Anleger schauen mit Spannung auf die USA

Reuters

Veröffentlicht am 08.01.2017 12:54

Anleger schauen mit Spannung auf die USA

- von Hakan Ersen und Patricia Uhlig

Frankfurt (Reuters) - Das Schicksal des Dax entscheidet sich in der neuen Woche wieder einmal jenseits des Atlantiks.

"Die Wirtschaft in den USA bleibt das zentrale Thema", sagt Aktienmarktstratege Tobias Basse von der NordLB. Erste US-Konzerne präsentieren ihre Bilanzen für 2016, zudem erwarten Analysten einen starken Anstieg der Einzelhandelsumsätze. Das könnte dem Dow-Jones-Index den seit langem ersehnten Sprung über die noch nie erreichte Marke von 20.000 Punkten ermöglichen, den er am Freitag trotz neuen Rekordhochs hauchdünn verpasste. Für den Dax stehen die Vorzeichen deshalb nach Ansicht von Basse günstig - zumindest für die neue Woche. "Die grundsätzlich positive Stimmung sollte kurzfristig anhalten."

Das mehrfache Scheitern des Dow Jones an der psychologisch wichtigen Marke nahm den Dax-Anlegern zuletzt den Wind aus den Segeln. Der deutsche Leitindex startete mit kräftigen Gewinnen in die erste Handelswoche 2017, dümpelte dann aber tagelang vor sich hin. Auf Wochensicht legte er rund ein Prozent auf 11.599 Punkte zu.

Experten hoffen nun auf Impulse von der US-Konjunktur. "Die Einzelhandelsdaten sollten anzeigen, dass der private Konsum ein wichtiger Treiber der konjunkturellen Belebung in den USA bleibt", sagt Volkswirt Christoph Balz von der Commerzbank (DE:CBKG). Von Reuters befragte Experten erwarten bei den Einzelhandelsumsätzen am Freitag einen Zuwachs von 0,4 Prozent im Dezember nach zuletzt 0,1 Prozent. Balz und NordLB-Spezialist Basse sind noch zuversichtlicher und sagen einen Anstieg von 0,7 Prozent voraus. Am Freitag steht auch das von der Universität Michigan erstellte Barometer für die Stimmung der US-Verbraucher im Terminkalender.

Diesseits des Atlantik konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Zahlen zur europäischen Industrieproduktion im November sowie zum deutschen Wirtschaftswachstum 2016 (jeweils am Donnerstag).

AUTOBRANCHE ZITTERT VOR TRUMP

Für reichlich Gesprächsstoff sorgt auch in der neuen Woche die Geldpolitik. Zahlreiche führende US-Notenbanker treten öffentlich auf und Börsianer werden ihre Worte auf die Goldwaage legen. Sie versuchen herauszuhören, wie in den USA die Notenbank Federal Reserve (Fed) auf den künftigen Präsidenten Donald Trump und sein geplantes Konjunkturprogramm reagieren wird. Trump übernimmt sein Amt am 20. Januar.

Mit diversen Tweets über einzelne Unternehmen sorgte der 70-Jährige bereits für heftige Kursschwankungen. Jüngstes Beispiel war Toyota: Dem japanischen Autobauer drohte er mit hohen Strafzöllen, sollte er Fahrzeuge für die USA in Mexiko produzieren. Die Aktie sackte ab und zog Nissan (T:7201) und VW nach unten. Ford gab nach einem Trump-Tweet bekannt, ein geplantes Werk in Mexiko doch nicht zu bauen.

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Auch die deutschen Autobauer verfolgen daher mit Spannung, ob Trump seine Strafzoll-Drohungen wahr macht. Denn Volkswagen (DE:VOWG), BMW (DE:BMWG) und Daimler (DE:DAIGn) stecken Milliarden in neue Werke in Mexiko. Auf der anderen Seite versprach der Immobilien-Milliardär der Autobranche im Wahlkampf geringere Umweltauflagen. Die in die Jahre gekommene Automesse in Detroit, die in der neuen Woche stattfindet, kehrt deshalb zu altem Glanz zurück.