Stephan Heibel | 16.08.2021 14:19
Die globale Logistik pfeift aus dem letzten Loch. Der weltweit größte Hafen wurde geschlossen. Es lohnt sich, auch diese Entwicklung im Auge zu behalten.
Wir haben Anfang des Jahres gesehen, welche Verwerfungen ein quer stehendes Schiff im Suezkanal nach sich ziehen kann: Täglich 50 Schiffe passieren den Suezkanal. Eine Normalität wurde nach diesem Zwischenfall bis heute nicht wieder erreicht.
50 Schiffe klingt erstmal nicht viel. Allerdings: Die größten Containerschiffe transportieren heute rund 20.000 Container. Wenn man diese auf Sattelschlepper der LKWs legt, bilden die LKWs für nur ein solches Schiff eine Schlange von Hamburg bis nach Frankfurt am Main. Mit 50 Schiffen könnte man die Strecke entsprechend 25 Mal füllen, hin und zurück.
Unsere Welt läuft Just-in-Time, die Containerschiffe sind bis in die letzte Ecke optimiert, Stapelung erfolgt nach Gewicht und Zielhafen. Fällt hier ein Dominostein um, wird der globale Handel nachhaltig gestört.
In China wurde ein Corona-Fall in Ningbo, dem weltweit größten Hafen, verzeichnet. Harte Maßnahmen ist man seitens China gewohnt, der Hafen wurde kurzerhand dicht gemacht. Die Situation an den weltweiten Seehäfen ist überall extrem angespannt. Schon vor Corona mussten Schiffe in den US-Häfen durchschnittlich 8 Stunden warten, bevor sie ihre Container "löschen" (also entladen) konnten. Inzwischen ist diese Wartezeit auf durchschnittlich 33 Stunden angestiegen. Aktuell warten laut Kühne & Nagel mit weltweit 353 Containerschiffen doppelt so viele Schiffe wie vor einem Jahr darauf, endlich in den Hafen einlaufen zu können, um ihre Container zu entladen. Wer einmal eine Hamburger Hafenbesichtigung gemacht hat, weiß, dass jede Stunde, die ein Schiff im Hafen liegt, einen sechsstelligen Betrag kostet. Es lohnt sich also, hier Dampf zu machen.
Nicht nur bei mir in Hamburg streitet man jahrelang über eine Vertiefung der Elbe, um größere Schiffe einlaufen lassen zu können. Dieses Problem gibt es weltweit. Der Corona-Crash hat das Problem verschärft: Schutzmaßnahmen für die Hafenarbeiter verlangsamten die Löschzeiten, gleichzeitig stieg die weltweite Nachfrage nach Fertigprodukten sprunghaft an.
Ich behalte diese Entwicklung im Auge, denn ich halte sie für extrem wichtig. Die Schließung des Hafens in Ningbo ist in meinen Augen wichtiger, als es sich derzeit an den Aktienmärkten ablesen lässt.
Was letzte Woche noch für den Aktienmarkt relevant war, können Sie in Kapitel 02 meiner aktuellen Börsenbrief Ausgabe 21/32 lesen.
"02. So tickt die Börse: Überraschung: DAX über 16.000, Zooplus +40%"
Der DAX hat die 16.000 Punkte übersprungen, die Seitwärtsbewegung, die uns diesen Sommer verfolgt, scheint nach oben aufgelöst zu sein. In Kapitel 02 schaue ich näher hin, ob dieser Versuch erfolgsversprechend ist. Außerdem erkläre ich, warum Zooplus um 40% angesprungen ist.
In Kapitel 03 schaue ich mir die Stimmungslage unter den Anlegern näher an: Neutralität dominiert in diesen Sommerwochen. Eigentlich keine schlechte Ausgangslage für eine Fortsetzung der Rallye.
Warum ich mich dennoch weiterhin eher defensiv aufstelle, lesen Sie in Kapitel 04.
Northern Data habe ich Ihnen vor einiger Zeit als „interessant” vorgestellt. Inzwischen gibt es Bilanzierungsprobleme und ich habe die Aktie aus meiner Beobachtung geworfen: Wer drin ist, sollte verkaufen. Den Grund erläutere ich in Kapitel 05. Gleiches gilt übrigens bei der Gelegenheit auch für Cyan (DE:CYR), den Anbieter von Sicherheitssoftware.
Letzte Woche gab es einen Zahlenreigen und vereinzelt heftige Kursbewegungen. Im Kapitel 06 sind 9 Updates zu unseren offenen Positionen abgedruckt, in denen ich zu den aktuellen Entwicklungen in den einzelnen Unternehmen Stellung nehme.
Wie immer gibt es in Kapitel 07 eine tabellarische Übersicht über unser Heibel-Ticker Portfolio.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr Börsenschreibel Stephan Heibel
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