Warum Benzin und Diesel plötzlich wieder günstiger sind

 | 16.12.2022 07:01

  • Der Ölpreis ist nicht der einzige Faktor, der in letzter Zeit zu niedrigeren Preisen an den Tankstellen geführt hat
  • Die Raffinerien waren in einer Zeit, in der sie normalerweise mit geringerer Kapazität arbeiten, nahezu voll ausgelastet
  • Es ist endlich wieder lukrativ, Erdölprodukte zu produzieren
  • Die Benzinpreise in den Vereinigten Staaten sind in den letzten fünf Wochen landesweit gesunken. Heute ist der Durchschnittspreis für Benzin sogar niedriger als vor einem Jahr. Die sinkenden Ölpreise haben sicherlich zu ihrem Rückgang beigetragen, aber der Erdölpreis ist nicht der einzige Faktor, der unter den Autofahrern für Freude sorgt.

    Im Folgenden schauen wir uns an, wie Raffinerien und der internationale Handel die Preise für Benzin und Dieselkraftstoff mitbestimmen. Der Beitrag ist das Ergebnis eines Interviews, das mein Patrick De Haan , dem Chefanalysten für Mineralölprodukte bei Gas Buddy, geführt haben.

    De Haan erläuterte, dass die Raffinerien sowohl für den Anstieg der Benzinpreise als auch für ihren derzeitigen Rückgang eine wichtige Rolle gespielt haben. Typischerweise beginnen die Raffinerien in den USA Mitte September, also nach Ende der Sommerfahrsaison, mit ihren Wartungsarbeiten. Sie drosseln die Produktion oder gehen bis Mitte November zu verschiedenen Zeiten vom Netz, um Verbesserungen vorzunehmen oder ihre Anlagen zu warten.

    In diesem Herbst fanden umfangreiche Wartungsarbeiten statt, doch war die Auslastung der Raffinerien seit der Wiederinbetriebnahme ungewöhnlich hoch. Mit anderen Worten: Die Raffinerien waren zu einer Zeit, in der sie normalerweise mit geringerer Kapazität arbeiten, nahezu voll ausgelastet (95 %). Dies erklärt zum Teil, warum Benzin während der Wartungssaison teurer war, aber jetzt, wo die Wartungssaison beendet ist, ist der Preis gefallen.

    Und auch die Dieselpreise entwickeln sich nach unten. Aufgrund der knappen Lagerbestände in den USA, insbesondere im Nordosten, zog der Preis für Diesel im Oktober kräftig an. Der Nordosten war früher von Dieselimporten aus Europa abhängig. Jetzt importiert der Kontinent jedoch keinen Diesel mehr aus Russland, so dass der eigene Diesel dort bleibt und nur sehr wenig europäischer Diesel für den Export nach Nordamerika zur Verfügung steht.

    Außerdem fiel die Wartungssaison in den US-Raffinerien mit den Bemühungen Europas zusammen, Dieselvorräte für den Winter aufzubauen, so dass dieser Markt im Oktober besonders angespannt war. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatten die USA nur noch Dieselkraftstoff für 25 Tage vorrätig, obwohl die Situation nicht so schlimm war, wie die Medien sie darstellten.

    Jetzt die App holen
    Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
    Downloaden

    Jetzt, wo die Raffinerien wieder laufen und mit sehr hoher Auslastung arbeiten, steigen die Dieselbestände und die Preise sinken. Tatsächlich reichen die Vorräte bereits wieder für 31 Tage.

    Die Wettervorhersagen, die kältere Tage prognostizieren, üben jedoch Druck auf Heizöl aus, das im Wesentlichen das gleiche Produkt ist. (Heizöl ist im Grunde genommen Dieselkraftstoff, der rot eingefärbt wird).

    In Erwartung dieses kalten Wetters steigen die Großhandelspreise für Dieselkraftstoff. De Haan geht jedoch davon aus, dass dies die Raffinerien dazu veranlassen wird, ihre Auslastung höher als normal zu halten. Das bedeutet, dass auch die Benzinproduktion hoch bleiben wird, denn nur ein Teil eines Barrels Öl kann für Destillate verwendet werden (Diesel und Heizöl gehören beide zu den Destillaten). Der Rest wird für andere Brennstoffe und Produkte, wie z. B. Benzin, verwendet. Wenn die Raffinerien weiterhin hohe Mengen an Diesel produzieren, dürften die Benzinpreise weiter sinken, da das Angebot auch hier steigt.

    Ein Grund dafür, dass die Auslastung der Raffinerien höher ist als normal für diese Jahreszeit, ist die Tatsache, dass es in den USA weniger Erdölraffinerien gibt als in der Vergangenheit.

    Das Fehlen der Raffinerie Philadelphia Energy Solutions, die 2019 nach einem Brand stillgelegt wurde, hat zu einer Knappheit an den Märkten für Benzin und Diesel im Nordosten der USA beigetragen. Später war dieses Gebiet auf Importe aus Europa und Russland angewiesen, die beide nicht mehr verfügbar sind. Andere Raffinerien stellen auf die Produktion von Biokraftstoffen um, weil es dafür erhebliche staatliche Anreize gibt. Der Markt verlangt jedoch trotz der von der Regierung geschaffenen Anreize nach wie vor nach Erdölerzeugnissen, was bedeutet, dass die verbleibenden Erdölraffinerien mit höheren Kapazitäten arbeiten müssen, um mit der Nachfrage Schritt zu halten.

    Die gute Nachricht für die Raffinerien ist, dass es nach mehreren Jahren, in denen sie Geld verloren oder kaum Gewinn gemacht haben, endlich wieder lukrativ ist, Erdölprodukte herzustellen.

    Offenlegung: Der Autor ist derzeit in keinen der hier erwähnten Anlagen investiert.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert