Aktienbewertung.de | 13.12.2023 06:47
Vossloh zählt zu den globalen Marktführern bei Befestigungssystemen von Schienen und Schwellensystemen, die beispielsweise bei Höchstgeschwindigkeitstrassen dringend benötigt werden. Die Sauerländer profitieren vom Trend, den Straßenverkehr auf die Schiene zu bringen. Die Auftragsbücher des Konzerns sind prall gefüllt, die Prognosen für das Geschäftsjahr wurden kürzlich angehoben. Trotz des immer besser laufenden Geschäfts notiert die Vossloh-Aktie aktuell auf dem gleichen Niveau wie zu Jahresbeginn.
In den ersten neun Monaten dieses Jahres steigerte Vossloh (ETR:VOSG) (ISIN: DE0007667107) seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 22 % auf rund 926 Mio. EUR (Vj: 756 Mio.). Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg um rund 40 % auf 77 Mio. EUR. (Vj: 55 Mio.). Die EBIT-Marge legte um einen Prozentpunkt auf 8,3 % zu. Im Zuge der positiven Entwicklung hob Vossloh die Umsatz- und Ergebnisprognose an. Für 2023 plant das Unternehmen jetzt mit einem Umsatz zwischen 1,18 und 1,23 Mrd. EUR (vorher: zwischen 1,13 und 1,2 Mrd. EUR). Das EBIT sollte ursprünglich zwischen 87 und 94 Mio. EUR liegen. Jetzt rechnet der Vorstand mit einer Range von 94 bis 100 Mio. EUR.
Vossloh profitiert davon, dass momentan zahlreiche Länder ihre Infrastruktur und Transportkapazitäten erneuern oder ausbauen. Dabei ist Vossloh weitestgehend unabhängig vom deutschen Markt. Die Umsätze stammten zuletzt zu 90 % aus dem Ausland. Die Auftragseingänge notierten Ende September mit 962 Mio. EUR knapp unterhalb des Rekordniveaus vom Vorjahr (946 Mio.). Auch die Deutsche Bahn hatte erst kürzlich den Vertrag über die Instandhaltung von weiten Teilen ihres Schienennetzes verlängert und einen Rahmenvertrag unterzeichnet, der die Lieferung von mindestens 600 Weichen in den nächsten vier Jahren vorsieht, was einem Umsatzvolumen von 30 bis 35 Mio. EUR entspricht. Analysten rechnen für 2024 mit weiteren Ertragszuwächsen bei Vossloh.
h2 Bewertung auf Basis des EBIT/h2
Für unsere Bewertung legen wir eine EBIT-Prognose von 107 Mio. EUR oder 6,11 EUR je Aktie für 2024 zu Grunde (Analystenkonsens). Zu beachten ist dabei: Die EBIT-Multiples sind seit 2020 rückläufig. Im Schnitt liegt das maximale jährliche Multiple (bereinigte Basis) der vergangenen drei Jahre bei 11 und das minimale jährliche Multiple bei 7,3. Auf Basis des vorläufigen Tiefstkurses für 2023 bewegte sich die Notierung damit auf der Unterseite mit einem Multiple von ca. 6,5 im Rahmen der letzten drei Jahre. Das (vorläufige) maximale Multiple ist in 2023 nochmals deutlich zurückgegangen auf ca. 8. Wir sehen die Ursache dafür in der allgemeinen Kaufzurückhaltung und der geringen Volatilität begründet. Da die Auftragslage für eine stabile operative Entwicklung spricht gehen wir davon aus, dass das Multiple auf der Unterseite nicht weiter absinkt. Auf Basis von 6,11 EUR je Aktie und Multiples von 7 und 10 ergibt sich ein Marktgleichgewicht mit einem Einstiegskurs von 43 EUR und einem Kursziel von 62 EUR.
h2 Charttechnik/h2Die Notierung von Vossloh befindet sich seit ihrem Allzeithoch bei knapp 100 EUR aus dem Jahr 2011 fast kontinuierlich im Sinkflug. Der Trendverlauf ist unscharf. Zwischenzeitliche Erholungen mit einhergehenden Überwindungen der Abwärtstrends führten mehrfach zu erneuten Kursverlusten und anschließenden Rebounds auf die Trendlinien. Seit ihrem Tief im März 2020 bei 23,40 EUR befindet sich die Aktie wieder in einer längeren Aufwärtsbewegung, die jedoch durch fallende Hochs gekennzeichnet ist und damit eine übergeordnete Dreiecksformation ausgebildet hat. Erst kürzlich erfolgte ein Test der 200-Tage-Linie (40 EUR), die kurz unterhalb der oberen Begrenzung der Formation liegt. Ein Ausbruch aus der Dreiecksformation nach oben würde zunächst Kurspotential bis ca. 50 EUR mit sich bringen. Ein Ausbruch auf der Unterseite würde Abwärtspotential bis ca. 30 EUR eröffnen. Der RSI auf Basis von 14 Wochen zeigt aktuell keine klare Richtung an. Kurzfristig erscheint ein Rückfall in den überverkauften Bereich, einhergehend mit einem erneuten Test des Trends, nicht unwahrscheinlich.
Auf Basis der uns vorliegenden EBIT-Prognose für 2024 ist die Vossloh-Aktie derzeit stark unterbewertet. Bis zum errechneten Ausstiegskurs von 62 EUR besteht aus unserer Sicht noch ein Aufwärtspotenzial von knapp 60 %. Nachdem das Ertragsniveau die letzten Jahre stagnierte, ist nun wieder Wachstum zu sehen. Damit sollte auch der langjährige Abwärtstrend sein Ende finden. Vom Markt wurden die positiven Ertragsaussichten für die nächsten Jahre aus unserer Sicht bislang nicht gebührend berücksichtigt. Für uns ist die Aktie daher ein Kauf – mit der Einschränkung, dass der Titel zunächst die Begrenzung der technischen Dreiecksformation auf Schlusskursbasis im Tages- oder Wochenchart überschreiten muss.
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