Zinsentscheidung der Fed: 3 Szenarien für den Dollar

 | 31.07.2019 16:51

Zum ersten Mal seit der globalen Finanzkrise dürfte die Fed den Zinssatz um 25 Basispunkte absenken. Das wäre keine Überraschung, da die Märkte den Zinsschritt seit Wochen völlig eingepreist haben, seit dem geldpolitischen Statement der letzten Sitzung im Juni. Die Fed gibt uns keinerlei Grund etwas anderes als eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt zu erwarten, sodass die Änderung des Leitzinsen der den Markt am wenigsten bewegende Bestandteil der Verlautbarung des Offenmarktausschusses (FOMC) sein dürfte. Stattdessen werden die Dollar-Händler sich vor allem für die Stimmverteilung und den Richtungsausblick interessieren. Wir haben eine Reihe von Gründen zur Annahme, dass die Fed signalisieren wird, dass die vorbeugende Zinssenkung in dieser Woche alles ist, was in diesem Jahr notwendig werden dürfte. Als die Zentralbank im Juni zur Geldpolitik entschied, hatte sie klargemacht, dass ihr Handeln von den hereinkommenden Daten abhängen wird. Wirft man einen Blick auf die Tabelle unten, dann sieht man, dass die Konjunktur im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor sich verlangsamt hat, aber der Report zur Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft vom Juni eine starke Erholung des Jobwachstums zeigte. Auch sind die Kernumsätze des Einzelhandels schneller gestiegen und an den Aktienmärkten gab es neue Rekordstände. Eine Reihe von Notenbankern der Fed haben ihre Unterstützung für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte deutlich gemacht, aber viele von ihnen haben den Schritt als Präventivmaßnahme beschrieben und als Risikoabsicherung. Sollte Absicherung alles sein, worauf sie aus sind, dann gibt es keinen Grund den Weg für eine weitere Zinssenkungsrunde freizumachen, besonders da die Fed zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiß, ob dies überhaupt nötig werden wird.

Man kann auch Argumente dafür finden, die Tür für eine Zinssenkung um einen weiteren Viertelprozentpunkt offenzulassen. Dem Dot-Plot des letzten Monats nach, bevorzugten mindestens 7 Mitglieder im Juni die Zinsen um 50 Basispunkte zu senken. Mit einer Inflationsrate von rund 1,6% und einem im Juli wahrscheinlich langsameren Stellenwachstum, ist eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt genau das, was die Wirtschaft derzeit braucht. Aber die Ungewissheit, die diesen Schritt veranlasste, bleibt eine Gefahr für die Konjunktur. China und die USA sind einem Handelsabkommen nicht näher gekommen, die Unternehmensinvestitionen gehen weiter zurück und die chinesischen Direktinvestitionen in die USA sind um 90% gefallen. Die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe erreichte ihr schlechtestes Niveau in 32 Monaten wegen der schwächeren Nachfrage und auch das Dienstleistungsgewerbe läuft nicht mehr rund. Die Chancen, dass ein Handelsabkommen in den nächsten zwei oder drei Monaten erreicht werden kann, stehen nicht gut und die andauernde Ungewissheit wird auch in Zukunft Handel und Investitionen bremsen. Während ein völliger Zusammenbruch der Handelsgespräche eine erneute Zinssenkung erzwingen würde, könnte schon dieses langsame Ausbluten der Konjunktur weitere Maßnahmen notwendig machen. Die Realität ist, dass die Tür für eine weitere Lockerung der Geldpolitik offen bleiben muss und Fed-Chef Powell könnte beschließen, dies am Mittwoch klarzumachen.

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Wenn Sie auf das FOMC traden, dann werden die wichtigsten Punkte nach der Zinsentscheidung das Stimmverhalten der Ausschussmitglieder und die Pressekonferenz von Fed-Chef Powell sein.

Szenario 1 – Sollte die Entscheidung einer Senkung um 25 Basispunkte einstimmig gefallen sein (ohne Stimmabweichungen für einen kleineren oder größeren Zinsschritt) und Powell schweigt sich über die Zukunft aus, dann wird der US-Dollar hochschießen. Die größten Gewinne dürften bei den Wechselkursen USD/JPY, USD/CHF und EUR/USD anfallen. Wir wären nicht überrascht, wenn der USD/JPY Kurs in diesem Fall die Marke von 109,50 durchbrechen würde.

Szenario 2 – Sollten 2 oder mehr FOMC-Mitglieder für einen aggressiveren Schritt gestimmt haben und Powell die Tür für weitere Schritte offenlassen, dann wird der Dollar einbrechen und der USD/JPY dürfte unter 107,50 fallen.

Szenario 3 – Und in dem Fall, dass es Abweichler gibt, aber Powell sich unverbindlich zu weiteren Zinssenkungen zeigt, dann wird die Reaktion des Dollars davon abhängen, ob es mehr Abweichler für unveränderte Zinsen oder eine stärkere Senkung gab. Da der Ausblick unsicher ist und die Fed sich nicht festgelegt hat, wird der am Freitag erscheinende Report zur Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft zum Juli, ebenfalls den Markt bewegen.