Ölpreis verharrt auf niedrigem Niveau

 | 30.08.2014 10:17

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

das Rohöl der Nordsee-Sorte Brent kostet aktuell 102,80 US-Dollar je Barrel. Damit notiert der Energieträger rund zehn Prozent niedriger als noch vor sechs Wochen. Selbst die Zuspitzung des Russland-Ukraine-Konflikts verteuerte das Öl nicht. Die Talfahrt der Notierung könnte dennoch bald beendet werden. Sinkende Ölpreise trotz Krisenherde
In früheren Zeiten reagierten die internationalen Rohstoff-Börsen sehr sensibel auf jegliche Nachrichten, die eine Angebotsverknappung des Energieträgers zur Folge haben könnten. Der Konflikt an der Grenze zwischen Russland und der Ukraine hätte zweifelsohne einen deutlichen Preisschub losgelöst. Heute sieht die Lage auf dem Ölmarkt allerdings sehr viel entspannter aus: Die steigenden Fördermengen aus anderen Teilen der Erde kompensieren die Risikoaufschläge der verschiedenen Krisenherde.
Bereits mehrfach hatte ich an dieser Stelle berichtet, welchen Einfluss der Fracking-Boom in den USA auf die Rohstoff-Märkte hat. Erstmals seit einer halben Ewigkeit entwickelt sich Amerika vom Öl-Importeur zum Exporteur.
Aber auch in anderen Teilen der Welt weitet sich die Angebotsseite des Rohöls aus, was die Preise unter Druck setzt. Beispiel: Erst kürzlich wurde bekannt, dass Libyen nach Angaben des nationalen Ölkonzerns seine Förderung um eine Million Barrel pro Tag steigern könnte. Durchwachsene Signale der Weltwirtschaft
Die Ölpreise sind natürlich in erster Linie von der wirtschaftlichen Entwicklung rund um den Globus abhängig, schließlich gilt das schwarze Schmiermittel in vielen Branchen weiterhin als unverzichtbar. Vor diesem Hintergrund sollte man meinen, dass die anhaltende Erholung der US-Wirtschaft eine steigende Nachfrage nach Öl mit sich bringt. Tut sie auch. Die Wirtschaft in den USA ist im zweiten Quartal tatsächlich weiter gewachsen, jedoch wird die erhöhte Nachfrage nach Öl durch die eigene Förderausweitung gedeckt.
In Europa schwächt sich die Konjunktur dagegen weiter ab. Italien und Frankreich bleiben die Sorgenkinder der Euro-Zone und auch in anderen Ländern läuft es alles andere als rund.
Selbst in Deutschland ist die Manager- und Verbraucherstimmung zuletzt deutlich gefallen. Die verschiedenen geopolitischen Krisen sowie die Sanktionen für deutsche Unternehmen bezüglich des Handels mit Russland werden diese Stimmung eher weiter verschlechtern. Vor diesem Hintergrund dürfte sich die Nachfrage nach Rohöl in Europa kaum ausweiten. Charttechnik: Etabliert sich eine neue Seitwärtsbewegung?
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung des Rohöls der Nordsee-Sorte Brent seit Anfang 2014 dargestellt (in US-Dollar je Barrel):