Wird der Future-Handel für Privatanleger verboten?

 | 13.12.2022 19:02

Wer an den Terminbörsen Futures handelt, hat in den vergangenen Tagen Post von seinem Broker bekommen. Darin geht es um neue Regulierungen für den Futurehandel für Privatanleger. Hintergrund ist eine Verfügung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) von Ende September. Danach ist Wertpapierfirmen „die Vermarktung, der Vertrieb und der Verkauf von Futures an Kleinanleger […] mit Sitz in Deutschland untersagt.“ Diese Verfügung gilt ab 01.01.2023.h3 Worum es bei der neuen BaFin-Verfügung geht/h3

Es geht letztlich darum, dass die Nachschusspflicht für Privatanleger ausgeschlossen werden soll. Hintergrund: Futures werden mit Margin gehandelt, das heißt, dass die Kunden nicht den gesamten Gegenwert der Position auf ihrem Konto haben müssen. Das führt jedoch im Extremfall dazu, dass durch überraschende, sehr starke Kursausschläge – insbesondere über Nacht oder übers Wochenende – die Position durch die Kundeneinlagen auf dem Brokerkonto nicht mehr gedeckt ist.

So etwas geschah z.B. im Januar 2015, als die Schweizer Notenbank völlig unerwartet den Mindestwechselkurs des Schweizer Frankens aufhob und der Franken daraufhin sofort um rund 15 % aufwertete und etliche Trader-Positionen pulverisierte. Und zu Beginn der Corona-Pandemie gab es einen Einbruch des Ölpreises, der zeitweilig sogar zu negativen Preisen gehandelt wurde. Auch das führte dazu, dass etliche Trader erhebliche Verluste erlitten.

Normalerweise werden solche kritischen Positionen (bzw. gegebenenfalls andere, die man im Depot hat) durch die Broker zwar zwangsweise liquidiert, aber das Minus bleibt zunächst bestehen und muss ausgeglichen werden. In den genannten Extremfällen können die Verluste so groß werden, dass man quasi „Haus und Hof“ verkaufen muss – und dann immer noch auf Verlusten sitzt.

Eine Nachschusspflicht gab es auch lange bei CFDs, bis die BaFin die Broker mit einer ähnlichen Regelung zwang, sie abzuschaffen. Nun also Futures.

h3 Warum wird ein längst reguliertes Produkt weiter reguliert?/h3

Die BaFin beruft sich dabei darauf, dass der Futures-Handel nach der CFD-Regulierung von den Anbietern „verstärkt vermarktet“ wurde und die Umsätze mit Futures (insbesondere Mini- und Micro-Futures) zunahm – und dabei auch das Risiko für die Anleger.

Letzteres mag sein (dazu gleich mehr), aber eine verstärkte Werbung für Futures gegenüber CFDs habe ich in den vergangenen Jahren nicht festgestellt. Oder hat Ihr Broker Ihnen schon mal den Future-Handel angepriesen? Dafür muss man nach wie vor ein Extra-(Unter-)Konto bei den Brokern eröffnen, besondere Formulare ausfüllen und Fragen beantworten und zum Teil happige Gebühren zahlen. Den CFD-Handel kann man dagegen meist mit einem Mausklick beantragen.

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Aus Kundensicht ist auch nicht verständlich, warum man von CFDs, bei denen es keine Nachschusspflicht gibt, zu Futures wechseln soll (mit Nachschusspflicht!). Dennoch bevorzugen viele Trader Futures. Dafür gibt es ein paar gute Gründe.

So handelt es sich – anders als bei CFDs – um standardisierte Produkte, die an einer offiziellen vor allem regulierten Börse gehandelt werden. Die Kursstellung ist nachvollziehbar, was bei CFDs nicht immer der Fall ist bzw. war. (Es gab bereits nachgewiesenermaßen Betrugsfälle beim Handel bzw. der Kursstellung von CFDs.)

h3 Neue Futures mit weniger Risiko/h3

Was die Zunahme des Futures-Handels betrifft, so ist dieser tatsächlich vor allem durch die stärkere Verbreitung insbesondere von Mini-Futures bedingt. Und das ist auch völlig logisch, denn es war ein alter Wunsch vieler Trader, z.B. Mini-Futures auf den DAX handeln zu können. Im Oktober 2015 erfüllte die EUREX diesen Wunsch endlich durch Einführung von Mini-Futures. (Seit 2021 gibt es auch Micro-Futures, die aber kaum eine Rolle spielen.)

Der Unterschied wird in folgender Tabelle deutlich: