Aktienbewertung.de | 29.11.2023 14:28
Unwetter- und Kfz-Schäden haben Wüstenrot & Württembergische (W&W) im dritten Quartal die Bilanz verhagelt. So sind die Gewinne im dritten Quartal durch die zuletzt hohen Versicherungsschäden deutlich eingebrochen. Bei der Aktie hinterließ der Gewinnrückgang bislang nur geringfügige Spuren, da es sich im Wesentlichen um außergewöhnliche Belastungen handelt, wie der Konzern mitteilte. Die Aussichten in Bezug auf Neugeschäft und Gewinnentwicklung auf mittlere Sicht sind nach wie vor positiv.
Im ersten Halbjahr sprudelten bei W&W (ETR:WUWGn) (ISIN: DE0008051004) noch die Gewinne. Hier lag das Konzernergebnis bei einem Plus von 161 Mio. EUR – gegenüber einem Minus von 92 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum. Zum Ende der ersten neun Monate dieses Jahres sank der Gewinn jedoch um 44 % auf 101 Mio. EUR (VJ 179,7 Mio.). Für das gesamte Jahr 2023 rechnet das Unternehmen jetzt mit einem Gewinn zwischen 130 und 160 Mio. EUR, was im schlechtesten Fall weniger als die Hälfte des Vorjahres (262 Mio. EUR) wäre. Die ausgewiesenen Erträge von W&W wurden insbesondere durch die Häufung von Elementarschäden und inflationsbedingt deutlich höhere Kosten für die Regulierung von Kfz-Schäden geschmälert.
Ohne diese außergewöhnlichen Belastungen verlief die Geschäftsentwicklung bislang jedoch positiv. So lag die Beitragssumme in der Schaden- und Unfallversicherung im laufenden Jahr bei 350 Mio. Euro (Vorjahr: 281 Mio. EUR). Dabei gab es beim Kfz- und Firmenkundengeschäft Zuwachsraten von jeweils mehr als 30 %. Im Geschäftsfeld Wohnen verzeichnete die Konzerntochter Wüstenrot trotz des schwachen Immobilienmarktes einen Zuwachs des Brutto-Bauspargeschäfts um 3 % auf 14,3 Mrd. EUR. Für 2024 erwartet der Konzern wieder eine Steigerung des Konzernüberschusses gegenüber 2023, der Wert soll zunächst jedoch unterhalb des mittelfristig angepeilten Zielkorridors von 220 bis 250 Millionen Euro liegen.
h2 Bewertung auf Basis der Dividende/h2
Für die Bewertung der Aktie ziehen wir die zu erwartende Dividende für 2024 heran. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen hat W&W für 2024 nur eine sehr vage Gewinnprognose abgegeben und zum anderen wurde von Seiten des Konzerns verkündet, dass auch weiterhin mit einer positiven Entwicklung des Neugeschäfts und Dividendenkontinuität gerechnet wird. Der Konzern schüttet seit 2018 eine jährliche Dividende von 0,65 EUR je Aktie aus. Zudem lässt sich über die letzten 10 Jahre beobachten, wie das jährliche bereinigte KGV (min./max.) bei besonders hohen Ergebnissen regelmäßig einbricht, während es bei besonders niedrigen Ergebnissen stark ansteigt. Die Dividendenrendite (min./max.) entwickelt sich hingegen wesentlich konstanter. Dies lässt die Annahme zu, dass der Markt bei der Preisbildung dem Ausschüttungsniveau folgt.
Seit 2019 beträgt die minimale jährliche Dividendenrendite von W&W jedes Jahr ziemlich genau 3,3 %. In 2023 liegt der vorläufige Wert bei 3,6 %, was einer Verschiebung von 0,3 % entspricht. Auf der Unterseite beträgt die maximale jährliche Dividendenrendite seit 2019 durchschnittlich 4,7 %, in 2022 zuletzt 4,85 %. Wir unterstellen auch hier eine weitere Verschiebung von 0,3 % und gelangen zu einem Wert von 5,15 %. Zum Vergleich: Im Crash-Jahr 2020 lag die maximale Dividendenrendite bei 5,77 %, bei einem Tiefstkurs von 11,25 EUR. Mit den Dividendenrenditen von 3,6 % und 5,15 % ergibt sich ein Kursziel von 18 EUR und ein Einstiegskurs von 12,60 EUR.
h2 Charttechnik/h2Die Notierung von W&W bewegt sich seit dem Jahr 2000 seitwärts, zeitweise mehr oder weniger volatil. In diesem Jahr tendierte die Aktie im Wesentlichen Richtung Süden, innerhalb der übergeordneten bullischen Keilformation, die ihren Ausgangspunkt im Januar 2018 bei 25 EUR fand und noch bis in das Jahr 2024 hineinreichen dürfte. Aktuell läuft die Kursentwicklung auf einen Test der unteren Begrenzung dieser Keilformation hinaus, die bei ca. 12,50 EUR liegt. Der 14-Wochen-RSI zeigt an, dass die Aktie bereits deutlich überverkauft ist und könnte ein Indiz für eine Trendwende auf diesem Niveau darstellen. Ein Unterschreiten der Trendbegrenzung würde Abwärtspotential bis maximal 11 EUR eröffnen, wo sich das nächste klare Unterstützungsniveau befindet. Die nächsten Kursziele nach oben lägen zunächst bei 14 und 15,50 EUR (200-Tage-Linie).
Fazit
Trotz der außergewöhnlichen Belastungen im dritten Quartal und schwachem Immobilienmarkt entwickelt sich das operative Geschäft bei W&W bislang gut. Der Konzern rechnet auf mittlere Sicht wieder mit deutlichen Ergebnissteigerungen und einem weiterhin konstanten Ausschüttungsniveau. Auf dieser Basis halten wir die Aktie mit einem aktuellen Kurs von 12,96 EUR für stark unterbewertet. Bis zu unserem Kursziel von 18 EUR sind es noch rund 39 %. Das maximale Abwärtspotential halten wir zum jetzigen Zeitpunkt mit maximal 10 bis 15 % für klar begrenzt, so lange sich das Ausschüttungsniveau nicht verändert und keine weiteren Risiken auftreten. Wir stufen die Aktie ein mit Kaufen.
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