Andrea Kraus | 28.11.2023 14:18
In der Golfregion setzen Länder wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Katar verstärkt auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Dieser Schritt erfolgt nicht nur aus Umweltschutzgründen, sondern auch, um die fossilen Brennstoffreserven für den Export zu sichern und die Wirtschaft zu diversifizieren. Die bisher als Reichtumsgarant geltenden Reserven geraten durch den weltweiten Übergang zu erneuerbaren Energien unter Druck.
Konkrete Maßnahmen in dieser Richtung sind der Bau von großen Solaranlagen und Wüstenstädten, die ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen. Katar beispielsweise hat vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 eine Solaranlage errichtet, die zehn Prozent des Energiebedarfs des Landes decken soll. Saudi-Arabien plant die Wüstenstadt Neom, die vollständig auf erneuerbaren Energien basieren soll, inklusive einer eigenen Solaranlage für grünen Wasserstoff. Die VAE bauen das angeblich größte zentrale Sonnenkraftwerk der Welt.
Die Ambitionen der Golfstaaten, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, sind eng mit wirtschaftlichen Interessen verknüpft. Die Umstellung auf erneuerbare Energien ermöglicht es, fossile Brennstoffreserven für den Export freizusetzen und die Profitabilität zu maximieren. Saudi-Arabien beabsichtigt, bis 2030 50 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, während die VAE bis 2050 auf 44 Prozent "Erneuerbare" setzen wollen.
Dennoch stehen die Golfstaaten vor einer paradoxen Situation. Obwohl sie weiterhin auf den Export fossiler Brennstoffe setzen, sind ihre eigenen Länder durch den Klimawandel stark gefährdet. Die durchschnittlichen Höchsttemperaturen könnten unerträgliche Werte erreichen, und die Region ist bereits jetzt regelmäßig von Rekordhitzewellen betroffen. Daher investieren die Länder auch in Technologien wie die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS), um die Klimaschäden zu begrenzen und weiterhin fossile Brennstoffe exportieren zu können.
Um sich von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu lösen, diversifizieren die Golfstaaten ihre Wirtschaft. Saudi-Arabien setzt auf die Produktion von grünem Wasserstoff, die VAE bauen das größte zentrale Sonnenkraftwerk der Welt, und die Region erkennt das Potenzial des Exports von Solarenergie. Allerdings basieren die ehrgeizigen Klimaziele der Golfstaaten immer noch auf der Ausbeutung ihrer fossilen Brennstoffreserven, um den Übergang zu einer CO2-freien Zukunft zu finanzieren. Diese Herangehensweise wird von Umweltschützern kritisiert, die einen schnelleren Ausstieg aus fossilen Brennstoffen fordern.
h2 Ölpreise – Unsere Prognose/h2Im Mittelfristigen Bild sehen wir einen letzten Preisverfall des Öls bis voraussichtlich auf die Region um 50$ bis knapp unter 30$. Dort erwarten wir allerdings eine starke Trendwende nach oben, die den Preis langfristig deutlich über das bisherige Allzeithoch bei 147,27$ pro Barrel treiben kann.
Kurzfristig ist mit einer korrektiven Aufwärtsbewegung zu rechnen, die eine Erholung des Preises bis auf etwa 83,70$ bis 90,18$ ermöglicht. Dann allerdings wird sich Rohöl der Sorte Western Texas Intermediate (WTI) letztmalig für eine lange Zeit stark verbilligen, um danach langfristig sehr stark anzusteigen.
Den Golfstaaten kann diese Entwicklung dabei helfen, ihre Ziele zu erreichen, denn die Einnahmen werden in den kommenden Jahren wahrscheinlich höher ausfallen. Ob wir parallel mit einer Reduktion des weltweiten Bedarfs rechnen können, ist noch offen. Aber wir können uns sehr gut vorstellen, dass das Vorantreiben des Einsatzes alternativer Energien vor allem in den Industrienationen auch starke Auswirkungen auf die Einnahmen der Golfstaaten haben werden.
h2 Und wie entwickelt sich Heizöl?/h2Bei der Berechnung beziehen wir uns auf den so genannten NY Harbor ULSD Future (Dollarpreis pro Gallone). In gewisser Hinsicht das Pendant zu Light Crude Oil Futures (WTI) nur eben für Heizöl. Wir weisen aber darauf hin, dass die Preisbildung, die bei uns zu Hause in den heimischen Öltanks ankommt, deutlich davon abweichen kann, da wir Lieferketten und die damit verbundenen Abhängigkeiten nicht berücksichtigen können.
Heizöl könnte die Trendwende jetzt schon schaffen und wäre damit vor WTI am Zug, den Preis weiter nach oben zu schieben.
Heizöl hat die jüngste Zwischenkorrektur höchstwahrscheinlich am Ideallevel innerhalb der violetten Box (NYSE:BOX) abgeschlossen und kann jetzt weiter nach oben laufen. Das nächste übergeordnete Etappenziel sehen wir in der Region der roten Box oben im Chart bei 4,8952$ bis 5,4144$.
Alternativ läuft Heizöl weiterhin synchron mit WTI und fällt final auf die Gegend um 1,5732$ und vollzieht die übergeordnete Trendwende dort. Das halten wir für möglich, aber für wesentlich weniger wahrscheinlich als eine direkte Befreiung nach oben.
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