Vincent Martin | 04.09.2022 11:37
In den vergangenen vier Quartalen hat die chinesische E-Commerce-Plattform Pinduoduo (NASDAQ:PDD) rund 14 Mrd. USD Umsatz erzielt. Das ist schon für sich eine beeindruckende Leistung. Aber es ist noch viel beeindruckender, wenn man eine wesentliche Tatsache berücksichtigt: Das Unternehmen wurde erst im September 2015 gegründet.
Im Jahr 2002, als Amazon.com (NASDAQ:AMZN) gerade einmal sieben Jahre alt war, erwirtschaftete der heutige E-Commerce-Gigant lediglich 4 Mrd. USD Umsatz. Damals steckte der elektronische Handel freilich noch in den Kinderschuhen. Aber Amazon musste damals auch nicht mit bestehenden Giganten konkurrieren, so wie Pinduoduo, das es mit Unternehmen wie Alibaba (NYSE:BABA) und JD.com (NASDAQ:JD) aufnehmen musste.
Quelle: Investing.com
Alphabet (NASDAQ:GOOGL), damals einfach als Google bekannt, stellte einst den Rekord für die kürzeste Zeit von der Gründung bis zu einem Umsatz von 10 Mrd. USD auf. Das Unternehmen brauchte nur acht Jahre für diesen Erfolg.
Man könnte durchaus behaupten, dass Pinduoduo - ursprünglich als Landwirtschaftshändler gegründet - das erfolgreichste Startup aller Zeiten ist. Dennoch wird das Unternehmen, selbst nach einer Kursrallye nach den fulminanten Zahlen vom vergangenen Freitag, nur mit dem 32-fachen des bereinigten Gewinns der letzten 12 Monate gehandelt.
Es gibt natürlich Gründe dafür, warum das Gewinnmultiple hier so niedrig ist. Aber selbst dann erscheint die Pinduoduo-Aktie viel zu günstig - zumindest für Anleger, die bereit sind, das Risiko eines Engagements auf sich zu nehmen.
h2 Ein großartiges Zahlenwerk/h2Selten wird man einen größeren Gewinnsprung sehen als den von Pinduoduo im 2. Quartal. Der Analystenkonsens prognostizierte einen Umsatz von 23,62 Mrd. Yuan; das tatsächliche Ergebnis lag bei 31,44 Mrd. Yuan und damit um ein Drittel höher. Die Konsensschätzung für den bereinigten Gewinn pro ADR (American Depositary Receipt - das an den US-Börsen gehandelte Instrument, das vier Stammaktien entspricht) lag bei 2,75 Yuan; tatsächlich verdiente Pinduoduo aber 7,54 Yuan.
Wichtiger als das Ausmaß der Überraschung ist, was die Prognosen und die Ergebnisse tatsächlich für das Unternehmen bedeuten. Die Analysten erwarteten einen Umsatzanstieg von weniger als 3 %; tatsächlich stieg er aber um 36 %. Dieselben "Experten" rechneten mit einem Rückgang des Gewinns; stattdessen hat er sich mehr als verdreifacht.
Die Analysten haben aus zwei Gründen ein laues Wachstum erwartet. Erstens deuteten der makroökonomische Druck und die anhaltenden Lockdowns in China auf eine schwache Nachfrage im Quartal hin. Noch wichtiger war jedoch, dass Pinduoduo in letzter Zeit ein eher laues Wachstum zu verzeichnen hatte.
Im ersten Quartal wuchs der Umsatz im Jahresvergleich nur um 7 %, nachdem er im vierten Quartal 2021 um 3 % gestiegen war. Makroökonomische Faktoren spielten hier sicherlich eine Rolle, aber auch der Live-Streaming-E-Commerce , wo Douyin (die chinesische Version von TikTok) von ByteDance führend ist, war ein Faktor.
Das 2. Quartal ändert nun aber die Story, dass Pinduoduo ins Hintertreffen geraten könnte. Das wiederum sollte es den Anlegern ermöglichen, sich auf die jüngsten guten Nachrichten zu konzentrieren, einschließlich des Börsenrückzug in den USA abwenden könnte.
h2 Die Schattenseiten/h2Mit anderen Worten: Es gibt viel Spielraum für eine Fortsetzung der jüngsten Kursrallye. Gleichwohl muss man sich aber fragen, was diese Rallye stoppen könnte.
Ein eindeutiges Risiko besteht darin, dass sich das 2.Quartal als Ausreißer erweisen könnte. Die Geschäftsleitung wies in der Telefonkonferenz zum 2. Quartal darauf hin, dass die Ausgaben niedriger als erwartet ausfielen. Die künftigen Gewinnmargen werden wohl nicht ganz so beeindruckend sein wie die 27,7 %, die Pinduoduo im abgelaufenen Quartal erzielte. Bei einem KGV von 32 ist das natürlich kein Grund, pessimistisch zu werden, aber es ist möglich, dass die mittelfristige Herausforderung durch Douyin und andere Konkurrenten in der zweiten Jahreshälfte und darüber hinaus anhält.
China selbst bleibt ein Risiko. Die chinesische Zentralbank senkt angesichts schwacher Wirtschaftsdaten die Zinssätze, zugleich steht der chinesische Immobilienmarkt unter Druck. Die Angst vor einer "harten Landung" in China besteht seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, aber es ist tatsächlich möglich, dass das Reich der Mitte nun auf einen erheblichen Konjunktureinbruch zusteuert.
Und schließlich gibt es da noch die Frage, was Pinduoduo-Aktien eigentlich genau sind. Wie BABA ist auch PDD nicht Eigentümer des eigentlichen Unternehmens, sondern eine Variable Interest Entities, kurz VIE genannt, mit Sitz auf den Kaimaninseln. Diese Struktur schränkt die Rechte der ADR-Besitzer ein und könnte im schlimmsten Fall zu einem politischen Spielball im Spannungsfeld zwischen den USA und China werden.
Auch hier ist Pinduoduo bei weitem nicht das einzige Unternehmen, das die VIE-Struktur nutzt (die eingeführt wurde, um die Beschränkungen der chinesischen Regierung für ausländische Beteiligungen zu umgehen). Die Anleger der meisten chinesischen Aktien gehen ein solches Risiko ein.
Und genau das ist der Punkt. Für einige Anleger ist China derzeit ein absolutes No-Go. Aber wenn ein Investor bereit ist, in diesem Land zu investieren, gibt es kaum eine bessere Wahl als PDD.
Disclaimer: Vince Martin ist derzeit in keinem der hier besprochenen Wertpapiere investiert.
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