Weitere Zutaten zur großen Seitwärtskonsolidierung am Aktienmarkt

 | 13.03.2021 09:48

Die Notenbanken haben den Aktienmärkten eine Verschnaufpause besorgt. Denn insbesondere die EZB hat sich in den vergangenen Tagen zunächst verbal und dann vorgestern auch durch Taten in Form von „signifikant“ hohen Anleihekäufen im 2. Quartal 2021 gegen einen Anstieg der Renditen gestemmt. Dadurch haben die Anleiherenditen nachgegeben, was Anleger gleich als Einladung zum erneuten Kauf von Aktien verstanden haben.h2 Viele Milliarden Dollar auf dem Weg in die Aktienmärkte/h2

Hinzu kam die Aussicht auf weitere Milliarden, die durch das 1,9 Billionen Dollar schwere Konjunkturpaket der US-Regierung zweifelsfrei auch den Weg in die Aktienmärkte finden werden. Jeder US-Bürger, der weniger als 80.000 Dollar im Jahr verdient, erhält schon in Kürze 1.400 Dollar – einfach so, zur freien Verfügung. Steuerexperten gehen davon aus, dass die Schecks noch in diesem Monat verschickt werden. Und eine Umfrage der Deutschen Bank (DE:DBKGn) unter 430 US-Privatanlegern ergab im vergangenen Monat, dass diese im Durchschnitt 37 % des Geldes in Aktien investieren wollen. Trifft dies auf alle Empfänger der Stimulus-Schecks zu, würden bis zu 150 Milliarden Dollar in die Aktienmärkte fließen, so die Berechnung der Deutschen Bank.

Die Experten von Goldman Sachs (NYSE:GS) haben daher wohl nicht ohne Grund kürzlich ihre Schätzung für die Netto-Aktiennachfrage der Haushalte im Jahr 2021 von 100 auf 350 Milliarden Dollar angehoben. „Wir erwarten, dass die Haushalte die größte Quelle der Aktiennachfrage in diesem Jahr sein werden“, lautet die Einschätzung von Goldman Sachs dazu. Ich sage dazu nur: Dienstmädchenhausse!

h2 Durch Rebalancing könnten Aktien im Wert von 316 Milliarden Dollar verkauft werden/h2

Zumal es immer auch eine zweite Seite der Medaille gibt. So prognostiziert JP Morgan massive Verkäufe von institutionellen Anlegern in Höhe von 316 Milliarden Dollar, die sie aufgrund des regelmäßigen „Rebalancing“ ihrer Portfolios zum Quartalsende vornehmen könnten.

Das hat folgenden Hintergrund:

Viele Investmentfonds streben eine konstante Mischung von Aktien und Anleihen zu einem festgelegten Anteil an, zum Beispiel 60:40. Wenn nun aber die Aktienkurse stark ansteigen, dann verändert sich ihr Gewicht im Portfolio. Und diese Veränderung nimmt noch zu, wenn zugleich die Anleihekurse sinken, wie jüngst geschehen. Um das Verhältnis von 60:40 wiederherzustellen, muss der Fonds Aktien verkaufen und Anleihen kaufen.

Und JP Morgan geht eben davon aus, dass Fonds aus diesem Grund Aktien im Wert von 316 Milliarden Dollar verkaufen werden. Wenn zugleich US-Bürger für rund 150 Milliarden Aktien kaufen, herrscht immer noch ein Überangebot von 166 Milliarden Dollar vor. Nun sind dies allerdings jeweils nur Annahmen. Man sollte sie aber zumindest im Hinterkopf behalten.

h2 Steigende Anleiherenditen dominieren/h2
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Und man sollte die Entwicklung der Renditen weiterhin im Auge behalten. Denn das 1,9 Billionen schwere Konjunkturpaket der US-Regierung erhöht nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern es lässt auch die US-Staatsverschuldung explodieren. Und beides führt dazu, dass sich Anleger von niedrigverzinsten Anleihen des Landes trennen, was die Rendite in die Höhe treibt. Das weltweite Volumen negativ verzinster Anleihen ist laut einer Analyse der Helaba seit seinem Hoch im Dezember 2020 um rund 30 % gefallen. Die 10-jährigen T-Bonds rentierten gestern schon wieder mit rund 1,6 %. Erst vor einer Woche hatten sie mit 1,625 % ein 13-Monats-Hoch markiert.