Warner Bros. Discovery: Die Geschichte wiederholt sich

 | 14.08.2022 09:14

  • Vier Monate nach Abschluss der Übernahme von WarnerMedia unterscheidet sich bei WBD nicht viel vom früheren Eigentümer
  • Streaming bietet Potenzial zur Oberseite für die Aktie - aber der Trend weg vom Kabelfernsehen ist für Warner Bros. Discovery bedrohlich
  • Die Geschichte zeigt, dass der Besitz eines wachstumsschwachen, hoch verschuldeten Unternehmens ein Rezept für Enttäuschungen ist
  • Es ist ein wenig ironisch, dass Warner Bros. Discovery NASDAQ:WBD) WarnerMedia von AT&T (NYSE:T) übernommen hat. Warner Bros. Discoverys Schicksal mit dem neu erworbenen Asset ähnelt sehr dem, was die AT&T-Aktie damit erlebt hat.

    Beide Unternehmen ächzten unter einer hohen Schuldenlast. AT&T konnte sogar die größte Unternehmensverschuldung der Geschichte vorweisen. Warner Bros. Discovery beendete das 2. Quartal mit Krediten in Höhe von 53 Mrd. USD in der Bilanz.

    Beide Aktien erscheinen günstig. Die WBD-Aktie wird jetzt mit weniger als dem 10-fachen der Konsensschätzung für das nächste Jahr gehandelt, das entspricht etwa dem Wert, zu dem die T-Aktie während des Großteils der Zeit gehandelt wurde, als sie WarnerMedia besaß (das mittlerweile umbenannte Unternehmen, das AT&T 2018 als Time Warner (NYSE:TWX) übernommen hat).

    Und die Management-Teams beider Unternehmen stellten damals die Situation so dar, als stünde das Wachstum gerade so vor der Tür. In beiden Fällen schenkten ihnen die Aktionäre Glauben, während Außenstehende eher skeptisch waren.

    Im Fall von AT&T hat sich die Unternehmensleitung eindeutig geirrt, und die Aktionäre zahlten die Rechnung dafür. Das Hauptproblem für die Aktie von Warner Bros. Discovery nach den Ergebnissen für das zweite Quartal ist, dass sich die Geschichte irgendwie zu wiederholen scheint.

    h2 Das spricht gegen einen Einstieg in die WBD-Aktie/h2

    Das Problem für die AT&T-Aktie war - und ist immer noch - die Binsenweisheit, dass ein wachstumsschwaches, hoch verschuldetes Unternehmen äußerst selten schöne Renditen abliefert. Wo sollen die Gewinne in einem solchen Szenario auch herkommen? Der Zinsaufwand frisst den Cashflow auf; die finanzielle Hebelwirkung verstärkt Probleme, egal wo im Unternehmen sie herkommen.

    Die Zahlen im Q2 lassen vermuten, dass die Geschichte von Warner Bros. Discovery genau nach diesem Drehbuch weitergeht. Am Ende des Quartals belief sich die Nettoverschuldung auf das 5,0-fache des bereinigten EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) der letzten 12 Monate. Das ist einer der Verschuldungsgrade am oberen Ende im gesamten Markt.

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    Auf vergleichbarer Basis für die Fusion und ohne Berücksichtigung von Währungseffekten ging der Gesamtumsatz im Jahresvergleich um 1 % zurück. Hier gibt es möglicherweise einige Verschiebungen - vor allem das Timing der Veröffentlichung von Filmen - aber selbst vor diesem Hintergrund ist das Wachstum insgesamt gedämpft.

    Das größte Problem ist, dass mehr als die Hälfte der Einnahmen und der Löwenanteil des Gewinns aus dem Sender-Segment (Networks) von WBD stammen. Dazu gehören die alten Discovery-Sender - Discovery Channel, HGTV, Food Network, TLC - sowie die wirklich guten Assets des WarnerMedia-Portfolios, TNT und TBS.

    Dieses Geschäft wird nicht wachsen. Es ist schon beeindruckend, dass das Segment überhaupt jemals gewachsen ist (wobei die gute Konjunkturentwicklung zweifellos dazu beigetragen hatte). Vor allem für TNT und TBS sind Kabelfernsehen und Streaming eine offensichtliche Bedrohung für Kanäle, die größtenteils auf syndizierte Wiederholungen setzen und nur wenige Originalinhalte zeigen.

    Vielleicht könnte die Rechnung trotzdem aufgehen, zumindest auf der Grundlage der Prognosen aus der Führungsetage. Aber auch hier gilt: Als AT&T diese Anlagen besaß, sollte die Rechnung auch immer aufgehen - zumindest auf der Grundlage der Prognosen aus der Führungsetage. Die Anleger, die vor der Fusion in Discovery-Aktien investierten, dachten dasselbe, nämlich dass die Aktien im Verhältnis zum Cashflow, den das Unternehmen abwerfen könnte, einfach zu billig seien.

    Die T-Aktie war einer der enttäuschendsten Titel der 2010er Jahre, der trotz seiner hohen Dividende bestenfalls minimale Gesamtrenditen erzielte. Abgesehen von einem verrückten Anstieg im Jahr 2021, der von dem Hedgefonds Archegos Capital vorangepeitscht wurde, bevor dieser dann pleite ging, ist bei der Discovery-Aktie jahrelang nichts passiert; sie notiert jetzt mehr als zwei Drittel unter dem Stand von 2014.