Wie Zinserwartungen den Wechselkurs treiben

 | 21.03.2019 08:12

Die gestrige Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist in dieser Woche zweifellos das wichtigste Ereignis für die Börsen. Wir können jedoch auch einmal in Richtung Osten blicken, wo die Bank of Japan (BoJ) die Geldpolitik im Währungsraum des Yen steuert.

Bank of Japan hält an expansiver Geldpolitik vorerst unverändert fest
Am vergangenen Freitag hat diese ihren Leitzins – wie erwartet – unverändert bei -0,10 % belassen. Gleichzeitig wurde die „forward guidance“ bestätigt, wonach mit einer Politik der Zinskurvenkontrolle sowohl die kurz- als auch die langfristigen Zinsen noch für längere Zeit auf extrem niedrigem Niveau verbleiben sollen. Die Rendite 10-jähriger Anleihen soll weiterhin bei 0 % gehalten werden. Insoweit also nichts Neues.

Währungshüter sehen größere Wachstumsrisiken
Doch etwas war spannend: Die japanischen Währungshüter wiesen darauf hin, dass die Wachstumsrisiken vor allem für die Industrie und deren Exporttätigkeit zugenommen haben. Derartige Aussagen verwundern mit Blick auf die aktuellen Wirtschaftsdaten nicht. Denn die japanische Industrieproduktion verzeichnete im Januar den größten Rückgang gegenüber dem Vormonat in einem Jahr. Und die Exporte des Landes sanken im Januar um 5,3 % gegenüber dem Vormonat.

Inflationsziel rückt in weitere Ferne
Vor dem Hintergrund dieser Daten werde es noch schwieriger, das Inflationsziel von 2 % zu erreichen, so die BoJ. Schon auf der Sitzung in Januar wurde die Prognose für die Teuerung spürbar nach unten korrigiert. Mit nur noch +0,9 % (zuvor: +1,4 %) wird die Zielmarke der Notenbank demnach erneut klar verfehlt werden. Und das dürfte auch noch im Folgejahr der Fall sein. Denn für das Fiskaljahr, das bis Ende März 2021 läuft, rechnet die Notenbank mit einem Preisanstieg von 1,4 % (zuvor: 1,5 %).

Geldpolitik könnte noch expansiver werden
Ein Erreichen des Inflationsziels wäre aber Grundvoraussetzung für eine geldpolitische Wende. Und entsprechend wird die Geldpolitik der Bank of Japan noch auf lange Sicht expansiv bleiben. Zurzeit mehren sich die Hinweise, dass sie sogar noch lockerer werden könnte. Denn die BoJ kündigte bereits an, weitere Lockerungen vorzunehmen, wenn die Preisdynamik noch stärker nachlässt.

Der Yen könnte dadurch an Wert verlieren
Und diese Information ist sehr wichtig für Devisenhändler und -trader. Denn eine expansive Geldpolitik schwächt tendenziell die eigene Währung – im Hinblick auf die Bank of Japan also den Yen. Vor allem wenn die US-Notenbank mehr Zinsanhebungen andeuten wird, als aktuell vom Markt erwartet (siehe auch Torsten Ewerts Analyse vom vergangenen Montag), dürfte der Yen gegenüber dem US-Dollar Schwäche zeigen.

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Von einem Anstieg des USD/JPY profitiert
Auf diesen Zusammenhang hatte ich schon mehrfach hingewiesen, zuletzt im Mai 2018. Damals befand sich der USD/JPY noch in einem Abwärtstrend (rot im folgenden Chart vom 17.05.2018) – der Yen hatte also gegenüber dem Dollar Stärke gezeigt. Doch seit dem Tief vom 26.03.2018 bei ca. 104,6 Yen tendierte der Wechselkurs innerhalb des übergeordneten Abwärtstrends bereits aufwärts.