Werden die US-Payrolls den Euro stärker drücken als die EZB?

 | 07.03.2019 21:33

h2 Der Tag am Devisenmarkt: Freitag, der 8. März 2019

Nachdem er gegenüber dem US-Dollar heute scharf eingebrochen ist, ist der Euro auf dem Weg nach unten. Die Investoren stießen ihre Euros aggressiv ab, nachdem die Europäische Zentralbank ein neues Programm von Langzeitkrediten für Banken (targeted long term refinancing, TLTRO) angekündigt hatte. Der EUR/USD Kurs fiel auf sein niedrigstes Niveau in 17 Monaten und hat seit dem 26. Februar noch keinen positiven Tag gehabt. Die heutige Bewegung schob den Wechselkurs unter 1,13 und 1,12, wichtigen Widerstandsmarken, die sich damals im Sommer 2017 in Unterstützungslinie gewandelt hatten. Wir erwarten weitere Verluste des Euros und ob dies morgen oder in der nächsten Woche passiert, hängt vom US-Beschäftigungsreport für die Wirtschaft ohne die Landwirtschaft ab. Sollten die US-Beschäftigungsdaten stark sein, dann könnten wir eine schnelle Bewegung auf 1,11 sehen, gefolgt von einem Versuch, die 1,10 zu brechen. Sollten die US-Beschäftigungsdaten schwach sein, dann wird eine Erleichterungsrallye mit Sicherheit Verkäufer anziehen.

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Sollten Sie meinen Beitrag von gestern gelesen haben, in der ich über die weitverbreiteten Erwartungen schrieb, dass die EZB ein neue TLTRO-Programm ausrollen wird, um die Finanzierungsbedingungen auf dem Status quo zu halten, wenn die Fälligkeit der Kredite des gegenwärtigen Programms im Juni unter die 12-Monatsmarke fallen wird. Allerdings waren der Zeitpunkt und die Details der Bekanntmachung weniger klar. Die heutigen Aktionen sagen uns, dass die EZB glaubte, sie könne nicht länger warten, als das Wachstum sich verlangsamt und der Preisdruck nachlässt. Die Kreditvergabe wird im September beginnen und die Laufzeit 2 Jahre betragen. Sie haben eine Erhöhung der Inflation zum Ziel und den Erhalt eines vorteilhaften Kreditumfelds. Die Zentralbank hat auch ihre Prognosen für Wachstum und Inflation in 2019 dramatisch gekappt. Statt eines Wachstums von 1,7% erwartet sie jetzt nur noch 1,1% in diesem Jahr. Statt einer Inflationsrate von 1,6% erwarten die Notenbanker jetzt, dass die Verbraucherpreise um lediglich 1,2% steigen werden. Auch ihre Prognosen für 2020 und 2021 senkte die Bank, allerdings nicht im gleichen Umfang.

Der letzte Sargnagel für den Euro war die Änderung des Richtungsausblicks. Die EZB sendete ein mächtiges Signal an den Markt, als sie sagte, dass der Leitzins bis Ende 2019 auf seinem derzeitigen Niveau bleiben werde, statt nur bis in den Sommer.

Mit Italien in der Rezession, Deutschland am Rande negativen Wachstums, Großbritannien im Risiko eines chaotische 'no-deal' Brexits und einer Abkühlung der globalen Konjunktur als Folge von Protektionismus, ließ die Bank zur Schlussfolgerung kommen, dass eine Neuauflage ihre TLTRO-Programms eine absolute Notwendigkeit war und der angeschlagenen Wirtschaft frisches Kapital zur Verfügung stellen könnte. Nicht überall in der Eurozone läuft es allerdings schlecht – das Wachstum in Frankreich ist stabil und Spanien erlebt das stärkste Wachstum der 4 großen Euro-Volkswirtschaften. Allerdings, mit Zöllen auf Autoexporten am Horizont ist das einfach nicht genug für die EZB, da in Draghis Worten, der Konjunkturausblick immer noch eher auf eine Verschlechterung hinweist. Sogar mit einem weiteren TLTRO-Programm kann die Zentralbank nicht die Folgen von Protektionismus oder eines chaotischen Brexits aufhalten. Dieses ist nur ein Pflaster auf eine Wunde, die schlimmer werden könnte.

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Die Rendite der deutschen Bundesanleihen mit 10-jähriger Laufzeit ist im Gefolge der EZB-Maßnahmen auf ihr schwächstes Niveau seit 2016 gefallen und mit einer Rendite von weniger als 0,1% wird es schwierig werden, Investoren anzulocken. Das letzte Mal, dass die deutschen Renditen derartige Niveaus innehatten, was genau bevor der EUR/USD Kurs von 1,12 auf 1,10 und später auf 1,04 fiel. Der Euro ist auf dem Weg nach unten und wie weit er noch fallen wird, hängt davon ab, wie stark sich der US-Arbeitsmarkt zeigen wird.

Der US-Beschäftigungsreport wird am Freitag erscheinen und es steht außer Frage, dass das Beschäftigungswachstum sich im Februar verlangsamt haben wird. Der Anstieg um 304 Tsd. zum Jahresauftakt war weitaus stärker als erwartet und es gibt gute Chancen, dass er als Folge der Regierungsschließung nach unten revidiert werden wird. ADP hat schon ein schwächeres Jobwachstum berichtet und auch die Beschäftigungskomponente im ISM-Report aus der Wirtschaft ohne das produzierende Gewerbe ist auf das tiefste Niveau in 8 Monaten gefallen.

Und doch braucht es nicht viel für den Arbeitsmarktreport um gut genug für den USD und negativ für den Euro zu sein. Solange das Beschäftigungswachstum im Februar die 160 Tsd übersteigt und die Revision der Januardaten es für diesen Monat über 200 Tsd hält, sollten die Investoren zufriedengestellt sein. Die Kennzahl, die man sich genau ansehen sollte, ist der durchschnittliche Stundenlohn. Dem Beige Book der Fed nach, haben eine Reihe von Fed-Bezirken einen engen Arbeitsmarkt und merklichem Arbeitskräftemangel berichtet. Das lässt uns glauben, dass das Lohnwachstum im Februar an Fahrt aufnehmen wird. Sollte der durchschnittliche Stundenlohn mit 0,3% oder besser gewachsen sein und die Beschäftigtenzahl um 160 Tsd. oder mehr gestiegen sein, dann wird der EUR/USD Kurs sich auf den Weg auf die 1,10 machen.

h3 Hier ist ein Blick auf einige meiner bevorzugten Frühindikatoren für den Beschäftigungsreport/h3

Argumente für stärkere Daten

1. Verbrauchervertrauen auf höchstem Stand in 18 Jahren
2. Konsumklimaindex der Universität von Michigan steigt

Arguments für schwächere Daten

1. ADP fällt auf 183 Tsd. von nach oben revidierten 300 Tsd im Vormonat.
2. Beschäftigungskomponente des ISM ohne verarbeitende Industrie fällt auf 8-Monatstief
3. 4-Wochendurchschnitt der Anträge auf Arbeitslosengeld steigt von 220 Tsd. auf 229 Tsd.
4. Anträge auf Weiterzahlung von Arbeitslosengeld steigen
5. Beschäftigungskomponente im ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fällt weiter

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