Warten auf die Fed

 | 24.07.2015 14:23

Die Nachrichten melden, dass Griechenland die Gespräche mit den Bailout-Gläubigern neu aufnehmen wird, um das neue Hilfspaket von 86 Mrd. EUR abzuschließen. Jetzt, wo die griechische Regierung die letzten von den Gläubigern geforderten Reformen verabschiedet hat, kann man davon ausgehen, dass der Deal in nur wenigen Wochen klar gemacht werden kann. Wir gehen von keinen echten Stolperfallen bei den Verhandlungen mehr aus und Griechenland wird sein Geld erhalten. Möglicherweise wird der IWF eine Beteiligung an dem neuen Bailout ohne einen Schuldenerlass aufschieben, aber sie werden das Ganze am Ende doch mittragen. Kurzfristig wird die nun eingekehrte Ruhe auf dem Devisenmarkt dazu führen, dass man sich wieder auf die fundamentalen Werte und die Geldpolitik konzentriert. Langfristig gehen wir jedoch davon aus, dass die aktuelle Lösung (ohne deutlichen Schuldenerlass) nicht gesund ist. Die negative Stimmung in Griechenland wird sich in niedrigeren Direktinvestitionen niederschlagen, in weiteren Steuerhinterziehungen, in schleppenden Privatisierungen und in Anlegern, die ihre Anlagen aus Griechenland abziehen. Die Nettoauswirkungen werden ein niedrigeres Wachstum sein und dazu führen, dass die jüngsten strengen Sparauflagen nicht erfüllt werden können. Es gibt auch mögliche politische Unsicherheiten, da die Durchschnittsgriechen vom griechischen Premierminister Alexis Tsipras enttäuscht sind.

Die FOMC-Sitzung nächste Woche wird keine Wirtschaftsprognosen oder eine Veränderung bei der Politik beinhalten, da die Fed klar eine Zinserhöhung vor Augen hat. Die Beschleunigung der US-Wohnungsmärkte ist nur ein weiteres Signal, dass das Rückgrat der US-Wirtschaft gesund und bereit ist, dem langsamen Straffungszyklus der Fed standzuhalten. In diesen Wochen ist der Verkauf bestehender Wohnungen um 3,2% im Monatsvergleich (erwartete Zahl 0,9%) auf einen annualisierten Umfang von 5,49 Mio. angestiegen, der höchste Anstieg seit Februar 2007. Viel versprechend war, dass es Erstkäufer waren, denen ein großer Teil der positiven Überraschung zuzuschreiben war. Diese Zahl folgt einer Reihe von weiteren soliden Wohnungszahlen. Zudem meldete das jüngste Beige Book der Fed zunehmendes Momentum bei den Immobilienaktivitäten in den meisten der 12 Distrikte. Für die Fed ist das ein Zeichen, dass die positive makroökonomische Entwicklung, v. a. die Dynamik des US-Verbrauchers (nach den letzten schwachen Einzelhandelsumsätzen) auf Kurs ist. Als Reaktion stiegen die Renditen der US-Treasuries mit zweijähriger Laufzeit über 70 Basispunkte an, da die Märkte eine Zinserhöhung durch die Fed näher kommen sehen.

Die starken Wohnungsdaten sollten ein stärkeres BIP für das 2. Quartal bedeuten. Eingehende Daten haben den schwächer als erwartet ausgefallenen Privatkonsum ausgeglichen, der vom Einzelhandelsumsatz angeführt wurde. Die Schätzungen zum realen US-BIP für das 2. Quartal dieser Woche sollten sich auf 2,9% im Quartalsvergleich beschleunigen. Ein weiterer starker Grund für eine Erhöhung im September sind die jüngsten CPI-Inflationsberichte, die zeigten dass der Kern-CPI für Juni von 1,7% im Mai auf 1,8% gestiegen ist (womit er näher an die Schwelle von 2,0% herankommt). Insgesamt steht die USA unmittelbarer vor einer Normalisierung der Geldpolitik, und die geldpolitischen Divergenzen sollten dem USD weiter von Nutzen sein. Zudem sollte die Devisenvolatilität im Rahmen des nicht vorhersehbaren Straffungszyklus der Fed (verzögerte zusätzliche Erhöhungen und stark datengesteuert) wieder auf normalisiertere Werte zurückgehen.

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