Von Indikatoren und Scheinkorrelationen

 | 29.04.2016 10:57

Wir haben sie nicht gezählt. Überschlägig dürften seit dem 1. Januar 2003 dreitausend handelstägliche Wellenreiter-Frühausgaben erschienen sein. Dreitausendmal haben wir das Sentiment beurteilt, die Put-Call-Ratio angeschaut, die Zyklik betrachtet, das Handelsvolumen gezählt, die Zinsentwicklung und den Ölpreis analysiert und eine Markt-einschätzung abgeben. Wir haben Finanzmarktdaten der letzten 200 Jahre vorliegen, die wir immer wieder in unsere Betrachtungen einfließen lassen.

Welche Zusammenhänge existieren, auf die wir in unserer täglichen Arbeit besonders achten?

Die von einigen Analysten immer wieder todgesagte Dow Theorie funktioniert seit mehr als einhundert Jahren konstant gut. Neue Hochs oder neue Tiefs in Dow Jones Industrial Index und Dow Jones Transportation Index müssen sich gegenseitig bestätigen, sonst sind sie wenig wert. Der konjunktursensible Transportsektor mit einer Schwächephase Hochpunkte im breiten Markt häufig vorauslaufend an.

Die Suche nach dem heiligen Gral mit der Konzentration auf einen einzigen Indikator, der zuverlässig alle Börsenwendepunkte ansagt, bleibt vergebens. Gäbe es ihn, würde der Nachahmer-Effekt den Indikator zerstören. Selbst der im Hinblick auf den DAX bis vor kurzem nahezu perfekt funktionierende Gebert-Indikator holt sich die Informationen aus vier Bestandteilen. Der Gebert-Indikator stand im Herbst vor einer großen Bewährungsprobe (siehe unsere Wochen-Kolumne vom 7. September 2015), die er nicht bestehen konnte. Es sei denn, man lässt den Fall des DAX von 12.390 auf 8.700 Punkte – ein Verlust von 30 Prozent - als Betriebsunfall durchgehen. Es sieht danach aus, als würde der Gebert-Indikator erst jetzt - Anfang Mai 2016, zum ersten Mal nach viereinhalb Jahren - ein Verkaufssignal für den DAX liefern.

Auffälligkeiten in der Intermarketanalyse sind interessant. Zum Beispiel dann, wenn der Ölpreis und der S&P 500 jeweils einen wichtigen Widerstand vor der Brust haben. Oder wenn die Aktienmärkte steigen, die Renditen aber nicht mitziehen. Ein schwacher Dollar/Yen setzt einen Risk-off-Prozess in Gang, der auf die Renditen drückt. In einem solchen Fall ist die Flucht in sichere Häfen wie amerikanische oder deutsche Staatsanleihen angesagt. Banken tendieren bei fallenden Renditen zur Schwäche.

In einer Hausse sollen möglichst viele Sektoren die Aufwärtsphase unterstützen. Was nutzt es, wenn die Energiewerte steigen, Banken, Broker oder Technologieaktien aber fallen? In unserer Kolumne vom 8. Februar 2016 zeigten wir die Schwäche der FANG-Aktien auf.

Die Erfolgsquote von „Sell in May and go away“ hat seit dem Jahr 1998 zugenommen.

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