WTI: Nur spartanische Korrektur

 | 23.02.2020 11:22

Die kurze technische Erholung des Ölpreises erreicht sein vorläufiges Ende. In der abgelaufenen Handelswoche legte die Sorte WTI gerade einmal 2,3 Prozent zu, die erwartete Korrektur fiel also nur spartanisch aus. Nachbörslich machte der Preis bei 53,40 Dollar fest.

Die Aussichten trüben sich für die kommenden Wochen eher wieder ein und lassen eine Reise gen Süden erwarten. Einer der Gründe dafür ist die anhaltende Sorge um den Coronavirus, der inzwischen auch Europa erreichte. Vor wenigen Stunden gab Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza bekannt, dass ein 78-jähriger Italiener am Virus gestorben sei. Wegen weiterer Infektionsfälle in Norditalien hatten die Behörden in mindestens zehn Städten die Schließung von Schulen, Behörden und sonstigen öffentlichen Gebäuden verfügt.

Zusätzlich verstärken die Nachrichten der Virus-Ausbreitung in den Nachbarländern Chinas die Negativstimmung. Wegen der steigenden Infektionszahlen – etwa in Südkorea – vermehren sich dort die Bedenken, dass das Virus sich in ganz Asien ausbreiten könnte. Es kommen Zweifel auf, ob sich die Dissemination wirklich in einem absehbaren Zeitraum so eindämmen lässt, dass die wirtschaftlichen Folgeschäden überschaubar bleiben. Schrumpfen aber die Volkswirtschaften, dann lässt auch die Rohölnachfrage weiter nach.

Ein weiterer Punkt, der das Krisenszenario verschärft, ist die gescheiterte Vorverlegung der Opec+-Sitzung. Vor allem Russland soll sich als Mitglied des Ölkartells gegen eine Neujustierung der Fördermengen stemmen. Zum planmäßigen Treffen Anfang März wird also Russland die Bemühungen nach einer Verschärfung der Förderquoten torpedieren und sich allenfalls auf eine Verlängerung der bisherigen Vereinbarungen einlassen. Das Land hängt zunehmend von seinen Ölexporten ab; eine Drosselung der Fördermengen bugsierte Russland wegen seiner lahmenden Wirtschaft in gewaltige Nöte.