Warum die Talfahrt des Rubels nicht gestoppt wird

 | 19.12.2014 16:39

Russland befand sich in diesem Jahr im Gold-Kaufrausch. Aber dies hat nicht zur Unterstützung der unter Druck stehenden russischen Währung geführt. Doch entgegen einigen Spekulationen kann davon ausgegangen werden, dass Russland wohl auch in 2015 weiterhin viel Gold kaufen wird.

Russland ist hungrig nach Gold

In 2014 war Russland das Land, das am meisten Gold kaufte. Mit dem Zukauf von rund 150 Tonnen Gold hat sich Russland in die Top 5 der Länder mit den größten Goldbeständen hochkatapultiert. Die Goldreserven des Landes von knapp 1.170 Tonnen sind zum aktuellen Marktpreis rund 45 Milliarden Dollar wert. Russland hatte nur einmal zuvor größere Bestände, nämlich als es unter dem letzten Zaren der Romanow-Dynastie kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1.200 Tonnen besaß.

In letzter Zeit ist der Rubel stark abgestürzt – eine unbequeme Tatsache für all diejenigen Anhänger von Hartgeld im Westen, die denken, dass der Goldkauf durch Zentralbanken auf eine starke Geldpolitik schließen lässt. In dieser Woche betrug der Umrechnungskurs von US-Dollar zu Rubel fast 1:70. Für gewöhnlich steht er bei etwa 1 zu 32.

Russland kauft bereits seit mehreren Jahren viel Gold. Ende 2005 bewilligte Wladimir Putin einen Plan der russischen Zentralbank, die nationalen Goldreserven zu verdoppeln. Als Ziel sollten zukünftig 10% aller Aktiven in Gold gehalten werden, eine Größe, die es seit der Rubelkrise in 1998 nicht mehr gab. Diese Maßnahme ist Teil der wirtschaftlichen und politischen Strategie Putins. Im Inland wird die Menge des Goldbesitzes als Indikator für Russlands Macht betrachtet. Seit 2005 gehört das Land zu den eifrigsten Goldkäufern. Allein im Mai 2010 kaufte die Zentralbank 34 Tonnen Gold in einem Monat.

Warum Russland weiterhin Gold kaufen und dies trotzdem nicht dem Goldpreis helfen wird

Putins Gold-Politik ist aber nur ein Teil der Geschichte. Auch wenn Russland nun über mehr Gold als China verfügt, wird es auch in 2015 Gold kaufen. Im Land gibt es riesige Goldvorkommen, die abgebaut werden müssen. Russlands Fördermenge an Gold ist derzeit größer als die der USA und liegt nun weltweit auf Platz Drei. Aber internationale Sanktionen aufgrund der Aggressionspolitik in der Ukraine hindern das Land daran, dieses Edelmetall auf dem freien Markt zu verkaufen. Folglich ist der größte Abnehmer des russischen Goldes deren eigene Zentralbank. Diese kaufte 114 der insgesamt 175 Tonnen, die in den ersten neun Monaten dieses Jahres abgebaut wurden.

Was können Investoren daraus lernen?

Westliche Anleger können an diesem Beispiel sehen, dass große Goldreserven einer Regierung nicht automatisch auch ein Garant für eine starke Währung oder eine stabile Wirtschaft fungieren. Die in Russland gelagerten Staatsreserven haben keinerlei Schutz für westliche Investoren geboten, ganz zu schweigen von den russischen Sparern, deren Ersparnisse in Rubel in den vergangenen Wochen wie Schnee dahinschmolzen.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Sollte sich die Währungsschwäche noch weiter verschlimmern, könnte Russland in Versuchung geraten, Gold gegen Rubel zu verkaufen. Doch wie der ehemalige Präsident der US-Notenbank Alan Greenspan einst sagte, ist Gold das ultimative Zahlungsmittel in Krisenzeiten. Und „Krise“ ist das große Reizwort für Putin.

Aufgrund des Symbolcharakters von Gold für die Russen sind Moskaus Goldreserven für deren Regierung vermutlich mehr wert als ihr Barwert. Falls in Moskau beschlossen werden sollte, das Gold zu verkaufen, würde das signalisieren, dass der Kreml aufgrund des Verfalls des Rubels tatsächlich in einer ernsthaften Krise stecken würde. Und dies wiederum würde Putins Image schaden, der gerne den starken Mann markiert und sich vorgenommen hat, Russland von der „Diktatur des Dollars“ zu befreien, und dadurch auch seiner Zustimmungsrate im eigenen Land.

Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert