ANALYSE-Kein Partner in Sicht - Twitter droht hartes Singledasein

Reuters

Veröffentlicht am 23.10.2016 10:25

ANALYSE-Kein Partner in Sicht - Twitter droht hartes Singledasein

- von Liana B. Baker und Jim Finkle

San Francisco/Boston (Reuters) - Es hätte so schön werden können: Twitter stellte sich zum Verkauf - und lauter Traumpartner standen Schlange.

So zumindest schien es zunächst. Als Interessenten wurden Branchengrößen gehandelt wie die Google-Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Apple (NASDAQ:AAPL), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Walt Disney (NYSE:DIS) und der SAP-Rivale Salesforce (NYSE:CRM). Doch dann sickerte durch, dass einer nach dem anderen sich gegen die Übernahme entschied. Der erhoffte Käufer ist also nicht in Sicht. Der Kurznachrichtendienst muss vorerst alleine klarkommen. Experten sagen ihm ein hartes Singledasein voraus.

Demnach könnte Twitter sich zu einem Weg gezwungen sehen, den aufstrebende Technologiefirmen für gewöhnlich scheuen wie der Teufel das Weihwasser: ein Sparkurs mit Stellenstreichungen. "Es werden beherzte Schritte nötig sein", sagt Management-Professor David Hsu von der Universität Pennsylvania. "Um Twitters Kerngeschäft als Werbe- und Kurznachrichtenplattform aufrechtzuerhalten, braucht man nur eine sehr schmale Belegschaft."

Auch Analyst Robert Peck von der Investmentbank SunTrust legt einen Arbeitsplatzabbau nahe. Wenn das Unternehmen aus San Francisco seine Mitarbeiterzahl von derzeit knapp 4000 um zehn Prozent reduziere, könne es etwa 100 Millionen Dollar jährlich einsparen, rechnet er vor. Doch massive Kürzungen bergen auch ein erhebliches Risiko: Sie könnten dem Firmenimage schaden und heiß begehrte Nachwuchstalente künftig davon abhalten, bei dem Konzern anzuheuern.

Quo vadis, Twitter, wohin geht die Reise? Antworten werden vom Management bereits am kommenden Donnerstag erwartet, wenn die aktuellen Quartalszahlen anstehen. Der Kurznachrichtendienst steckt wirtschaftlich in einer Zwickmühle. Er ist zwar beliebt, häuft aber immer weiter Verluste an. In den vergangenen Jahren hat er massiv in Produktentwicklung und Marketing investiert. Doch die Zahl der aktiven Nutzer tritt mittlerweile auf der Stelle. Sie liegt mit über 300 Millionen im Monat deutlich hinter dem Online-Netzwerk Facebook (NASDAQ:FB) und dessen Tochter Instagram zurück.

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