USD/JPY-Short – Wann geht der Kursverfall des Yen zu weit?

 | 17.08.2023 07:37

Während sich die Wirtschaft in China sukzessive eintrübt, hellt sich die Stimmung in Japan deutlich auf. Das zeigt zum Beispiel die monatliche Umfrage von Reuters unter 500 großen japanischen Unternehmen, die zwischen dem 1. und 11. August stattfand und deren Ergebnis gestern veröffentlicht wurde. Der daraus resultierende Reuters-Tankan-Index für die Stimmung der Hersteller stieg im August auf 12 Punkte, von zuvor 3, und der Index der Dienstleistungsunternehmen verbesserte sich von 23 auf 32 Zähler.

Japans Wirtschaft wächst deutlich stärker als erwartet

Bereits vorgestern wurde gemeldet, dass die japanische Wirtschaft das dritte Quartal in Folge gewachsen ist. Auf das Jahr hochgerechnet (annualisiert) stieg das Bruttoinlandsprodukts (BIP) im 2. Quartal 2023 um stolze 6,0 %, was einem Quartalszuwachs von 1,5 % entspricht. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 0,8 % gerechnet. Zum Jahresauftakt war die Wirtschaft annualisiert um 3,7 % bzw. zum Vorquartal um 0,9 % gewachsen.

Mit Blick auf die Grafik kann man jüngst ein kontinuierliches Erstarken der japanischen Wirtschaft erkennen. Zu verdanken war dies im vergangenen Quartal allerdings vor allem einer gestiegenen Auslandsnachfrage. Die Exporte legten dadurch um 3,2 % gegenüber dem Vorquartal zu. Und sie glichen eine zugleich schwächere Binnennachfrage aus, die um 0,3 % zurückging. Der private Konsum, der mehr als die Hälfte der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt ausmacht, sank sogar um 0,5 %.

Schwache Inlandsnachfrage bleibt ein Problem

Offenbar zu Recht hatte die japanische Zentralbank noch Ende Juli darauf hingewiesen, dass auch das erhoffte Anziehen der Inflation nicht einer zunehmenden heimischen Nachfrage, sondern vor allem externen Faktoren zu verdanken sei (siehe „USD/JPY-Short – Ein abgesicherter Trade“). Und da dies von den aktuellen Daten bestätigt wurde, gehen die Märkte davon aus, dass die Bank of Japan (BoJ) wohl vorerst keine größeren Schritte in Sachen restriktiverer Geldpolitik unternehmen wird.

Auch der Yen zeigt weiter Schwäche

Die japanische Währung Yen zeigt sich daher weiterhin schwach. Der USD/JPY erklomm jüngst sogar ein neues Hoch im aktuellen Aufwärtstrend.

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Damit hält sich der Wechselkurs eindeutig nicht mehr an mein (Elliott-Wellen-)Szenario (abc-Korrektur) und meine Kursprognose (rote Linien im Chart). Denn ich hatte zwar nach dem jüngsten Rücksetzer mit einem erneuten Anstieg gerechnet, doch sollte dieser nicht auf ein neues Hoch führen. Stattdessen sollten ein tieferes Hoch und ein tieferes Tief markiert werden. Allerdings hatte ich in der letzten USD/JPY-Analyse vom 21. Juli geschrieben, dass diese Prognose mit Vorsicht zu genießen ist, da „die Geldpolitik eher für einen weiter schwachen Yen bzw. starken USD/JPY“ spricht, hieß es.

Ein zaghaftes Umlenken der BoJ

Und weiter: „Aber früher oder später wird auch die BoJ eine geldpolitische Wende einleiten. Womöglich kommt es auf der nächsten Sitzung bereits zu einer Anhebung der Inflationsprognosen. Und auf dieser Basis sind dann weitere Schritte hin zu einer Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik denkbar.“ Tatsächlich hoben die Währungshüter am 28. Juli auf ihrer regulären Notenbanksitzung ihre Inflationsprognose für das Jahr 2023 auf 2,5 % an, nachdem sie zuvor noch von 1,8 % ausgegangen waren. Jedoch wurde zugleich die Inflationsprognose für das Fiskaljahr 2024 auf 1,9 % gesenkt – und damit unter das Inflationsziel von 2 %.

Damit hätte die BoJ eigentlich eine Beibehaltung der bisherigen Geldpolitik begründen können. Trotzdem wurden auch schon erste Schritte zu einer Abkehr unternommen. Die Leitzinsen wurden zwar unverändert belassen, doch wird die Renditekurven-Kontrolle nun flexibler gehandhabt.

Ziel sei es weiterhin, die kurzfristigen Zinssätze bei -0,1 % und die langfristigen in der Nähe von 0 % zu halten, so die Notenbank. Doch handele es sich nun um „Referenzwerte“, statt um „starre Grenzen“. Zudem will die BoJ 10-jährige Staatsanleihen nun zu 1 % kaufen, statt der bisherigen Obergrenze von 0,5 %. Somit können die Renditen 10-jähriger japanischer Staatsanleihen nun über die bisherige Obergrenze von 0,5 % steigen.

Experten sehen darin bereits den Beginn einer allmählichen Abkehr von der ultra-expansiven Geldpolitik. Laut der Notenbank soll die Anpassung hingegen lediglich dazu beitragen, die Nebeneffekte der niedrigen Kreditkosten in den Griff zu bekommen und eine drastische Abschwächung des Yens zu verhindern. Aber was Letzteres angeht, stellt der Devisenmarkt die BoJ offenbar auf die Probe.

Wann geht der Kursverfall des Yen zu weit?

Ich gehe angesichts dieser Entwicklung weiterhin davon aus, dass es seitens Japans erneute Interventionen am Devisenmarkt geben wird, wenn der Kursverfall des Yen nach Ansicht der Regierung und/oder der Notenbank wieder zu weit geht.

Von der Geldpolitik darf man dabei aber nach wie vor nicht zu viel erwarten. Ein erster Schritt ist getan. Und die sehr starken BIP-Daten von vorgestern sind sicherlich eine Erleichterung für die politischen Entscheidungsträger. Denn sie kommen damit dem Ziel näher, für nachhaltiges Wirtschaftswachstum mit stetigen Lohnerhöhungen und somit auch eine nachhaltige Inflation zu sorgen. Doch die Unternehmen zeigten sich trotz aufgehellter Stimmung besorgt über das verlangsamte Wachstum in China, dem größten Handelspartner Japans. Und solange der Export Gefahr läuft wegzubrechen, während die Binnennachfrage das Wachstum noch nicht begleitet und stützt, kann die Geldpolitik nicht deutlich restriktiver werden.

Man kann also aus meiner Sicht durchaus weiterhin, so wie am 21. Juli beschrieben, immer dann Short-Positionen auf den USD/JPY eingehen, wenn der Kurs auf 145 Yen oder höher steigt und das in einem hohen Tempo erfolgt. Dabei muss man aber vorerst hauptsächlich auf erneute Interventionen hoffen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

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