Öl rutscht wieder / Technisches Dreieck nach unten aufgelöst

 | 07.07.2015 14:59

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
nachdem sich die Ölpreise im Mai und Juni eher schwankungsarm präsentierten, geht es aktuell wieder richtig zur Sache. Das Öl der Nordsee-Sorte Brent hat gestern 6,3 Prozent an Wert verloren und notiert bei 56,73 Dollar je Barrel (159 Liter). Das amerikanische Öl der Sorte WTI büßte 5,1 Prozent ein und kostet nur noch 52,73 Dollar je Barrel. Seit Anfang Juli beträgt das Kursminus rund zehn Prozent. Was ist los am Rohölmarkt? Überversorgung ohne Ende
Die Rohölpreise notierten zuletzt vier Tage in Folge mit dicken Minuszeichen. Verantwortlich hierfür waren vor allem die neuesten Daten vom US-Ölmarkt. Demnach hat die Bohraktivität in Amerika trotz der sehr niedrigen Ölpreise wieder zugenommen. Nachdem die Anzahl der aktiven Bohrtürme in den USA zuletzt konstant gefallen war, zeichnet sich nach den jüngsten Daten eine Trendwende ab. Erstmals seit Jahresbeginn stieg die Anzahl der Fördertürme wieder (um 12 auf 642 Rigs).
Dazu belastete die Ankündigung des Iran, die Fördermenge im Fall einer Einigung im Atomstreit (und damit verbunden einer Verringerung der Sanktionen) massiv zu erhöhen. Experten schätzen, dass die Verhandlungsgruppe bald eine 10-Jahres-Lösung im andauernden Nuklearstreit mit dem ölreichen Land vorlegen wird. Tritt das Abkommen tatsächlich in Kraft, möchte der Iran seine Ölexporte verdoppeln.
Insgesamt gesehen zeigt sich deutlich, dass die seit über einem Jahr anhaltende Überversorgung des Marktes weiterhin Bestand hat. Seit der Asienkrise im Jahr 1997 hat es solch einen langen Überschuss-Zeitraum nicht mehr gegeben. Aktuell sieht es nicht danach aus, dass das Angebot gedrosselt wird. Im Gegenteil, das OPEC-Land Saudi-Arabien fördert mehr und mehr Öl und scheint den Marktanteil (auch gegenüber dem Konkurrenten Iran) weiter ausbauen zu wollen. Die historische Ölschwemme scheint bislang kein Ende zu nehmen. Chartanalyse: Seitwärtsbewegung nach Süden verlassen
In der letzten Analyse hatte ich bereits auf das charttechnische Dreieck beim WTI-Öl hingewiesen. Nach der Zwischenerholung im April pendelten die Ölpreise in relativ geringer Schwankungsbreite um 60 Dollar umher. Das beschriebene Dreieck wurde Ende Juni wie erwartet nach unten verlassen. Wie immer bei einem charttechnischen Ausbruch war die Reaktion auch dieses Mal wieder sehr deutlich - die jüngsten Kursverluste hatten sich angekündigt.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung des WTI-Öls seit Februar 2015 dargestellt (in US-Dollar je Barrel):