US-Schuldenlimit ausgesetzt – aber sind damit die Probleme gelöst?

 | 21.06.2023 13:04

Dieser Artikel erschien zuerst auf Nebenwerte Online h2 Notenbanken im Dilemma – Zinsen hoch, Inflation bleibt/h2

Nun haben wir wieder eine spannende Notenbank-Woche hinter uns gebracht. Ehrlich gesagt, so aufregend war es dann doch nicht wie Viele geglaubt hatten. Immerhin gab es eine kleine Überraschung, denn die amerikanische FED versetzt ihr Zinserhöhungsprogramm in den Pausenmodus. Zehn Erhöhungen in Folge und nun eine Zinspause mit einem verbleibenden Korridor von 5,00 bis 5,25 Prozent. Hatte die stark aufwärts-korrigierende Nasdaq dieses Ergebnis vielleicht schon vorweggenommen? Nein, die Märkte folgen einer eigenen Logik die da lautet: Stagflation aller Orten sollte zu einer natürlichen Eindämmung der Teuerung führen. Weitere Zinserhöhungen sind somit aktuell obsolet. Trotzdem haben die sogenannten Fed-Dots nicht stärker korrigiert, der Markt rechnet also immer noch mit kleineren Anhebungen in 2023 auf dann etwa 5,6 %, so die mittlere Projektion. Die Fed-Mitglieder bleiben also hawkish, obwohl nicht wenige Ökonomen es für möglich gehalten hatten, dass die Zinsen in diesem Jahr gar nicht mehr angehoben oder gar gesenkt werden. Konsequenterweise wurden auch die Zinsprojektionen für 2024 und 2025 weiter angehoben.

Fraglich bleibt, wer sich dieses hohe Zinsniveau überhaupt leisten kann, denn sowohl Unternehmen als auch die öffentlichen Haushalte stehen mit dem Rücken zur Wand. Sollten die Kapitalmarktzinsen tatsächlich noch eine Korrektur nach oben vollziehen, wäre das Risiko für den amerikanischen Bankensektor fast nicht mehr tragbar, drohen denn in diesem Fall gigantische Abschreibungen auf die eh schon angeschlagenen Bondportfolios. Zur Erinnerung: Im März 2022 hatte der Leitzins noch knapp über der Nulllinie gelegen. In den vergangenen Monaten ist die Teuerung zwar leicht gesunken, die vielbeachtete Kerninflation jedoch nur wenig. Trotzdem hat sich die US-Inflation mit aktuell 4,0 und 5,3 in der Kernrate (nach 4,9 bzw. 5,5 im April) gegenüber dem Höchststand des vergangenen Jahres mehr als halbiert. Sie liegt damit nun nur noch knapp zwei Prozent über dem Ziel der Federal Reserve von 2,0 Prozent. Um das alles zu rechtfertigen muss die FED damit auch optimistisch für die Konjunktur bleiben, sie soll in 2023 um etwa 1,0 % wachsen und im nächsten Jahr ebenso mit 1,1 %. Sehr gewagt ist diese Prognose auf den ersten Blick nicht, der prognostizierte Wachstumspfad bleib aber mehr als fragil. Denn gerade die wichtigen Indikatoren indizieren eher eine Rezession. Beispielsweise steht der Philadelphia-Producer-Index auf tiefen -13,70 Punkten und auch der vielbeachtete Chicagoer Einkaufsmanager-Index indiziert mit einem Rückgang auf 40,4 von 47,0 höchste Alarmstufe. Das schwächt den US-Dollar mit 1,09 zum Euro weiter und lies das zuvor erholte Gold wieder auf 1.953 USD abrutschen. Charttechnisch sollte die Linie von 1.925 USD nicht mehr unterschritten werden.

