Wochenausblick EUR/USD + Dax

 | 12.11.2012 17:41

Euro-Dollar:

Das zentrale Ereignis der letzten Woche war fraglos die US-Wahl. Schon im Vorfeld war der Euro unter Druck gekommen und handelte um den Bereich 1,28 – als dann klar wurde, dass Obama der Sieger war, drehte der Euro in einer ersten Reaktion nach oben bis 1,2870, um dann im Verlauf des Mittwochs recht rasch auf den Unterstützungsbereich 1,2750 zu fallen. Im Rest der Woche erreichte die Gemeinschaftswährung nicht mehr die 1,28, verteidigte aber am Freitag immerhin die Unterstützung bei 1,2690.

Die erste Reaktion auf den US-Wahlausgang hatte ja durchaus seine Berechtigung: der Sieg Obamas bedeutet faktisch die Fortsetzung der ultraexpansiven Geldpolitik der Fed, eines gigantischen Experiments mit durchaus ungewissem Ausgang. Dollar-Schwäche machte daher Sinn, weil die Fed weiter Dollars druckt, was bei einem Sieg Romneys durchaus zweifelhaft gewesen wäre. Daß es dann rapide abwärts ging, war die Wiederkehr eines eigentlich alten Themas: fiscal cliff, also das Auslaufen von Steuervergünstigungen bzw. das Eintreten von Ausgabebremsen zum Jahreswechsel. Der Abverkauf war letztlich eine Art „Vorfreude“ auf die sicher zähen Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern, wie und ob diese Klippe umgangen werden kann. Vermutlich wird es zu einem eher faulen Kompromiß kommen, der die Klippe kurzfristig umschifft, aber am Gesamtbild wenig verändert. Die USA bräuchten derzeit sieben Jahre Steuereinnahmen, um ihre Schulden zu bezahlen – wenn sie in dieser Zeit keinen einzigen Cent ausgeben würden….

Die Senkung der Wachstumsprognose für die Eurozone durch die EU-Kommission war dann der nächste Dämpfer. Psychologisch schwerwiegender war jedoch die Aussage Draghis, wonach nun auch Deutschland von der Eurokrise erfasst worden sei – das war zwar seit den letzten Daten (Industrieaufträge etc.) ziemlich klar, aber wenn es Supermario ausspricht, muß ja wohl etwas dran sein…

Ansonsten steht die never ending story Griechenland im Fokus – die EU hat sich entschlossen, die Griechen noch etwas hinzuhalten und die leichten Liquiditätsprobleme durch einen Kredit der EZB zu überbrücken. Humor ist, wenn man trotzdem weiter zahlt…

Kurzfristig entscheidend für den Euro ist die Unterstützung bei 1,2690, die am Freitag im ersten Anlauf verteidigt werden konnte. Wir gehen jedoch davon aus, dass der Euro die Unterstützung brechen wird. Erstes Kursziel ist dann der Bereich um 1,26. Auf der Oberseite warten Widerstände bei 1,2750, 1,2820/30 und 1,2880.


Dax:

Bis zum Mittwoch letzter Woche sah es noch so aus, als wäre ein neues Jahreshoch im Dax nur eine Frage der Zeit. Nach der anfänglichen Erleichterung, dass der US-Wahlausgang keine Hängepartie wie im Jahre 2000 werden würde, drehte sich der Wind jedoch schnell und blies den Bullen eisig ins Gesicht. Der Dax verlor in kurzer Zeit fast 200 Punkte, die US-Märkte erlitten den größten Tagesverlust seit Juni. Immerhin: nach der ersten Wahl Obamas 2008 verloren die US-Märkte an den ersten beiden Tagen jeweils 5% - das verlief diesmal also relativ glimpflich!

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Neben der Enttäuschung der republikanisch tickenden Wall Street war der Abverkauf sicher auch einer recht eigenwilligen Realitätswahrnehmung der Märkte geschuldet: fiscal cliff ist ja kein neues Thema, aber offenkundig dachten die Amerikaner, das Problem werde sich schon irgendwie selbst lösen, um dann überrascht festzustellen, dass dem nicht so ist. Klar: ein Wahlsieger Romney mit einem republikanischen Abgeordnetenhaus hätte das Problem ohne große Notwendigkeit eines Kompromisses lösen können, aber das war schon ein relativ unwahrscheinlicher Wahlausgang, gewissermaßen die beste aller Welten für die Wall Street.

Dennoch hat sich dieser Abverkauf angekündigt: die US-Tech-Werte wie Apple waren technisch stark angeschlagen, die Märkte trotz unbegrenzter Liquiditätsversprechen von Fed und EZB nicht mehr gestiegen. Hinzu kommt, dass mit Frankreich nun ein neuer Problemkandidat hinzugekommen ist – neben Italien und Spanien also das dritte Schwergewicht in Europa. Und wie Mario Draghi messerscharf festgestellt hat, nun auch Deutschland nicht mehr unberührt von den Problemen der Eurozone ist.

Gründe für fallende Märkte gibt es also genügend. Das Thema fiscal cliff aber wird die Märkte noch eine Zeitlang beschäftigen, und solange das so ist, sind neue Jahreshochs im Dax ziemlich unwahrscheinlich. Eher ist mit neuen Verlaufstiefs zu rechnen, bevor dann – später als sonst – noch einmal eine Weihnachtsralley einsetzen kann.

Charttechnisch sieht die Lage nun etwas weniger hübsch aus als noch eine Woche zuvor. Bei 7450 bzw. 7430 ist erst einmal der Deckel drauf, und auch die heutige Erholung vom Abverkauf am Freitag wirkt alles andere als dynamisch. Das Wiedersehen mit der 7000er-Marke sollte das Minimumziel dieser Korrektur sein, möglich ist auch die Zone 6870/80. Auf der Oberseite wird es erst bullisch über der 7450er-Marke.

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