wert, die Commerzbank weniger als acht Milliarden.
Für die Deutsche Bank hätten Vorstandschef John Cryan und Finanzvorstand Marcus Schenck an den Gesprächen teilgenommen, sagte ein Insider. Auf der "Handelsblatt"-Tagung "Banken im Umbruch" erteilte Cryan Fusionsplänen mit der Commerzbank aber eine vorläufige Absage: "Wir wollen die Deutsche Bank eigentlich kleiner und einfacher machen." Sein Commerzbank-Kollege Martin Zielke sagte, Spekulationen über einen Zusammenschluss mit der Deutschen Bank seien "müßig". Zielke, seit Mai am Ruder, will im Herbst eine neue Strategie für die Commerzbank präsentieren. Wie bei der Deutschen Bank dürfte Sparen im Vordergrund stehen.
Zielke und Cryan waren sich aber einig in der Analyse, dass es in Deutschland zu viele Banken gebe. Der Deutsche-Bank-Chef sprach sich erstmals offen dafür aus, dass Banken ihre Kräfte bündeln. "Wir brauchen weitere Zusammenschlüsse - auf nationaler Ebene, aber eben auch über die Landesgrenzen hinweg", sagte der Brite. "Nur dann können wir auf Dauer wirtschaftlich arbeiten. Und nur dann können wir international mithalten." In Europa müsse die "Kleinstaaterei" ein Ende haben.
Doch die lange erwartete Welle von Zusammenschlüssen unter den europäischen Banken ist über Gedankenspiele unter den Top-Managern bisher nicht hinausgekommen. Die Debatte darüber, dass die europäischen Banken gerade im Vergleich zu den US-Rivalen nicht schlagkräftig genug sind, schwelt schon länger. Wegen der wohl noch Jahre anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) stehen die Institute diesseits des Atlantiks besonders unter Druck, während die US-Notenbank Federal Reserve schon wieder eine Zinserhöhung diskutiert.
Doch viele Analysten bemängeln, zahlreiche Probleme der europäischen Institute seien auch hausgemacht. So hätten sie nach der Finanzkrise viel zu langsam ihre Bilanzen aufgeräumt und ihre Kapitaldecke gestärkt. Bei den deutschen Großbanken ist die Lage besonders brisant, sie fallen im internationalen Vergleich in Sachen Rendite und Börsenwert immer weiter zurück. Eine Industriepolitik für den Finanzsektor gibt es nicht, obwohl die Bundesregierung über ihre Beteiligung an der Commerzbank ein gewichtiges Wort dabei mitreden könnte, kritisieren Experten.
ERSTMAL MIT SICH SELBST BESCHÄFTIGT
Cryan, der die Deutsche Bank seit Juli 2015 führt, machte kein Hehl daraus, dass sie vom Branchenprimus zum Sorgenkind geworden ist. Den Anfang bei der Konsolidierung müssten daher die kleineren Häuser machen. Die Deutsche Bank habe noch sehr viele Hausaufgaben zu erledigen, ehe sie wieder an Übernahmen oder Fusionen denken könne. Dazu zählen die Abarbeitung milliardenschwerer Rechtsstreitigkeiten, die Stärkung der Kapitalpuffer und der Verkauf der Postbank - damit der Konzern wie geplant schrumpfen kann, um die strengeren Anforderungen der Regulierer zu erfüllen.
Sobald die Rosskuren beendet sind, seien Fusionen unter Großbanken durchaus möglich, sagen Analysten. Derzeit müsse die Deutsche Bank noch aufpassen, dass sie angesichts des Verfalls des Aktienkurses nicht selbst zum Übernahmeziel werde. Aber mittelfristig sei etwa ein Zusammengehen auf Augenhöhe mit der Credit Suisse (SIX:CSGN) möglich. Deren Verwaltungsratschef Urs Rohner erteilte solchen Überlegungen auf der Konferenz jedoch eine Absage. Der Plan würde schon an den Regulierern scheitern. "Das ist ein Ding der Unmöglichkeit".
Geschrieben von: Reuters
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