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Ungleich schwieriger sieht das Bild in Europa aus. Hier prognostizieren die Regierungen zwar noch leichtes Wachstum, aber dem Zugpferd Deutschland könnte aufgrund des historischen Kostendrucks in der Lebenshaltung über den daraus resultierenden Konsumrückgang bald die Puste ausgehen. Da die EZB der Inflation nach wie vor hinterherhinkt, wurde der Leitzins weiter von 3,75 % auf 4,00 % angehoben. Immerhin stiegt die Industrieproduktion in Europa wieder leicht, aber die ZEW Umfrage zu den Konjunkturerwartungen erhielt mit minus 10 Punkten abermals einen Dämpfer. Christine Lagarde räumt ein: „Der Preisdruck bleibt stark, unsere künftigen Entscheidungen werden sicherstellen, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden.“ Im Mai lag die Teuerungsrate im Währungsraum der 20 Euro-Staaten einer ersten Schätzung des Statistikamtes Eurostat zufolge bei 6,1 % gut 3,5 % über dem angestrebten Korridor. Damit sind die Weichen wohl für eine noch restriktivere Geldpolitik gestellt.

Die Conclusio für den Edelmetall-Sektor bleibt verhalten positiv. Inflatorische Tendenzen halten die Preise für Gold und Silber oben, aber die hohe Verzinsung des Bondmarkts schafft Alternativen zum schwankungsanfälligen Rohstoffsektor. Für die Bergbau- und Minengesellschaften ist das Umfeld derzeit belastet durch schwierige Refinanzierungen, obwohl ein Superzyklus für Metalle bevorstehen sollte. Denn die Megatrends der Klimawende, E-Mobilität und der Künstliche Intelligenz beschleunigen die Elektrifizierung. Sollten die Staaten die eingeschlagene „GreenTech-Revolution“ neben der vielen geopolitischen Konflikte umsetzen können, führt kein Weg an den strategisch wichtigen Rohstoffen vorbei. Dem Bedarf entsprechend, gelingt es den großen Minengesellschaften durch gute Kostenkontrolle und Cash-Management solide Erträge zu erwirtschaften und weitere Explorationen durchzuführen. Die Investorenseite wird dies vermutlich bald erkennen und in der Allokation entsprechend reagieren.

h2 Barrick, Agnico-Eagle und Newmont – Gute Bilanzen, aber weitere Konsolidierung/h2

Große Bergbau-Unternehmen wie Barrick Gold (NYSE:GOLD) (TSX: ABX WKN: 870450 ISIN: CA0679011084), Agnico-Eagle Mines (TSX:AEM) (NYSE: AEM WKN: 860325 ISIN: CA0084741085) und Newmont Mining Corporation (NYSE:NEM) (NYSE: NEM WKN: 853823 ISIN: US6516391066) haben sich in 2023 zwar operativ gut geschlagen, die Chartverläufe spiegeln aber die nach wie vor die gedrückte Stimmung des gesamten Sektors wieder. Auf 12-Monatssicht liegt Agnico-Eagle mit 4 % Minus noch knapp behauptet im Markt, während Barrick Gold mit minus 19 % und Newmont Mining mit minus 35 % mittelprächtig bis stark unter Wasser liegen.

Newmont Mining führt mit einer Marktkapitalisierung von knapp 35 Mrd. USD den Sektor als Nummer 1 an, die Kursentwicklung lieferte aber jüngst ein neues 3-Jahrestief. Auch wenn die Entwicklung der Gesellschaft nicht wirklich Sorge bereitet, haben sich die Quartalsergebnisse in einer rollierenden Betrachtung eher leicht abwärts entwickelt. Im ersten Quartal konnte ein bereinigter Gewinn je Aktie von niedrigen 0,40 USD erzielt werden, die nächsten Schätzungen lassen aber wieder 40 bis 70% höhere Quartalserträge erwarten. Am 24. Juli wird die Gesellschaft über das 2. Quartal berichten, der EPS-Konsens liegt bei 0,56 USD. Mittlerweile hat die Dividendenrendite sogar ein Niveau von 3,7% erreicht.