Stockstreet GmbH | 25.09.2013 10:28
Nachdem die Fed doch nicht wie erwartet bereits im September eine Zurückführung der Käufe von Staatsanleihen ankündigte, müssen wir natürlich auch einen Blick auf das Währungspaar Euro/Dollar werfen.
Zur Erinnerung:
Sie wissen, es geht weltweit im Prinzip darum, wer seine Währung am effektivsten schwächen kann – auch wenn die Regierungen das vehement leugnen. Eine schwache Währung fördert die heimische Produktion, da ausländische Produkte entsprechend teuer werden, und ist auf der anderen Seite gut für den Export, da die eigenen Produkte für ausländische Käufer preiswerter werden.
Wir erleben diesen Effekt seit geraumer Zeit in Deutschland. Der durch die Euro-Schuldenkrise geschwächte Euro hat zu einer erhöhten Nachfrage nach deutschen Produkten geführt, die Exportwirtschaft boomt. Zuletzt hatte sich Japan wieder einmal energisch mit einer neuen Runde der Yen-Abschwächung zurückgemeldet. Das hat sich unmittelbar positiv auf die japanischen Exportwirtschaft und damit den japanischen Aktienmarkt ausgewirkt.
Das Patt
Nun herrscht seit geraumer Zeit zwischen Dollar und Euro eine gewisse Patt-Situation. Zwar führte die Finanzkrise im Jahr 2008 zu einem massiven Einbruch des Euros, aber seitdem ist eine größere Seitwärtsbewegung des Euros zwischen 1,20 Dollar und 1,50 Dollar zu erkennen. Und das hat auch seinen Grund. Sehr vereinfacht dargestellt fließt das Geld immer von der Währung mit den niedrigen zu der mit den höheren Zinsen. Wenn also zwei Währungen einem in etwa gleich niedrigen Leitzins unterliegen, sollte sich im Chart eine Seitwärtsbewegung ausbilden.
Ist der Leitzins einer Währung höher, wird sie sich eher stärker entwickeln, ist er niedriger eher schwächer.
Natürlich werden Währungen noch von vielen weiteren Faktoren beeinflusst, wie z.B. Wirtschaftswachstum, politische Stabilität oder das Vertrauen in die Kreditwürdigkeit eines Landes. Auch das muss in die Betrachtung mit einfließen.
Die Zinsen in den USA und der Euro-Zone liegen nahe Null. Die Fluktuationen in der großen Seitwärtsbewegung (siehe blaues Rechteck im Chart unten) hängen eben mit den weiteren Faktoren zusammen. So wurde der letzte Einbruch des Euros von Mitte 2011 an zum Beispiel durch die Schuldenkrise in der EU ausgelöst. Doch seitdem sich diese sanft zu entspannen beginnt, geben sich beide Währungen nicht mehr viel. Es hat sich somit eine deutlich engere Spanne ausgebildet, und zwar zwischen 1,27 Dollar und 1,35 Dollar je Euro.
Aktuell bricht der Euro über die 1,35er Marke nach oben aus. Diese ist bezeichnenderweise die Mittellinie in der großen Spanne (hier blau dargestellt). Aus charttechnischer Sicht gilt: Wenn die Kurse in eine großen Seitwärtsbewegung über die Mittellinie nach oben ausbrechen, ist die obere Begrenzung der Seitwärtsbewegung das Kursziel. Mit anderen Worten: Das Kursziel wäre die 1,50-Dollar-Marke. Das entspricht insoweit der hier bereits für diesen Fall vorgestellten Prognose.
Kann es zu dieser Bewegung kommen?
Der Grund für den Ausbruch ist schnell gefunden. Es war eben diese Fed-Sitzung, auf der die Erwartungen des Marktes „enttäuscht“ wurden. Die Frage ist nun, ob sich daraus eine nachhaltige Aufwärtsbewegung bis 1,50 Dollar entwickeln kann.
Zwar sprechen die Fakten dafür, dass der Dollar etwas stärker geschwächt wird als der Euro – da aber Börsen die Zukunft vorwegnehmen, könnten erste deutliche Anzeichen für das vorsichtige Beenden der Anleihekäufe seitens der Fed schnell zu einer Richtungsänderung führen, sprich den Dollar wieder stärken.
Wenn man also auf einen weiter steigenden Euro setzen will, muss man diese Faktoren entsprechend berücksichtigen.
Die weitere Prognose für den Verlauf des Währungspaar Euro / Dollars
Auf der anderen Seite könnte aber der erneute Streit über die Schuldenobergrenze in den USA in den kommenden Wochen zunächst einmal den Dollar belasten. Mitte Oktober wird die USA wieder die nächste Schuldenobergrenze erreicht haben, und damit wird der Streit zwischen den Demokraten und den Republikanern in die nächste Runde gehen.
Und nun müssen Sie nur noch eins und eins zusammenzählen: Wahrscheinlich wird die Fed mit der Rückführung der Anleihekäufe abwarten, bis sich die Parteien über die Schuldenobergrenze geeinigt haben. Beziehungsweise sie wird abwarten, wie die Einigung ausfallen wird.
Und damit lautet die Prognose für den Euro/Dollar: Bis zu einer Einigung über die Schuldenobergrenze wird sich der Dollar tendenziell eher schwächer entwickeln, der Euro steigt also weiter. Danach sollte er sich angesichts der möglichen Ankündigung der Fed, die Käufe der Staatsanleihen zurückzuführen, wieder erholen. Je nach Ausmaß der Rückführung der Käufe wird diese Stärke im Euro/Dollar dann entweder in Form einer Konsolidierung oder in Form einer erneuten engen Seitwärtsbewegung zu erkennen sein. Soweit die aktuelle Prognose…
Jochen Steffens
Stockstreet GmbH
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