Britischer Zinsentscheid hält Anleger in Atem

Reuters

Veröffentlicht am 29.07.2016 15:11

Britischer Zinsentscheid hält Anleger in Atem

- von Hakan Ersen

Frankfurt (Reuters) - Die Zinsentscheidung der Bank von England (BoE) wird in der neuen Woche Experten zufolge für reichlich Diskussionsstoff an den Börsen sorgen.

Außerdem warteten Investoren gespannt auf die US-Arbeitsmarktdaten. Mitten in der traditionell umsatzarmen Feriensaison dürften die Anleger nach Einschätzung von Börsianern aber eher Gewinne mitnehmen, als ihre Depots aufzufüllen. Daran ändere auch die ihrem Höhepunkt zustrebende Bilanzsaison nichts.

"Der Dax legte zuletzt eine fulminante Rally auf das Börsenparkett und notiert in der Zwischenzeit sogar höher als am Vorabend des Brexit-Referendums", betont LBBW-Analyst Uwe Streich. "Angesichts der bevorstehenden Phase, welche historisch betrachtet klar die schlechteste Zeit des Jahres für Aktienanlagen war, dürfte es daher nicht die schlechteste Idee sein, die Gewinne der vergangenen Wochen mitzunehmen und an der Börse erst einmal 'Urlaub' zu machen."

Im Vergleich zu seinem Tief unmittelbar nach der Volksabstimmung Ende Juni hat der deutsche Leitindex etwa zwölf Prozent zugelegt - knapp zwei Prozent davon in der alten Woche. Der Londoner Auswahlindex FTSE kletterte in den vergangenen Tagen sogar von einem Zwölf-Monats-Hoch zum nächsten.

MACHT DIE BOE EHER MEHR ODER EHER WENIGER?

Von der britischen Notenbank seien keine größeren Impulse für die Börsen zu erwarten, betont Commerzbank-Analyst Peter Dixon. Er rechnet damit, dass die britischen Währungshüter den Schlüsselsatz am Donnerstag um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent senken. "Aber auch ein kleinerer Schritt ist nicht auszuschließen, da die Zinsen mit Annäherung an die Nullgrenze zunehmend nur noch Signalwirkung haben." Andere Volkswirte sagen dagegen eine Absenkung auf null Prozent voraus.

Die von einigen Börsianern erhofften neuerlichen Wertpapierkäufe der Notenbank als Reaktion auf eine mögliche Rezession wegen des geplanten Ausstiegs Großbritanniens aus der EU hält Dixon für unwahrscheinlich. Erstens habe die Notenbank die Kapitalregeln für Banken bereits gelockert, damit diese mehr Geld für Kredite zur Verfügung hätten. "Zweitens dürften sich die Zentralbankratsmitglieder noch etwas Pulver für den Fall trocken halten, dass die Konjunktur stärker einbricht. Schließlich macht ein Aufschub um ein bis zwei Monate wegen der verzögerten Wirkung der Geldpolitik kaum einen Unterschied."

US-ARBEITSMARKT IM BLICK - FLUT VON FIRMENBILANZEN