Mike Zaccardi, CFA, CMT | 21.10.2022 07:26
Zwei Sektoren, die den S&P 500 über weite Strecken des Jahres 2022 schlagen konnten, waren Immobilien und Versorger. Die Argumente für diese Outperformance sind durchaus nachvollziehbar - Sachwerte sollten sich in inflationären Zeiten gut entwickeln, und die Verbraucher hatten immer noch ausreichend Geld in der Tasche, weshalb Immobilien-Titel relativ besser abschneiden konnten als z. B. zyklische Chip-Aktien oder Industriewerte (NYSE:XLI).
Bei den Versorgern sollten beständige und zuverlässige (manche würden sagen langweilige) Stromversorger und Unternehmen, die Eigentümer von wichtigen Energieübertragungsleitungen sind, nicht zu hart von einem wirtschaftlichen Abschwung getroffen werden. Diese Gruppen haben sich gut gehalten, während andere Aktien abstürzten. Immobilien und Versorger genossen bis September höhere Renditen.
Quelle: Stockcharts.com
h2 Massive Kursverluste bei Immobilien und Versorgern auf relativer Basis/h2Quelle: Goldman Sachs Investment Research
Neue Variablen haben diesen Segmenten aber einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Zum einen werden die höchsten Hypothekenzinsen seit 22 Jahren (über 7 % am Montagnachmittag) sicherlich zumindest kurzfristig zu einem Rückgang der Immobilientransaktionen führen, was einigen REITs erhebliche Probleme bereiten wird. Darüber hinaus zeigt die Geschichte, dass auch Immobilienunternehmen in wirklich schwierigen Zeiten genauso schwanken können wie der S&P 500 (siehe 2008).
h2 Steigende Hypothekenzinsen belasten REITs in Wohnimmobilien besonders schwer/h2Quelle: Mortgage News Daily
Zugleich musste der Versorgersektor im letzten Monat gegenüber dem SPX aufgrund des jüngsten Zinsanstiegs eine Underperformance von über 20% hinnehmen. Möglicherweise ändert der Übergang von 3,5 % auf 4 % oder mehr entlang der Zinskurve die Situation für Hochzinsversorger. Denn jetzt gibt es eine sicherere Alternative.
h2 US-Bondmarkt seit elf Wochen in Folge auf Talfahrt/h2Quelle: J.P. Morgan
Was bedeutet das nun für die Anleger und was sollten sie tun? Nun - ich interpretiere die jüngste Runde konzentrierter Verkäufe in diesen defensiveren Nischen als positives Zeichen für eine mögliche Bodenbildung des Marktes. Man muss sich das so vorstellen: Damit die Aktien ihren Tiefpunkt erreichen und eine Kapitulation eintritt, müssen alle Marktsegmente leiden. Das heißt, dass sowohl die Sektoren mit einer Outperformance als auch die Bereiche, die bereits völlig am Boden liegen, zusammen fallen sollten. Das könnte dann ein erster Schritt in diesem Prozess der Bodenbildung sein.
Ein weiterer Anhaltspunkt, der Aufschluss darüber geben kann, wo im Marktzyklus wir uns befinden, ist die Analyse von Trends bei Sektorrotationen. In einem inflationären Umfeld erzielen laut Sam Stovalls S&P's Guide to Sector Rotation die Sektoren Versorger und Immobilien häufig kurz vor dem Tiefpunkt des Marktes eine Outperformance. Diese Outperformance haben wir nun hinter uns. Nähern wir uns also der Talsohle des Marktes? Man kann es nicht wirklich wissen - aber man sollte auf die Entwicklung des Finanzsektors (der jetzt überdurchschnittlich gut läuft) und dann auf die Sektoren Informationstechnologie und Konsumgüter achten, bevor man an ein echtes Tief glaubt.
h2 Sektorrotation: Die relative Stärke bei Versorgern und Immobilien hat ihren Zenit überschritten/h2Quelle: Stockcharts.com
Fazit
Während sich der gesamte Markt auf die Berichtssaison, die Entscheidungen der Fed und die Entwicklung der Mega-Cap-Wachstumswerte in den kommenden Wochen konzentriert, sollten Sie die Entwicklung zweier kleiner und eher defensiver Marktsegmente im Auge behalten. Immobilien und Versorger, die im 3. Quartal im Vergleich zum Vorjahr auf relativer Basis noch im Plus lagen, bewegen sich jetzt abwärts. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Marktzyklus einen weiteren Schritt in Richtung eines Markttiefs vollzogen hat.
Offenlegung: Mike Zaccardi ist derzeit in keinen der hier genannten Anlagen bzw. Wertpapieren investiert.
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