Weltkonjunktur: Dank Politik geht es abwärts!

 | 18.06.2019 09:52

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1236 (07:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1204 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.29. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.68. EUR-CHF oszilliert bei 1.1205.

Der Konjunkturhimmel verdunkelt sich zunehmend. Die handels- und geopolitischen Wirkkräfte der US-Politik haben in den letzten zwölf Monaten das endogen gute Wachstumsgebilde der Weltwirtschaft nachhaltig unterhöhlt. Wir "bedanken" uns bei unseren amerikanischen Freunden für diese "Hypothek".

Lange Zeit ging man davon aus, dass die USA Handelskonflikte eskalieren, um gute Deals zu Gunsten der USA zu realisieren. Die Muster des Umgangs mit Mexiko und Kanada sind Beispiele für die erfolgreiche Knebelungspolitik der USA (USMCA). Im Verlauf wurde deutlich, dass es eben nicht nur um Handel geht, sondern dass das Handelsthema im geopolitischen Kontext genutzt wird. Einmal mehr wird das im Konflikt USA/Mexiko/Guatemala (Migration) deutlich.

Die USA beanspruchen faktisch Determinierungsrechte in souveränen Staaten (totalitärer Anspruch) so offen wie nie oder selten zuvor. Die Rollen Stephen Bannons als inoffizieller US-Emissär (AFD, Brexit-Party, Front National) oder des Botschafters Grenell sind exemplarisch. Ergo ist das Problemfeld komplexer als 2018 vom Mainstream wahrgenommen.

Kleine Länder können sich diesem US-Druck kaum entziehen (UK?). In den Fällen China und Russland klappt die Unterwerfung nicht. Bezüglich Indien sind Akzente erkennbar, dass auch Indien US-Druck nicht in billiger Manier nachgibt.

Wie die EU mit diesem Thema umgehen wird, ist offen. Es gibt Indizien für politisches Rückgrat. Es gibt aber auch Kreise, die sich auf die Zeit nach Trump fokussieren und glauben wollen, dass dann alte Muster wiederbelebt werden könnten.Wir stellen die Frage, ob Vertrauen eine Beliebigkeitskomponente hat?

Zu bedenken ist dabei die Fragilität der US-Strukturen (Verschuldung, keine selbsttragenden Kräfte der BIP-Expansion) als auch die Verschiebung der finanzökonomischen Machtachse zu Gunsten der aufstrebenden Länder (aktuell circa 63% des Welt-BIP, Wachstummindestens 4%) zu Lasten des Westens. Wo liegt die Zukunft? Wie muss Kontinentaleuropa agieren, um Prosperität zu gewinnen und Souveränität zu verteidigen?

Man kann Gedanken schweifen lassen: Europa der zwei Geschwindigkeiten, perspektivisch Vereinigte Staaten der Eurozone (nicht EU!), sukzessive Emanzipation von den USA, Aufbau der Achse Lissabon, Wladiwostok, Shanghai, Tigerstaaten ... Die Zukunft liegt im Osten! Werden wir Westeuropäer an der Zukunft teilhaben?

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Ein Blick auf die letzten Meldungen zum Thema Konjunkturflaute:

    • Die Bundesbank erwartet für Deutschland im Quartalsvergleich eine leicht rückläufige Tendenz im Frühjahrsquartal. Die Industrie zeigt sich schwach, während binnenwirtschaftliche Kräfte (Konsum) intakt seien.
    • Der von Reuters ermittelte Tankan Index brach per Berichtsmonat Juni von zuvor 12 auf 6 Punkte ein und markierte den tiefsten Stand seit Herbst 2016.
  • Die UK-Handelskammer erwartet den stärksten Rückgang der Investitionstätigkeit wegen des Brexit seit 10 Jahren. Dieses Jahr wird ein Minus von 1,3% erwartet (= Verringerung des Kapitalstocks, Basis des Wohlstands/Sozialstaats).

Weiterer Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Die Arbeitskosten legten per 1. Quartal 2019 um 2,4% nach zuvor 2,3% im Jahresvergleich zu. Die Löhne verzeichneten per 1. Quartal 2019 einen Anstieg um 2,5% nach 2,3% im Jahresvergleich. Das darf beides als solide klassifiziert werden, Löhne steigen stärker als die Preise.

USA: Der NY Fed Manufacturing Index kollabierte per Juni von 17,80 auf -8,60 Punkte (Prognose 10,0). Damit wurde der niedrigste Wert seit Herbst 2016 markiert. Der NAHB Housing Market Index sank per Juni unerwartet von zuvor 66 auf 64 Punkte (Prognose 67) trotz der Entspannung an der Zinsfront.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 - 1.1350 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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