Asiens Batteriehersteller erobern Markt in Europa

Reuters

Veröffentlicht am 08.06.2018 13:14

Asiens Batteriehersteller erobern Markt in Europa

- von Christoph Steitz und Eric Onstad

Frankfurt/Stockholm (Reuters) - Während die Europäer noch Allianzen schmieden und Aktionspläne verkünden, wird die Liste der Konkurrenten aus Asien in der Batterie- und Zellproduktion immer länger: So erklärte kürzlich der chinesische Elektroautobauer BYD (Build Your Dreams), über eine Zellproduktion in Europa nachzudenken.

"Wir ziehen die Produktion von Batteriezellen außerhalb Chinas in Betracht und das schließt Europa ein", sagte Julia Chen, Vertriebschefin von BYD Batteries der Nachrichtenagentur Reuters. Es gehe sowohl um Batterien für Elektroautos als auch um häusliche Stromspeicher. Auch CATL (Contemporary Amperex Technology Co) aus China und die großen Anbieter aus Korea, LG Chem, Samsung SDI und SK Innovation, sowie GS Yuasa aus Japan bereiten die Produktion von Zellen vor, die in den kommenden Jahren die Elektroautos von Volkswagen (DE:VOWG_p), Daimler (DE:DAIGn) oder BMW (DE:BMWG) antreiben könnten.

Die von der Europäischen Kommission im Herbst 2017 angestoßene Initiative, mit europäischen Unternehmen der Auto- und Chemieindustrie eine Batteriezellfertigung auf die Beine zu stellen, kommt unterdessen nur langsam voran. Die Zellen sind das Herz der Batterien, sie sind für die Reichweite entscheidend. Bis 2025 könnten nach EU-Schätzung zehn bis zwanzig große Zellfabriken gebraucht werden - für ein Marktvolumen von dann 250 Milliarden Euro. Mitte Mai veröffentlichte EU-Energiekommissar Maros Sefcovic einen Aktionsplan, mit dem Forschung und Entwicklung gefördert, Rohstoffbeschaffung oder Finanzierung geprüft werden sollen. "Wir müssen schnell sein, weil wir in einem globalen Rennen sind", sagte Sefcovic in Brüssel. "Wir müssen die technologische Abhängigkeit von der Konkurrenz verhindern."

DREI EUROPÄISCHE PROJEKTE

Bisher gibt es aber erst drei Initiativen in Europa: Das schwedische Start-up Northvolt will mit Unterstützung von Siemens (DE:SIEGn), ABB (S:ABBN) und der VW-Tochter Scania im kommenden Jahr mit der Zellforschung beginnen. Produktionsstart einer Fabrik soll Ende 2020 sein, bis 2023 soll sie eine Kapazität von 32 Gigawattstunden erreichen bei einem Investment von fünf Milliarden Dollar.[nL5N1SW2RD] Ebenfalls erst mit der Entwicklung beschäftigt sich Saft in Frankreich, eine Batterietochter des Ölkonzerns Total (PA:TOTF), den auch Siemens, Manz (DE:M5ZG) und die belgische Solvay (BR:SOLB) unterstützen. Die deutsche Neugründung TerraE hat 19 Unternehmen und Forschungseinrichtungen hinter sich geschart, darunter ThyssenKrupp (DE:TKAG) und die Deutsche Post (DE:DPWGn) mit ihrem Elektrotransporter Streetscooter. Die erste Fabrik soll Ende 2019 die Arbeit aufnehmen an einem Standort in Deutschland - die Produzenten aus Asien bevorzugen zumeist Polen oder Ungarn.

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Manche Investoren beobachten den Einstieg der Europäer unterdessen mit Skepsis. Sie haben noch gut in Erinnerung, wie Milliardeninvestitionen in europäische Solarfabriken in den Sand gesetzt wurden, weil sie gegen billige Importe aus China chancenlos waren. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund entschied sich der größte Autozulieferer Bosch[ROBG.UL] nach reiflicher Überlegung gegen den Einstieg in die Batteriezellproduktion, die nach Schätzung der Schwaben 20 Milliarden Euro an Investitionen verschlingen würde.[nL8N1QI6EM] "Ich glaube nicht, dass irgend jemand in Europa gegen die Asiaten konkurrieren kann", sagt Gerard Reid von der auf Energie- und Technologiefirmen spezialisierten Beratung Alexa Capital.

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