Stockstreet GmbH | 18.01.2024 10:50
Bei den Anlegern scheint sich nun doch langsam die Erkenntnis durchzusetzen, dass die Zinssenkungserwartungen jüngst überzogen waren. Die Reaktionen an den Aktienmärkten halten sich aber nach wie vor in Grenzen. Zwar zeigten die Kurse gestern Schwäche, es setzten aber auch schon wieder deutliche Erholungen ein.h2 Am Anleihemarkt findet bereits eine deutliche Korrektur statt/h2
Am Anleihemarkt sieht es anders aus. Dort hat sich bereits eine Trendwende etabliert – hin zu wieder höheren Zinsen. Unterbrochen von einem kleinen Rücksetzer, zieht die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe inzwischen mit einer zweiten dynamischen Aufwärtsbewegung an.
Noch etwas dynamischer stellt sich der Renditeanstieg bzw. der Rückgang der Anleihekurse hierzulande dar. Der Bund-Future hat mit dem gestrigen Tage exakt 38,20 % seines äußerst starken Kursanstiegs korrigiert, wobei die Abwärtsbewegung in einem ähnlich hohen Tempo wie die Aufwärtsbewegung erfolgt.
Es scheint also, als wäre es der Europäischen Zentralbank (EZB) besser gelungen, die Zinssenkungsspekulationen zu dämpfen.
h2 Der Devisenmarkt entwickelt sich konträr zum Aktienmarkt/h2Schaut man allerdings auf den Devisenmarkt, dann scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Denn der Dollar zeigt sich gegenüber diversen Währungen sehr stark – auch gegenüber dem Euro. Zeitgleich mit der Trendwende am Anleihemarkt hat es eine Trendwende beim EUR/USD gegeben (siehe roter Pfeil im folgenden Chart).
Und der EUR/USD hat sogar schon etwas mehr als 38,20 % der vorherigen Aufwärtsbewegung korrigiert.
Ein Grund dafür dürften die schwächeren Wirtschaftsdaten der Eurozone gegenüber den starken US-Zahlen sein. Ein anderer Grund könnte aber auch die Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungsgebieten sein. Höhere Zinsen in den USA machen den Dollar als Anlage attraktiver als den Euro. Und aktuell setzen die Anleger offensichtlich darauf, dass sich die Zinsdifferenz zugunsten des Dollars entwickelt, die US-Notenbank (Fed) also weniger früh oder stark die Leitzinsen senkt als die EZB. Und damit hat der Devisenmarkt offenbar eine völlig andere Meinung als der Aktienmarkt, der nach wie vor auf schnelle Zinssenkungen setzt.
h2 Welcher Markt hat Recht?/h2Stellt sich nur die Frage, welcher Markt nun eigentlich richtig liegt: Der Aktienmarkt mit seinen hohen Zinssenkungserwartungen? Oder der Anleihemarkt, der vor allem von der EZB eine zögerliche Vorgehensweise erwartet? Oder der Devisenmarkt, der davon ausgeht, dass die Fed die Zinsen weniger schnell senken wird als die EZB?
Ich persönlich glaube, dass Fed und EZB in etwa ein gleiches Tempo an den Tag legen werden. Denn in den USA ist der Leitzins zwar höher als in der Eurozone, weshalb sich eine Zinssenkung eher anbieten könnte, in der Eurozone verläuft die Konjunktur aber schwächer, weshalb das Inflationsziel schneller erreicht und die Wirtschaft mit Zinssenkungen gestützt werden könnte. Aber ich glaube auch, dass beide Notenbanken erst im 2. Quartal erste Zinsschritte vornehmen werden, wahrscheinlich im Mai bzw. Juni. Und daher sehe ich vor allem, dass der Aktienmarkt seine Erwartungen korrigieren muss, was wohl mit entsprechenden Kursentwicklungen einhergehen wird – also mit fallenden Kursen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
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