Wochenausblick: Risk-Off Modus - USA drohen mit Delisting chinesischer Unternehmen

 | 29.09.2019 22:03

  • Handelsängste eskalieren und setzen die wichtigsten US-Indizes unter Druck
  • In den USA gelistete Werte aus China angeschlagen
  • Saudisches Öl könnte unter erneute Attacken kommen

Wir gehen davon aus, dass Risikowerte und -indizes, wie S&P 500, Dow, NASDAQ und Russell 2000, in der kommenden Woche erheblichem Druck ausgesetzt sein werden, wobei die Märkte wahrscheinlich auf unerwartete Meldungen von einer Eskalation mit starken Ausschlägen reagieren werden. Das Einzige, was diese Befürchtungen ersticken könnte: Eine eindeutige Erklärung des Weißen Hauses, aus der hervorgeht, dass es im Vorfeld der geplanten Gespräche im Laufe dieses Monats Bewegung in die richtige Richtung auf eine Beendigung des Handelskriegs zwischen den USA und China gegeben hat.

Am Freitag ging die Abwärtsbewegung an den US-Aktienmärkten auf ein Dreiwochentief weiter, nachdem in den Medien Berichte erschienen waren, dass die Trump-Administration überlegt, US-Investitionen in China vollständig zu blockieren, einschließlich der an US-Börsen notierten chinesischen Aktien. Die amerikanischen Märkte stehen ohnehin schon aufgrund innenpolitischer Instabilität unter Druck, nachdem das demokratisch geführte Repräsentantenhaus eine Untersuchung für ein Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump eingeleitet hatte.

Im Hinblick auf die Wirtschaft waren die Nachrichten ebenfalls nicht gut. Die amerikanische Konjunktur verlangsamte sich im August, da die Konsumausgaben enttäuschten und die Unternehmen die Bestellungen für Investitionsgüter reduzierten, was die Konjunkturabkühlung weiter verschärft. Die gute Seite an einem solchen Szenario ist allerdings, dass die Fed möglicherweise zu einer früheren Tendenz zu Zinssenkungen zurückkehrt, die sich in der Vergangenheit für die Kurse als stimulierender als tatsächliches Wirtschaftswachstum erwiesen haben.

h2 S&P 500 fällt wegen möglicher Störungen in der Wirtschaft/h2

Der S&P 500 fiel um 0,5%, nachdem die Nachrichten von einer möglichen Blockade chinesischer Finanzwerte hereinkamen. Das ist keine Überraschung. Wenn chinesische Aktien, die an US-Börsen gehandelt werden, dekotiert werden müssten, besteht die Möglichkeit katastrophaler Störungen der Wirtschaft. "Es wäre ein absolutes Desaster", sagte Stephen Roach, Senior Fellow an der Yale University und ehemaliger Vorsitzender von Morgan Stanley (NYSE:MS) Asia.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

In der Tat würde der Schaden auch weit über die Hunderte von Milliarden Dollar an Handelszöllen hinausgehen, die die USA und China bereits gegeneinander erhoben haben. Und trotzdem, nur einen Tag nachdem die USA angekündigt hatten, dass sie beim Handel mit China „kooperativ sein“ werden, nur um dann in Erwägung zu ziehen, sie mit stringenten Investitionsbeschränkungen zu belegen, hätte eine stärkere Reaktion der Anleger hervorrufen müssen, die notorisch für ihre Abneigung gegen Unsicherheiten sind.

Der S&P 500 gab um 0,53% nach und beendete die Woche um 1,01% tiefer, was seinen Monatsgewinn auf 1,21% stutzte und der Anstieg des dritten Quartals auf nur 0,68% begrenzte. Am Montag, dem letzten Handelstag des dritten Quartals, könnten diese Zuwächse zum Ende des Septembers noch weiter zusammenschmelzen.

Die Meldungen ließen die Kurse von in den USA gelisteten Aktien chinesischer Unternehmen einbrechen. Den Internetriesen Alibaba Group Holdings Ltd (NYSE:BABA) traf es am härtesten und die Aktie stürzte um 5,15% ab.

Aktien von Technologieunternehmen (-1,34%) und Kommunikationsdienstleistern (-1,06%) erlitten am Freitag die stärksten Verluste. Finanzwerte (+0,39%) waren als einziger Sektor im Plus, da sie unmittelbar von einer Repatriierung US-amerikanischer Investitionen in China profitieren würden.

Die Sektoren Gesundheitswesen (-2,9%), Kommunikationsdienste (-2,8%) und Energie (-2,69%) entwickelten sich im Berichtszeitraum unterdurchschnittlich. Die defensiven Sektoren Basiskonsumgüter (+ 1,33%), Versorger (+ 1,3%) und Immobilien (+ 0,43%) lagen hingegen im grünen Bereich.

Über den Monat gesehen lagen alle Sektoren mit einem Plus von mindestens 1% im grünen Bereich, mit Ausnahme des Gesundheitswesens (+ 0,19%). Finanzwerte entwickelten sich überdurchschnittlich (+ 7,18%) und profitierten von einer weniger taubenhaften Fed. Energie (+ 6,77%) legte eine Rallye hin, als die Schäden durch Angriffe auf Ölanlagen in Saudi-Arabien schneller als erwartet repariert werden konnten.

Und zu guter Letzt, im am Montag zu Ende gehenden Quartal legte der S&P 500 um lediglich 1,26% zu. Vielleicht noch wichtiger ist jedoch welche Sektoren im Berichtszeitraum die Gewinnerliste anführten: defensive Aktien - Versorger (+ 8,29%), Immobilien (+ 7,2%) und Basiskonsumgüter (+ 5,18%). Energie (-5,32%) lag bei den Verlustbringern an der Spitze, gefolgt vom Gesundheitssektor (-3,25%) und Grundstoffen (-0,52%).