Stockstreet GmbH | 23.05.2019 09:48
Nicht nur Deutschland, die Eurozone und die USA haben mit ihrem Wachstum im 1. Quartal 2019 positiv überrascht, sondern auch Japan konnte am Montag deutlich über den Erwartungen liegende BIP-Daten melden. Demnach nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um 0,5 % gegenüber dem Vorquartal zu. Die Mehrheit der Analysten hatte dagegen mit einem Schrumpfen der Wirtschaft gerechnet.
(Quelle: tradingeconomics.com)
Das überraschend hohe Wachstum könnte ein Grund dafür sein, warum der japanische Yen jüngst gegenüber dem US-Dollar Stärke zeigte und der USD/JPY-Wechselkurs sogar kurzzeitig aus der Range von 110 bis 112 Yen herausfiel (siehe kleines gelbes Rechteck bzw. Ellipse im folgenden Chart).
Zur Erinnerung: Am 20. März hatte ich die Prognose aufgestellt, dass „sich der Wechselkurs wohl vorerst weiter zwischen 110 und 112 Yen aufhalten“ wird, wenn die Notenbanken mit ihrer Geldpolitik die Markterwartungen erfüllen. Und das ist bislang der Fall. Insbesondere die US-Notenbank hat bislang keinerlei Andeutungen für ein Ende der aktuellen Zinspause gemacht.
Dass der USD/JPY schon nach relativ kurzer Zeit wieder in die enge Range zurückgekehrt ist, kann auch mit den japanischen BIP-Daten begründet werden. Denn das hohe Wachstum vom Jahresbeginn hat diverse Haken.
Einerseits schrumpfte der private Konsum gegenüber dem Vorquartal, obwohl die Einkommen der privaten Haushalte relativ kräftig um 1,1 % gegenüber dem Vorquartal angestiegen sind. Zudem liegen die Einkommen trotz dieses Anstiegs noch um 0,2 % niedriger als im 3. Quartal 2017. Und neben den privaten Konsumausgaben sind auch die gewerblichen Investitionen gegenüber dem Vorquartal geschrumpft. Das alles passt eher zu der wirtschaftlichen Schwäche, die Japan schon seit einigen Jahren zu verkraften hat. Schon seit 1995 stagniert das japanische Bruttoinlandsprodukt nur noch (siehe Grafik).
(Quelle: tradingeconomics.com)
Was aber aktuell am bedenklichsten ist, sind andererseits die hohen Schrumpfungsraten beim Außenhandel. So sind die Importe im 1. Quartal 2019 um ganze 4,6 % eingebrochen, was auch dem schwachen Binnenkonsum beizuordnen ist. Und da die Importe laut einer Analyse der DekaBank mit negativen Vorzeichen in die Berechnung des BIPs einfließen, ging von der Schrumpfung der Importe rechnerisch ein sehr hoher positiver Wachstumsbeitrag aus. Und dieser sorgte für das überraschend hohe BIP-Wachstum.
(Quelle: DekaBank)
Letztlich ist das aber keineswegs ein Zeichen für eine starke japanische Wirtschaft, sondern eher für deren anhaltende Schwäche. Und entsprechend war auch die Stärke des Yen bzw. die Schwäche des USD/JPY wohl wieder nur vorübergehender Natur.
Daher gehe ich davon aus, dass die Range von 110 bis 112 Yen wohl nun noch eine Weile eingehalten, der Wechselkurs dann aber letztlich in Richtung 114 Yen und somit an das obere Ende der größeren Seitwärtsrange laufen wird. Und daher bleibe ich bei meiner Einschätzung vom 20. März:
Grundsätzlich kann man die übergeordnete Seitwärtsspanne von rund 114 bis 108 bzw. sogar 105 Yen traden, indem man im unteren Bereich long und am oberen Ende short geht. Allerdings würde ich angesichts der wirtschaftlichen und geldpolitischen Unterschiede zwischen Japan und den USA aktuell Long-Positionen bevorzugen. Dafür spricht auch die jüngste Bärenfalle, die der nur kurzzeitige Rutsch aus der engen Range von 110 bis 112 Yen mit sich gebracht hat.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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