Woche der Entscheidung

 | 17.09.2013 10:11

Fünf Jahre nach der Pleite von Lehman Brothers, die den Höhe- bzw. Tiefpunkt der Finanzkrise 2007 bis 2009 markierte, sind die Märkte in Feierlaune: Der DAX erreichte ein neues Allzeithoch und knackte dabei die nächste runde Marke bei 8.600 Punkten.

Das Lehman-Jubiläum ist kein Thema an den Märkten

Den Grund für diesen Jubel machen Beobachter am Rückzug von Larry Summers, Ex-Finanzminister unter Bill Clinton und Wirtschaftsberater von US-Präsident Obama, von einer möglichen Kandidatur für den Vorsitz der Fed fest. In der vergangenen Woche regte sich erheblicher Widerstand gegen Summers, selbst in den Reihen der regierenden Demokraten.

Mit dem Verzicht von Summers dürfte die Besetzung des Fed-Vorsitzes geräuschlos und vor allem ohne Verzögerungen und Verunsicherung über die Bühne gehen. Das ist in einer Zeit, in der die US-Notenbank eine Schlüsselrolle nicht nur für die US-Wirtschaft, sondern auch die Märkte spielt, ein ganz entscheidender Aspekt. Und das feiern nun offenbar die Börsen.

Eine ereignisreiche Woche steht uns bevor

Wie wichtig die Fed für die Börsen ist, werden wir in dieser Woche wieder erleben. Am morgigen Dienstag und am Mittwoch findet nämlich die nächste Fed-Sitzung statt. Danach wird nicht nur das übliche kurze Statement veröffentlicht, sondern der noch amtierende Fed-Vorsitzende Ben Bernanke stellt sich anschließend auf einer Pressekonferenz den Fragen der Journalisten.

Das ist eine gute Gelegenheit für Bernanke, die Intentionen der Fed deutlich zu machen und eventuelle geldpolitische Schritte ausführlicher zu erläutern. Aus diesem Grund erwarten die Märkte diesmal die Verkündung erster Maßnahmen zum vorgesehenen Ausstieg der Fed aus ihren laufenden Anleihekaufprogrammen.

Zur Erinnerung: Bei der vorherigen Pressekonferenz im Juni erfolgte die Ankündigung dieses Ausstiegsprogramms. Die Fed-Sitzung wird also von den Anlegern mit Spannung erwartet, denn es ist keineswegs klar, ob und wenn ja, in welchem Umfang die Fed ihre Anleihekäufe nun reduziert.

Aber das ist nicht der einzige wichtige Termin in dieser Woche. Zumindest für den DAX und andere europäische Blue-Chip-Indizes dürfte auch die Bundestagswahl am kommenden Sonntag von Bedeutung sein. Sollte es zu einer Patt-Situation kommen, in der keine der angekündigten Koalitionen (also CDU/CSU/FDP oder SPD/Grüne) eine regierungsfähige Mehrheit erhält, dann drohen möglicherweise längere und zähe Koalitionsverhandlungen. Die damit verbundene Unsicherheit könnte auch die Märkte negativ beeinflussen.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Neuralgische Marke zum Verfallstag

Bedeutsamer für die Börsen ist aber auf jeden Fall der bevorstehende große Verfallstag am Freitag. Diese Termine erweisen sich häufig als Wendepunkte für die Kurse, insbesondere wenn es im Vorfeld zu starken Kurbewegungen in eine Richtung kam. Häufig sind diese nur vorübergehender Natur, weil sie durch Absicherungsmaßnahmen der Stillhalter ausgelöst wurden. Unter diesem Blickwinkel ist eine Analyse der Terminmarktdaten für den aktuellen Verfallstag sehr aufschlussreich (siehe Grafik):
Quelle: Eurex

Bei 8.200 liegt eine große Put-Position. Diese war in der vorigen Woche noch von größerer Bedeutung, als sich die Kurse im Einflussbereich dieser Marke bewegten. Mit dem Anstieg von heute hat sich der DAX deutlich von diesem Niveau entfernt, das damit eine kräftige Unterstützung darstellt.

Interessanter ist daher der Blick nach oben. Hier liegt bei 8.700 eine riesige Call-Position, die größte überhaupt zum aktuellen Verfallstermin. Eine solche Position deckelt natürlich die Kurse. Bei 8.700 Punkten liegt daher für den DAX bis Ende der Woche ein massiver Widerstand.
Da der DAX aktuell die 8.600-Punkte-Marke überwunden hat, erscheint damit das weitere kurzfristige Potenzial nach oben begrenzt. Das passt auch zu den erwähnten Unsicherheiten wie der bevorstehenden Fed-Entscheidung oder der Bundestagswahl. Denn üblicherweise halten sich die Anleger im Vorfeld solcher Termine eher zurück. Beachten Sie mögliche Sondereinflüsse!

Geht aber die jüngste Dynamik des Kursanstiegs weiter, dann kann es sein, dass dieser Widerstand trotzdem gebrochen wird. Denn auch unter der 8.700er Marke liegen im 100-Punkte-Abstand signifikante Calls (grüne Balken), die in den vergangenen Tagen abgesichert worden sein dürften. Solche Absicherungsmaßnahmen der Stillhalter verstärken in der Regel die sie auslösende Kursbewegung, in diesem Fall also den Anstieg.

Steigt der DAX also in den kommenden Tagen über 8.700 Punkte, dann dürfte sich dieser Effekt weiter verstärken. Sie sollten also davon ausgehen, dass ein gewisser Teil des bisherigen Anstiegs aber insbesondere ein Sprung über 8.700 Punkte bis zum Donnerstag/Freitag hauptsächlich durch die Sondereinflüsse zum Verfallstag bedingt ist.
Warten Sie also ab, was die Märkte ab Freitagnachmittag bzw. kommenden Montag machen. Verfallstagsgetriebene Rallys brechen dann rasch wieder in sich zusammen.

Spannend wird dann, bis zu welchem Niveau ein Rücksetzer dabei geht. Erst dann lässt sich besser einschätzen, wie stark die Märkte derzeit tatsächlich sind.

Stockstreet GmbH

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert