US-Notenbank Fed: Hat die Forward Guidance fertig?

 | 03.08.2022 05:53

  • Eine weitere Leitzinserhöhung um 75 Basispunkte im September dürfte kaum zu vermeiden sein
  • Geht es nach den politischen Entscheidungsträgern, sollte der Fokus auf der Inflation und nicht auf der Rezession liegen
  • Die Zentralbanken, einschließlich der Fed, haben Fehler gemacht, die der Inflation Tür und Tor geöffnet haben
  • Die Federal Reserve hat die Erwartungen erfüllt und den Leitzins um einen dreiviertel Prozentpunkt angehoben. Gleichzeitig hat sie das Instrument der Forward Guidance aufgegeben, um den Notenbankern die Möglichkeit einzuräumen, die Geldpolitik bei jeder Sitzung neu zu definieren.

    Auf seiner Pressekonferenz im Anschluss an die Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank in der vergangenen Woche deutete der Fed-Vorsitzende Jerome Powell an, dass das Gremium das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen könnte, da die Nachfrage auf die straffere Geldpolitik reagiert.

    Nach Ansicht vieler Analysten bedeuten die jüngsten Daten und das wachsende Unbehagen der großen Einzelhändler in puncto Verbrauchernachfrage jedoch, dass die Fed einige überzeugende Zahlen zur Verlangsamung der Wirtschaft und der Inflation sehen muss, um eine weitere Anhebung um 75 Basispunkte auf der FOMC-Sitzung am 20. und 21. September zu umgehen.

    Nur waren die jüngsten Daten nicht gerade ermutigend. Am Donnerstag bestätigte das Handelsministerium, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 0,9 % geschrumpft ist, nach einem BIP-Rückgang von 1,6% im ersten Quartal. Definitionsgemäß gelten zwei aufeinanderfolgende Quartale des Rückgangs als "technische" Rezession, weil Regierungsvertreter nicht bereit sind, das R-Wort in den Mund zu nehmen.

    Das hat die Bankenexpertin Karen Petrou in ihrem jüngsten Memorandum scharf verurteilt:

    "Man kann sich kaum eine größere Diskrepanz zwischen Wirtschaftspolitik und wirtschaftlicher Realität vorstellen, als wenn Regierungsvertreter dem amerikanischen Volk versichern, dass alles in Ordnung ist, während die arbeitenden Haushalte größere Anschaffungen zurückschrauben, sich immer mehr verschulden und zunehmend von Kurzarbeit und sogar Entlassungen hören."

    Ein weiterer prominenter Kritiker der Fed, der Ökonom Nouriel Roubini, hat sich letzte Woche mit einer düsteren Prognose zu Wort gemeldet. "Es gibt viele Gründe, warum wir in eine schwere Rezession und eine schwere Schulden- und Finanzkrise geraten werden", sagte er bei Bloomberg TV.

    "Die Vorstellung, dass diese Krise kurz und oberflächlich sein wird, ist völlig illusorisch."

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    Der letzte Woche veröffentlichte Inflationsindex für die Konsumausgaben der privaten Haushalte lieferte sogar noch entmutigendere Daten. Demnach stiegen die Preise im Juni im Jahresvergleich um 6,8 %, nach 6,3 % im Mai. Selbst der Kern-PCE-Index, den die Fed-Entscheidungsträger für ein besseres Maß für die Inflation halten, da er die Preise für Lebensmittel und Energie ausklammert, stieg um 4,8 %, nach 4,7 % im Vormonat.

    Zwei prominente Fed-Vertreter spielten nach der FOMC-Sitzung Diskussionen über eine Rezession herunter, räumten aber dennoch beide ein, dass die Inflation zu hoch sei und die Fed dafür sorgen müsse, dass sie zurückgeht.

    "Es geht vielen Menschen schlecht", sagte der Chef der Atlanta Fed, Raphael Bostic, am Freitag in einem Interview des Rundfunk-Syndikats NPR.

    "Und deshalb müssen wir wirklich etwas gegen die hohe Inflation unternehmen und die Wirtschaft wieder in eine stabilere und nachhaltigere Lage bringen."

    Neel Kashkari, Leiter der Minneapolis Fed, sagte, dass er sich auf die Inflation und nicht auf die Rezession konzentriere. "Wir werden alles tun, was wir können, um eine Rezession zu vermeiden, aber wir sind verpflichtet, die Inflation zu senken, und wir werden tun, was wir tun müssen", sagte Kashkari in der CBS-Sendung Face the Nation.

    "Wir sind weit von einer Wirtschaft entfernt, die wieder eine Inflation von 2 % aufweist. Und genau da müssen wir hin."

    Graeme Wheeler, der von 2012 bis 2017 Gouverneur der neuseeländischen Zentralbank war, ist Mitverfasser einer Abhandlung, die letzte Woche unter dem Titel "How Central Bank Mistakes After 2019 Led to Inflation" (Wie die Fehler der Zentralbanken nach 2019 zur Inflation führten) veröffentlicht wurde.

    Wheeler und sein Mitautor, der Wirtschaftswissenschaftler Bryce Wilkinson, zählen diese Fehler auf: Die Zentralbanken waren zu zuversichtlich, was ihren geldpolitischen Rahmen und ihre Modelle anbelangt, zu zuversichtlich, dass sie Produktion und Beschäftigung kontrollieren könnten, verloren ihren Fokus auf die Preisstabilität und übernahmen zu viele andere Verpflichtungen, einschließlich widersprüchlicher "doppelter Mandate" und der Ablenkung durch fremde politische Ziele wie den Klimawandel.

    Die Fed hat jeden dieser Fehler gemacht und versucht nun, mit der Inflation Schritt zu halten und sie einzufangen. Es könnte allerdings schon zu spät sein, um Roubinis Szenario einer tiefen Rezession zu entgehen.

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