Folker Hellmeyer | 25.08.2021 09:15
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1740 (06:04 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1727 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.77. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.86. EUR-CHF oszilliert bei 1,0736.
An den Finanzmärkten herrscht Zuversicht. Am US-Aktienmarkt purzeln täglich die Rekordstände. Der Rest der Welt erfreut sich an Stabilität an Aktienmärkten. An den Zinsmärkten herrscht nach dem Renditerückgang Ruhe.
Der USD zeigt Widerstandskraft gegenüber Hauptwährungen und Edelmetallen. Es ist erstaunlich, da die USA geopolitisch durch die Afghanistan-Krise massiv an Ansehen einbüßen. Der Leitwährungsstatus der USA hängt auch an dem geopolitischen Standing der USA. Die Unzuverlässigkeit, die die USA durch ihre Politik zum Ausdruck bringen, unterminiert den Anspruch der USA auf eine Hegemonialstellung. Es sei daran erinnert, dass Präsident Trump Europa Feindstatus verlieh und Kurden als US-Bauernopfer sich selbst überlassen wurden.
Auch bezüglich der westlichen Werte kommen die USA im Fremdbild unter Druck. Bei der Sitzung des UN-Menschenrechtsrat erhob China Vorwürfe gegen die USA, das UK, Australien und andere Länder. Sie müssten für Menschenrechtsverletzungen durch ihre Militärs in Afghanistan zur Rechenschaft gezogen werden. Unter dem Banner von Demokratie und Menschenrechten intervenierten die USA und andere Länder militärisch in souveränen Staaten, die eine ganz andere Geschichte und Kultur hätten, und stülpten ihnen ihr eigenes Modell über.
Das hätte großes Leid gebracht und müsse bei der laufenden Sitzung besprochen werden. 88% der Weltbevölkerung sind nicht westlich. Das westliche Selbstbild ist Ausdruck von Hybris. Das Fremdbild sieht anders aus. Westliche Demut ist gefragt. Eine regelbasierte Welt fordern die USA, ohne sich selbst diesen Regeln zu unterwerfen. Wann wird der Preis dieser Hybris bei der Bewertung des USD fällig?
Haushaltsdefizite: Deutschlands Position im westlichen Vergleich vortrefflich
Diesem Thema nähern wir uns bezüglich der Entwicklung des deutschen Haushaltsdefizits im Vergleich zu den westlichen Konkurrenten.
Steigende Ausgaben im Kampf gegen die Pandemie (u.a. Überbrückungshilfen, Impfstoffe) ließen das Staatsdefizit in der 1. Jahreshälfte auf 81 Mrd. EUR ansteigen. Seit der Wiedervereinigung gab es nur im 1. Halbjahr 1995, als die Treuhandschulden in den Bundeshaushalt übernommen wurden, einen größeren Fehlbetrag.
Bei der Analyse ist es wichtig, die Ursachen des Defizits zu erkennen, um prognostische Rückschlüsse ziehen zu können. Es ist ein Ausgabenproblem, denn die Staatseinnahmen legen bezüglich des BIP-Wachstums, das gestern leicht positive Überraschungsakzente lieferte, deutlich zu. In den ersten 7 Monaten des Jahres 2021 lagen sie um 6,8% über dem Vorjahreszeitraum. Das Ausgabenproblem ist ein zeitlich begrenztes Phänomen. Diese Ausgabenentwicklung ist nicht extrapolierbar. Das sagt auch die Bundesbank. Sie prognostiziert für 2022 ein Defizit lediglich in Höhe von 1,5% bei einem Wachstum von 5,2% (selbsttragendes Wachstum!).
Eine solitäre Betrachtung des deutschen Haushalts ist im aktuellen Kontext wenig hilfreich. Der relative Vergleich zu anderen bedeutenden Wirtschaftsräumen ist zwingend geboten, da das Ausgabenproblem im Rahmen der Pandemie ein globales Problem darstellt.
In diesem relativen Vergleich schlägt sich Deutschland vortrefflich:
Erlauben Sie mir einen Diskurs. Wer wie die AFD den Euro und die Eurozone zerlegen will, hat sich wegen politischer Kleinteiligkeit den Ländern zu unterwerfen, die deutlich schwächere Strukturdaten vorzuweisen haben! Absurderes gibt es nicht!
Die Daten unterstreichen, dass es in den USA (und dem UK) kein selbstragendes Wachstum gibt.
Damit kommen wir zurück zur Bewertung des USD. Kann aus den in der Tabelle erkenntlichen Zahlen Attraktivität des USD oder des GBP abgeleitet werden?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Die Erholung im Jahr 2020 nach dem ersten global verfügten Lockdown (Basiseffekte) und Relativitätsgrundsätze bei Stimmungsindikatoren werden in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass die hohen Wachstumszahlen als auch hohe Indexstände bei Stimmungsindikatoren keinen Bestand haben können.
Eurozone: Deutsches BIP besser als erwartet
Das BIP Deutschlands legte per 2. Quartal 2021 gemäß detaillierter Berechnung im Quartalsvergleich um 1,6% (Prognose 1,5%) zu. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 9,4% (Prognose 9,2%) ein.
UK: Einzelhandel geht laut CBI durch die Decke
Der vom CBI ermittelte Index für den Einzelhandel schoss per August von zuvor 23 auf 60 Punkte in die Höhe (Prognose 20).
USA: Dynamikverluste im Fed-Bezirk Richmond
Der Absatz neuer Wohnimmobilien stellte sich per Juli in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung auf 708.000 (Prognose 700.000) nach zuvor 701.00 (revidiert von 676.000) Objekte.
Der Richmond Fed Composite Index sank per Berichtsmonat August von zuvor 27 auf 9 Zähler und markierte den schwächsten Wert seit Juni 2020.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1810 - 1.1840 negiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
Hinweis: Der Forex-Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der SOLVECON INVEST GMBH, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der SOLVECON INVEST GMBH und dem jeweiligen Empfänger zustande. Die im Forex-Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Forex-Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Forex-Reports, die in dem Forex-Report als Ansprechpartner benannt werden. Die im Forex-Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Forex-Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Forex-Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.