Zum Geburtstag - eine Würdigung des DAX

 | 03.07.2018 12:03

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

am 1. Juli 1988 wurde mit dem Deutschen Aktien-Index (DAX) ein offizieller Aktienindex für den deutschen Markt geschaffen. Sein nun 30-jähriges Bestehen möchte ich zum Anlass nehmen, den DAX und seine Väter kritisch zu würdigen.
Der DAX und seine Familie

Durch den DAX gab es nun für die Anleger eine offizielle Benchmark, mit „amtlichen“ Siegel der Börse. Unbedingt gebraucht hätte man das nicht, denn es existierten mit dem direkten Vorläufer des DAX, dem Index der Börsen-Zeitung und mit dem damals noch bekannteren FAZ-Index bereits zwei weit verbreitete Börsenbarometer für Deutschland. So handelt es sich auch bei dem bekanntesten Aktienindex, dem Dow Jones Industrial Average (oder einfach der „Dow Jones Index“) nicht um ein Produkt der Börse. Er wird vom Wall Street Journal veröffentlicht, der sogar immer noch über die Indexzusammensetzung entscheidet.

Doch der DAX und vor allem die ganze DAX-Familie sind eine Erfolgsgeschichte. So besitzt der Dow Jones mit dem Transport- und dem Versorger-Index gerade einmal zwei Brüder, die alle drei im Composite-Index zusammengefasst sind. Dazu kommen noch zwei Indexvarianten, und zwar ein Total-Return-Index (inklusive Dividenden) und ein Net-Total-Return-Index (inklusive Dividenden abzüglich Steuerabzug). Das macht insgesamt ein Dutzend Mitglieder für die Dow Jones-Familie.

Dagegen gibt es neben dem MDAX, SDAX, und TecDAX noch rund 700 (!) weitere Familienmitglieder in der DAX-Familie. Dazu zählen noch diverse Branchenindizes und Sonderformen, wie Div(idenden)DAX, ÖkoDAX und SaisonalDAX, bis hin zu regionalen und Länderindizes aus aller Welt. Diese wiederum gibt es oftmals noch als Kurs- oder Performanceindizes (also inklusive Dividenden) sowie zum Teil als Short-Variante oder auch gehebelt.

Die Besonderheit des DAX

Der einfache Anleger beschränkt sich normalerweise auf zwei bis drei Klassiker, also DAX, MDAX und wahlweise TecDAX oder SDAX. Und er freut sich über eine stattliche Rendite seit Auflegung des DAX von 8,2 % Rendite pro Jahr. Viel mehr konnte auch der Dow Jones mit 8,4 % p.a. in US-Dollar und sogar „nur“ 8,1 % p.a. in Euro nicht erreichen.

Doch hier ist es schon an der Zeit für einen Wermutstropfen, denn die DAX-Rendite ist geschönt. So handelt es sich beim DAX im Gegensatz zu allen anderen großen Indizes um einen Performance-Index. Das heißt die Dividenden sind inklusive und erhöhen dadurch die Rendite. Als einfacher Kursindex – wie Dow Jones, Euro STOXX 50, Nikkei usw. – erreicht der DAX nur noch 5,5 % p.a. Das ist nicht schlecht, aber auch nicht mehr weit weg vom viel gescholtenen, weil vermeintlich chronisch schwachen, Euro STOXX 50 (5,1 % p.a.).

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Aber zum Glück gibt es von DAX-Fans noch einen „Geheimtipp“: Man soll auf den MDAX setzen, nicht auf den DAX. Denn hier sammeln sich die agilen „Mittelständler“ und Perlen des Rückgrats der deutschen Wirtschaft und nicht die unbeweglichen „Dickschiffe“ der deutschen Konzerne wie im DAX. Und tatsächlich liegt der DAX schon weit hinter dem MDAX zurück.

Lieber MDAX als DAX?

So steht der MDAX aktuell bei 25.692 und damit mehr als doppelt so hoch wie der DAX bei 12.234 Punkten. Da beide Indizes zum 30.12.1987 auf 1.000 Punkte festgesetzt wurden, kann man diesen Vergleich tatsächlich so anführen. Vergleicht man dann die entsprechenden Kursindizes, steht der MDAX sogar mehr als 2,5-mal höher als der K-DAX. (Die DAX-Unternehmen bringen also die höheren Dividenden, was für Anleger wichtig sein könnte, denen es um die Ausschüttungen geht.)

Doch man sollte solchen Statistiken zunächst misstrauen und auch in diesem Fall stellt sich heraus, dass meine Skepsis berechtigt ist. Dafür werfen wir einfach einen Blick auf den folgenden Chart: