Was kann die Aktienmärkte noch antreiben?

 | 24.09.2016 08:27

Sehr geehrter Leser,

Die aktuelle Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten wurde durch die jüngsten Notenbanksitzungen der Bank of Japan (BoJ), vor allem aber der Federal Reserve (Fed) befeuert. Doch nun muss sich zeigen, wie die Märkte in den kommenden Wochen ohne die Zentralbanken auskommen. Denn die Ankündigung der BoJ, zukünftig die Zinsstruktur stärker kontrollieren zu wollen, und die neuen Fed-Projektionen der US-Notenbank Fed, die auf einen flacheren Zinspfad hindeuten, dürften schon sehr bald vollständig an den Märkten eingepreist sein. Daher stellt sich die Frage, was die Aktienmärkte noch antreiben könnte. Märkte können von der Geldpolitik keine Hilfe mehr erwarten
Die expansive Geldpolitik war seit der Finanzkrise ein entscheidender Treiber für die Aktienmärkte. Doch sie scheint inzwischen an ihre Grenzen angelangt zu sein. Nicht ohne Grund haben weder die EZB noch die BoJ ihre jeweiligen Zinsen gesenkt oder Programme ausgeweitet. Dass die Maßnahmen der EZB ins Leere laufen, haben Sie bereits in der Börse-Intern vom 8. September erfahren. Darin war zu lesen, dass die Milliarden aus den Anleihenkäufen zwar eigentlich in Form von Krediten in der Wirtschaft ankommen sollen, das Geld tatsächlich aber auf den Einlagekonten der Banken bei der EZB landet. Und weitere Zinssenkungen sind vom Tisch, weil diese die Banken in noch größere Gefahr bringen würden, als sie es eh schon sind. Ähnlich ist die Problematik bei der BoJ. In diesem Zusammenhang erinnere ich auch noch einmal an die Warnung der Bank für Internationalen Zahlungsausglich (BIZ), über die am Dienstag in der Börse-Intern berichtet wurde. Laut der BIZ bedrohen die Negativ-Zinsen die Banken insbesondere in Japan und in der Euro-Zone.

Expansivere Maßnahmen sind also kaum noch eine Option. Es bleibt lediglich die Feinjustierung der bereits beschlossenen Maßnahmen. Hinzu kommt, dass auf der anderen Seite des Atlantiks eine Zinsanhebung immer wahrscheinlicher wird. Von der Geldpolitik können die Märkte also kaum mehr Hilfe erwarten. Daher braucht es neue Kurstreiber. Wirtschaft kommt nur schleppend in Gang
Die nötigen Kursimpulse müssen also entweder aus der Politik oder der Wirtschaft kommen. Doch die Wirtschaft kommt in fast allen (wichtigen) Regionen dieser Erde derzeit nur schleppend in Gang. Die Notenbanken können jedoch – wie gesehen – die Konjunktur nicht mehr unterstützen.
Dieses Dilemma zeigt sich vor allem in Japan: Hier hat die Zentralbank keine Zinssenkung beschlossen und auch keine Ausweitung der Anleihenkäufe vorgenommen, obwohl die jüngsten Konjunkturdaten verheerend ausgefallen sind.