Kathy Lien | 16.07.2018 21:31
Jeder sagt, dass der von US-Präsident Trump angezettelte Handelskrieg schlecht für die Wirtschaft seines Landes ist, aber bisher hält sich der Rückgang am US-Aktienmarkt in Grenzen, die Renditen sind hoch, die Daten gut und der Dollar stark.
Mit anderen Worten, wir haben bisher nicht gesehen, das Protektionismus sich als schädlich für die US-Wirtschaft erwiesen hätte… oder zumindest noch nicht. Letzte Woche drohte die US-Administration an, weitere Importe aus China im Wert von 200 Mrd USD mit Zöllen zu belegen und der Markt nahm es gelassen, da China dies nicht mit gleicher Münze heimzahlte, sondern nur damit ankündigte, die notwendigen Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Es handelt sich hierbei um einen Vorschlag der Administration, nicht um eine feste Politik, sodass sie abwarten können, bis die Zeit für Kommentare aus der Öffentlichkeit am 30. August ablaufen wird. Nichtsdestoweniger, reichte der Vorschlag aus, den USD/JPY Kurs ein gutes Stück über 112 zu schieben. Die amerikanische Währung hat auch ihren Anstieg gegenüber den anderen Leitwährungen wieder aufgenommen. Der australische und der neuseeländische Dollar waren schwer angeschlagen, da die hinter ihnen stehenden Volkswirtschaften abhängig von China und anfällig gegenüber dessen Problemen sind, aber am schlechtesten schnitten der japanische Yen und der Schweizer Franken ab. Das Pfund und der kanadische Dollar behaupteten sich noch am besten dank der positiven Ausblicke ihrer Zentralbanken. Es liegt eine weitere geschäftige Woche vor uns mit einem vollgepackten Konjunkturkalender und Risikoereignissen. Große Überraschungen beiseite, erwarten wie, dass der US-Dollar seinen Lauf fortsetzt.
Unterstützung 111,00
Widerstand 113,00
Nachdem er in den vergangenen zwei Monaten die Marke von 111 wiederholt getestet hatte, durchbrach der USD/JPY Kurs letztlich die Widerstandslinie in einer Bewegung, die den Wechselkurs in die Nähe von 113 brachte. Es gab keine größeren Überraschungen in den Daten, als die Inflation langsamer stieg und die Zuversicht etwas nachließ. Das Hauptaugenmerk und die wesentliche Triebkraft hinter der Entwicklung des USD/JPY Kurses sind die globalen Handelskonflikte, die die Zinserhöhung in Kanada und die Kommentare aus der Europäischen Zentralbank für eine straffere Geldpolitik in den Schatten stellten. Diese werden im Detail noch diskutiert werden, aber wir wollen hier schon die Breite der Rallye des Dollars betonen. Die amerikanische Währung wurde aufgewertet, obwohl ein echter Schwung an den Aktien- und Anleihemärkten derzeit Fehlanzeige ist und Chinas Position sich mit jeder weiteren Drohung aus Amerika eher verhärtet. Allerdings, statt direkt Vergeltung zu üben, besonders bevor Vorschläge überhaupt in Gesetze gegossen sind, sehen wir wie die Chinesen den Yuan schwächen, um die Zölle auszugleichen und Druck auf US-Unternehmen ausüben, die in China Geschäfte treiben. Es gibt viele Wege, mit denen sie Druck auf US-Firmen ausüben könne, von Verzögerungen bei der Erteilung von Lizenzen zur Verschiebung von Einkäufen. Der Yen wird gegenüber dem Dollar schwächer, da dieser Handelskonflikt der US-Wirtschaft noch nicht geschadet hat und sollten sie das globale Wachstum beeinträchtigen, dann würden Japan stärker darunter leiden als die Vereinigten Staaten. Bis der Protektionismus beginnt der US-Wirtschaft größeren Schaden zuzufügen und die Politik der Fed zu beeinflussen, werden die Investoren vom Dollar angetan bleiben.
Der Federal Reserve Vorsitzende Powell gab uns Ende letzter Woche einen tieferen Einblick darin, wie die Bank die Lage einschätzt. In seinen vorab veröffentlichten Äußerungen für den US-Kongress brachte er seine Zuversicht zur Konjunktur und seine Sorgen über die Handelskonflikte zum Ausdruck. Einzelhandelsumsätze, Hausbauanfänge, Baugenehmigungen und das Beige Book der Fed werden in dieser Woche noch erscheinen. Aber es ist der Report zu den US-Verbraucherausgaben, der den USD/JPY Kur am stärksten beeinflussen dürfte, besonders nach einer so starken Kursbewegung. Sollte sich die jüngste Verlangsamung des Lohnwachstums in niedrigeren Konsumausgaben niederschlagen, dann könnte der USD/JPY zurück unter die 111 rutschen. Sollten die Daten allerdings stark sein, dann würden sie Argumente für zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr liefern und der USD/JPY könnte dann die 113 knacken. Und beim Beige Book dürfte es kaum zu Überraschungen kommen, da es wenig Grund gibt zu glauben, dass es etwas anderes tun wird, als die anhaltende Stärke der US-Wirtschaft hervorzuheben.
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