Stockstreet GmbH | 27.11.2017 12:25
Die Hängepartie bei der Regierungsbildung in Deutschland geht unvermindert weiter. Wie sich dies aber auf die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen auswirkt, muss sich erst noch zeigen. Die letzten Umfragen dürften wohl noch aus der Zeit vor dem Verhandlungs-Aus zwischen Union, FDP und Grünen stammen. Im kommenden Monat ist daher ein Stimmungsdämpfer durchaus möglich, falls sich die Bildung einer Regierung weiter hinauszieht. Laut den aktuellen Frühindikatoren sieht die Lage aber noch blendend aus.
Stimmung erreicht Rekordhöhen
Denn das Münchner ifo-Institut gab am Freitag in seiner monatlichen Umfrage unter 7000 Managern bekannt, dass der ifo-Geschäftsklimaindex im November um 0,7 auf den Rekordwert von 117,5 Punkten stieg. So schätzen die Manager die Geschäftslage etwas schlechter ein, aber dafür erwarten sie bessere Aussichten für die kommenden sechs Monate als zuletzt. Gerade in der Industrie blickt man dabei besonders optimistisch in die Zukunft.
Eine ähnlich euphorische Einschätzung der wirtschaftlichen Perspektiven kommt auch von den Einkaufsmanagern. So stieg der deutsche Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich im November auf 54,9 Punkte an, während der Index für das verarbeitende Gewerbe mit 62,5 Punkten (siehe folgende Grafik) sogar ein Sechsjahreshoch (+1,9 Punkte gegenüber Oktober) markierte.
Der Sammelindex(Composite) für Industrie und Dienstleistungen zusammen stieg damit um 1,0 auf 57,6 Punkte.
Euphorische Stimmung in der Eurozonen-Industrie
Auf den höchsten Stand seit sechseinhalb Jahren kletterte zudem noch der Composite-Einkaufsmanagerindex aus der Eurozone im November, als er sich um 1,5 auf 57,5 Punkte erhöhte. Noch beeindruckender ist die Steigerung in der Eurozonen-Industrie (verarbeitendes Gewerbe). Die Stimmung markierte mit einem Plus von 1,0 auf 60,0 Zähler den höchsten Wert seit mehr als 17 Jahren (siehe folgende Grafik)!
Fast genauso positiv sind auch die Dienstleister gestimmt. Denn ihr Einkaufsmanagerindex stieg um 1,2 Punkte auf einen Stand von 56,2.
Kapazitäten erreichen bald ihre Grenzen
Schaut man hingegen genauer hin, erkennt man in Deutschland erste Überhitzungserscheinungen. Denn laut ifo-Umfrage sind die Kapazitäten bereits stark ausgelastet und so steigen die Lieferzeiten so stark wie noch nie zuvor. Dazu kommt noch, dass viele Unternehmen den Fachkräftemangel als Grund für eine Produktionsbehinderung angeben. Dies zusammen deutet darauf hin, dass Deutschland mittlerweile auf den Hochpunkt des Konjunkturzyklus zusteuert. Wirklich problematisch wird es aber erst, wenn es zu einer Ausweitung der Kapazitäten der Unternehmen in Erwartung einer Fortsetzung des Wachstums kommt und dann die Nachfrage abflaut. In diesem Fall würden Überkapazitäten entstehen, die als erstes gewichtiges Warnsignal gelten. Doch soweit ist es noch nicht.
Konjunkturdaten unterstützen Euro und DAX
Im Hintergrund der aktuell äußerst positiven Daten ist es keine Überraschung, dass der Euro weiter bzw. wieder Stärke zeigt und das trotz der zunehmenden Zinsdifferenz zum US-Dollar. Die guten Konjunkturdaten untermauern außerdem die langen Aufwärtstrends der europäischen Aktienindizes. Und so bleiben die kurzfristigen Abwärtsbewegungen rein charttechnischer Natur.
Gleiches gilt im DAX. Dieser verteidigte erneut die Mittellinie bei 12.945 Punkten (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart) und legte darüber hinaus wieder um einige Punkte zu.
Allerdings entstehen an der Oberseite bislang neue tiefere Hochs, so dass ein Befreiungsschlag weiterhin auf sich warten lässt. Zwischen dem Ende und einer Fortsetzung der Korrektur liegen die Chancen derzeit etwa 50:50.
Das sind die wichtigen Marken im DAX
Im Vergleich zur letzten Analyse hat sich also nicht viel geändert. Bislang erkämpfte sich der DAX zwischenzeitlich erst 50 % der vorangegangenen Kursverluste. Folgt man den Fibonacci-Marken, kann man erst vom Ende einer Korrektur sprechen, wenn der DAX mehr als 61,80 % der Verluste wieder aufgeholt hat. Für eine klare Entwarnung muss also das Fibonacci-Retracement bei 13.266,69 Zählern fallen. Berücksichtigt man dann noch die Target-Trend-Methode, muss der DAX auch noch die Rechteckgrenze bei 13.300 Punkten überwinden.
Sollte der DAX aber deutlich unter die Mittellinie bei 12.945 Punkten stürzen, entsteht dabei ein neues Korrekturtief. In diesem Fall werden die Bären wohl den Versuch starten den Kurs bis zur Rechteckgrenze bei 12.590 Punkten zu zerren. An diesem Punkt stehen dann auch die Aufwärtslinien des seit Anfang 2016 laufenden Aufwärtstrendkanals zur Disposition.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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