"Ewige Rivalen" E.ON und RWE feiern Innogy-Deal

Reuters

Veröffentlicht am 14.03.2018 06:57

"Ewige Rivalen" E.ON und RWE feiern Innogy-Deal

- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Essen/Berlin (Reuters) - Am Ende kam es sogar noch zum Austausch der Kugelschreiber: E.ON-Chef Johannes Teyssen strahlte mit dem blauen RWE-Stift ebenso in die TV-Kameras wie RWE-Boss Rolf Martin Schmitz mit dem bunten E.ON-Kuli.

"Das ist eine Transaktion, die nur Gewinner hat", sagte der RWE-Chef auf der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Dienstag in Essen zum Thema Innogy-Zerschlagung. Die Aufsichtsräte der beiden Energieriesen hatten die Pläne zuvor abgesegnet. Wenn die Wettbewerbshüter mitspielen, wollen sich die einstmals "ewigen Rivalen" schon bald an die Neuordnung des heimischen Marktes machen. Und bereits jetzt ist klar: Im E.ON-Lager könnten bis zu 5.000 Jobs wegfallen.

Bis Ende 2019 soll die erst vor zwei Jahren gegründete RWE-Ökostromtochter Innogy zerlegt sein: E.ON (DE:EONGn) will das Vertriebs- und Netzgeschäft übernehmen und RWE (DE:RWEG) das Ökostromgeschäft von Innogy und E.ON. Während E.ON danach um die 70.000 Beschäftigte haben dürfte, käme RWE auf knapp 23.000.

E.ON-Chef Teyssen versuchte, die verunsicherten Innogy-Mitarbeiter zu umgarnen: "Wir haben großen Respekt vor ihrer Leistung", sagte er. Zusammen mit den E.ON-Beschäftigten entstehe eine "starke, leistungsbereite und kreative Mannschaft". Mittelfristig erwarte E.ON großartige Entwicklungschancen, die im kommenden Jahrzehnt tausende neue Arbeitsplätze in Essen, Deutschland und Europa schaffen können. "Selbstverständlich werden wir während der gesamten Phase der Veränderung eng und vertrauensvoll mit den Arbeitnehmervertretern zusammenarbeiten", versprach er.

Am späten Dienstagabend erklärte Innogy, man nehme den Vorgang zur Kenntnis. "Der Vorstand der Innogy SE wird das Angebot prüfen und zu gegebener Zeit dazu Stellung nehmen", hieß es. "In der Zwischenzeit bitten wir die Aktionäre der Gesellschaft nachdrücklich, nichts zu unternehmen und insbesondere ihre Aktien nicht zu verkaufen."

Verdi unterstützt die Pläne zwar im Grundsatz, fordert aber Sicherheit für die Beschäftigten. "Die mit der Transaktion stattfindende Neuordnung des Energiemarktes in Deutschland muss nach Ansicht von Verdi für die Beschäftigten der betroffenen Unternehmen Arbeitsplatz- und Tarifsicherheit beinhalten", sagte das Mitglied des Bundesvorstands der Gewerkschaft, Andreas Scheidt, zu Reuters. Der angekündigte Arbeitsplatzabbau müsse sozial abgefedert sein, ohne betriebsbedingte Kündigungen. Scheidt ist auch stellvertretender Aufsichtsratschef von E.ON. Auch die Gewerkschaft IG BCE fordert den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Bei RWE soll es im Zusammenhang mit der Transaktion keinen Stellenabbau geben.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

"DOLLAR-ZEICHEN IN DEN AUGEN"

Die beiden Chefs von E.ON und RWE ließen sich die Feierstimmung am Dienstag aber nicht verderben und gaben sogar Einblick, wie der am Wochenende überraschend angekündigte Deal zustandegekommen ist. "Wir haben miteinander geredet. Da kommt man auf gute Ideen", entgegnete Teyssen etwa lächelnd auf die Frage, wer die Idee zuerst gehabt habe. Das Innogy-Management, darunter der im Dezember geschasste Ex-Chef Peter Terium, sei nicht eingeweiht gewesen. Schmitz wiederum frohlockte angesichts der künftigen Beteiligung von knapp 17 Prozent an E.ON. "Sie glauben nicht, was ich mich schon jetzt über die Kurssteigerungen freue", sagte der Rheinländer. "Da leuchten bei mir jetzt schon die Dollar-Zeichen in den Augen." Aufstocken dürfe RWE die Beteiligung nach der Vereinbarung allerdings nicht. Auch ein Verkauf an einen Wettbewerber gehe nicht.

Immer wieder hatte es in den vergangenen Monaten geheißen, auch ausländische Konzerne seien an Innogy interessiert. So berichteten Insider, dass RWE vor Weihnachten kurz vor einer Einigung mit dem spanischen Versorger Iberdrola (MC:IBE) gestanden habe. Schmitz bestätigte, auch mit vielen anderen über die Tochter gesprochen zu haben. Die Gespräche mit E.ON seien dann recht schnell gelaufen. Der Deal sei finanziell und strategisch die beste Lösung.

MILLIARDEN-GEWINNE UND STEIGENDE DIVIDENDEN