Kathy Lien | 18.06.2019 21:31
Die Juni-Sitzung der Federal Reserve ist das wichtigste Ereignis in diesem Monat. Zinsentscheidungen von Zentralbank sind immer von Bedeutung, aber nach dieser Sitzung werden aktualisierte Konjunkturprognosen und der Dot-Plot der Zinsvorhersagen erscheinen. Fed-Chef Powell wird eine Pressekonferenz abhalten, auf der ihn Report zweifellos zu weiteren Details nach seinen jüngsten Kommentaren ausquetschen werden. In diesem Monat hatte Powell gesagt, die Wirtschaft wachse, aber angesichts der Entwicklungen in den Handelsbeziehungen werde die Bank “angemessen handeln, um die Expansion aufrechtzuerhalten”. Während er nie das Wort “Zinssenkung” in den Mund nahm, beeilten sich die Investoren eine Lockerung der Geldpolitik einzupreisen. Die US-Zinsfutures geben die Wahrscheinlichkeit einer Absenkung im September mit 95% an. Zurück im März sagte der Dot-Plot keine Zinserhöhung in diesem Jahr mehr voraus, nachdem er zuvor noch zwei Anhebungen wiedergegebenen hatte. Damals erachteten 11 der 17 Notenbanker, dass keine weitere Straffung der Geldpolitik in 2019 notwendig sei. Diese dramatische Wende war das Ergebnis ihrer Sorgen um die niedrige Inflation, Konsumausgaben und Unternehmensinvestitionen. Im Mai gab sich Powell noch tapfer und verwarf Anregungen zu einer Lockerung der Geldpolitik, als er sagte, diese sei “zum jetzigen Zeitpunkt angemessen” und “wir sehen keinen Grund für eine Bewegung in die eine oder andere Richtung”.
h2 Lesen Sie auch:/h2Wie der US-Dollar reagiert wird davon abhängen, ob Powell an dieser Linie festhält oder sie mit einer Aussage ersetzt, die sich mit der Prognose des Marktes auf eine Zinssenkung deckt. Wir denken, dass in Wirklichkeit die Fed die Zinsen für den Rest des Jahres unverändert stehen lassen wird, es sei denn die Aktienkurse fallen um weitere 15 bis 20% oder die Wirtschaft beginnt Arbeitsplätze abzubauen. Es gab bislang keine einschneidende Abkühlung des Arbeitsmarktes, die Einzelhandelsumsätze sind im Mai gestiegen und ihre Wachstumsschätzung für April wurde von negativ auf positiv nach oben korrigiert. Aktien finden nach wie vor Käufer, die Daten aus China sind stabil und die Belastung für die US-Wirtschaft ist bislang nur im Ansatz zu erkennen. Der Rückgang der Anleiherenditen in den USA hilft auch der Konjunktur. Aus all diesen Gründen mag Powell nicht besonders einer Lockerung der Geldpolitik zugeneigt sein, da auch wenn er suggeriert hat, dass die Bank Schritte zum Erhalt des Wachstums einleiten könnte, er die Wirtschaft als expansiv beschrieb und sagte, die Arbeitslosigkeit sei niedrig und die Inflation stabil. Die Fed hat keine Pläne für eine schnelle Änderung der Zinssätze, sollte die Hauptbotschaft dieser Sitzung sein. Allerdings könnten wir damit falsch liegen und Powell könnte über die Möglichkeit einer geldpolitischen Lockerung reden, da es der folgenden Tabelle nach, seit der letzten geldpolitischen Sitzung zu einer breitangelegten Verschlechterung der Konjunktur gekommen ist. Die verbleibenden 6 Notenbanker, die im März noch eine Zinserhöhung in 2019 favorisierten, könnten zudem ihre Meinung ändern.
Wenn man die Entscheidung des Fed-Offenmarktausschuss (FOMC) in seine Trades einfließen lässt, dann sollte das Hauptaugenmerk auf dem Dot-Plot und Powells Richtungsausblick liegen. Sollten 3 oder 4 weitere Notenbanker keine Zinserhöhungen unterstützen ODER einige Mitglieder eine Senkung unterstützen, dann könnten wir einen Kursrutsch des Dollars sehen, besonders wenn diese Vorhersagen von vorsichtigen Kommentaren des Fed-Vorsitzenden gedeckt werden. In diesem Szenario würde der USD/JPY Kurs auf bis zu 107,50 fallen und der EUR/USD Kurs könnte über 1,1350 ausbrechen. Sollte Powell sich allerdings zuversichtlich geben, die Stärken der US-Konjunktur betonen und die Konjunkturprognosen bzw. der Dot-Plot im Wesentlichen unverändert bleiben, dann könnten wir eine erheblich Erholung der amerikanischen Währung zu sehen bekommen, die den USD/JPY über 109 und den EUR/USD auf 1,10 schicken könnte.
In dem Fall einer wenig taubenhaften Fed, könnte es den Euro am härtesten treffen, da der Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi einmal mehr gesagt hat, dass Zinssenkungen Teil des Arsenals der EZB sind und “sollte sich der Ausblick nicht verbessern, in Zukunft weiterer Stimulus notwendig würde”, was den EUR/USD scharf nach unten schickte. Die Chancen auf eine weitere geldpolitische Lockerung werden durch schwächere Konjunkturdaten erhöht. Die Erwartungskomponente im ZEW-Index für die Eurozone fiel auf ihr niedrigstes Niveau seit Januar, während die deutsche Komponente auf ein 8-Monatstief fiel. Der Anstieg der Verbraucherpreise verlangsamte sich ebenfalls, als der Handelsüberschuss geringer wurde. All dies kommt, nachdem die Bundesbank vor einer Schrumpfung im ersten Quartal im Wirtschaftsmotor der Region gewarnt hatte. Daher, sollte die EZB nicht suggerieren, dass Zinssenkungen möglich sind, dann wird die Absicht der EZB, die Geldpolitik weiter zu lockern, den EUR/USD Kurs auf 1,10 herunterschicken.
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