Autobauer loten neue Freiheiten in China aus

Reuters

Veröffentlicht am 25.04.2018 14:25

Autobauer loten neue Freiheiten in China aus

- von Ilona Wissenbach und Jan Schwartz

Peking/Hamburg (Reuters) - Die westlichen Autobauer laufen sich für die neuen Freiheiten auf dem wichtigen Markt China warm.

Als erstes wagt sich BMW (DE:BMWG) aus der Deckung: Die Münchner denken über den Export von Autos aus der Volksrepublik nach. Konzernchef Harald Krüger blieb am Mittwoch auf der Automesse in Peking zwar noch vage - auch um die heimischen Partner nicht vor den Kopf zu stoßen, mit denen alle Autobauer in China per Dekret verbandelt sind. Doch sein Finanzvorstand Nicolas Peter wurde im Reuters-Interview konkreter und erklärte, BMW werde womöglich in zwei Jahren erstmals Elektroautos zusammen mit seinem chinesischen Partner Brilliance exportieren. Die Entscheidung solle in den nächsten Monaten fallen.

China hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass der Zwang zur Ehe mit einer chinesischen Partnerfirma bis 2022 abgeschafft wird. Die sich anbahnende Marktöffnung - die auch als Reaktion auf den Handelsstreit mit den USA gilt - ist nun eines der wichtigsten Themen an den Messeständen in Peking, wo sich die Branche noch bis zum 4. Mai versammelt. Nach Einschätzung von Experten wünschen sich die ausländischen Autohersteller schon lange sehnlichst, auf dem hochprofitablen chinesischen Markt weniger staatlichen Zwängen zu unterliegen. Dazu gehört die Möglichkeit, eigene Werke hochzuziehen und Fahrzeuge sowohl zu exportieren, als auch verstärkt aus Werken in anderen Ländern zu niedrigeren Zöllen zu importieren.

Anders als der Oberklasse-Hersteller BMW, der auch zu den größten Exporteuren aus den USA gehört, halten sich die anderen Autobauer zu ihren Plänen nach außen aber noch bedeckt. Daimler (DE:DAIGn) betonte, mit seinen bestehenden Partnerschaften zufrieden zu sein und daran nichts ändern zu wollen. "Wir sind sehr erfolgreich zusammen und wollen das auch bleiben", sagte Vorstandschef Dieter Zetsche. Wenn sich die Bedingungen 2022 änderten, werde Daimler als erstes mit seinen Partnern BAIC und BYD sprechen. Volkswagen (DE:VOWG) sieht nach offiziellem Bekunden ebenfalls keinen Anlass, etwas an der in Jahrzehnten gewachsenen Kooperation mit seinen Joint-Venture-Partnern FAW und SAIC zu ändern. Wichtiger sei das politische Signal Chinas, dem Wettbewerb in der Wirtschaft mehr Luft zu lassen, erklärte China-Chef Jochem Heizmann.

Eine Abnabelung, sollte sie von den Ausländern überhaupt erwogen werden, wird nach Ansicht von Analysten auch nicht von heute auf morgen kommen. Denn die Zusammenarbeit in den Gemeinschaftsunternehmen ist für Volkswagen, Daimler & Co auch mit vielen Vorteilen verbunden. Durch die engen Kontakte in die staatlichen Behörden erfahren die westlichen Hersteller früh etwa von neuen Umweltvorgaben und können sich so darauf einstellen. Andererseits müssen sie die oft üppigen Gewinne mit ihren Joint-Venture-Partnern teilen.

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