Philip Hopf | 04.05.2022 16:01
Na gut, trotz der farblichen Ähnlichkeit, so teuer wie Gold ist Palmöl (noch?) nicht, doch zumindest was die Begehrtheit angeht, dürfte es sich an das Edelmetall angenähert haben. Denn Palmöl steckt in zahlreichen Produkten, die man im Supermarkt kaufen kann – laut der Umweltorganisation WWF in fast jedem zweiten. Waschmittel, Duschgel, Cremes, Schokoaufstrich, Kekse, Tütensuppen und Plastikartikel, sie alle enthalten das Pflanzenfett, das aus dem Fruchtfleisch der Ölpalmenfrüchte gewonnen wird. Obwohl Ölpalmen dreimal so ertragreich sind wie Raps oder Soja, hat ihre Nutzung einen schlechten Ruf, da für den Anbau oft Regenwaldbestände abgeholzt und gerodet werden. In der Industrie jedoch ist Palmöl noch immer heiß begehrt – allein für das Jahr 2020 verzeichnet das Statistische Bundesamt einen Import von rund 350 Millionen Tonnen rohem Palmöl durch deutsche Firmen.
Zwei Drittel des weltweiten Palmölbedarfs werden von Indonesien bedient. Da die Hersteller dort zunehmend Vorräte für den Export zurückhielten, stiegen die Palmölpreise im Land dramatisch an und wurden für viele Indonesier untragbar. Tausende gingen auf die Straße und demonstrierten für bezahlbare Lebensmittel, was Präsident Joko Widodo dazu veranlasste zu reagieren. Er verhängte einen Exportstopp für Palmöl, der gelten soll, bis sich die Preise auf nicht mehr als 14000 Rupiah (0.90€) pro Liter stabilisiert haben. Die meisten Indonesier begrüßen diese Maßnahme, doch für die globale Industrie sind sie Anlass zur Sorge und auch für die indonesischen Palmölproduzenten könnten sie zu Problemen führen, denn rohes Palmöl kann nicht lange gelagert werden. Zudem bringt der Palmölexport dem Land viel Geld ein, das nun ausbleiben wird. Dies könnte die Währung und damit das Finanzsystem destabilisieren. Schon jetzt ist die indonesische Rupiah um 0.7% auf 14455 pro Dollar gefallen.
Generell sind vielerorts gerade einige Lebensmittel knapp, wie wir schon am vergangenen Sonntag in einem Video diskutiert haben. Vor allem bei Weizen und auch beim Speiseöl ist dies zu spüren. Der Ukraine-Krieg, die Dürre in Südamerika und Missernten in Kanada verhindern und beschränken die Herstellung und den Export von Sonnenblumen-, Soja- und Rapsöl. In den letzten 6 Monaten sind die Preise für Pflanzenöl um rund 50% gestiegen und in vielen Ländern haben Supermärkte den Verkauf limitiert. Die Industrie verfügt laut eigenen Angaben zwar noch über ausreichend Palmölvorräte, um ihre Produktion fortsetzen zu können, oder haben mit Malaysia eine alternative Bezugsquelle, hält der Exportstopp aber länger an, wird auch der zweitgrößte Palmölerzeuger die Verknappung nicht mehr kompensieren können. Einig ist man sich in jeden Fall, dass die Preise für Palm- oder anderes Speiseöl sowie für Produkte, die es enthalten, wohl weiter steigen dürften.
Der Exportstopp Indonesiens ist seit dem 28. April in Kraft und die Regierung hat nicht angekündigt, wann genau er aufgehoben wird. Analysten hoffen allerdings, dass die Maßnahmen wieder gestrichen werden, sobald das Lebaran Fest, mit dem die überwiegend muslimische indonesische Bevölkerung das Ende des Fastenmonats Ramadan feiert, vorüber ist. Derweil denken einige Länder Afrikas und Indien bereits darüber nach, ebenfalls in den Palmölanbau einzusteigen.
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