US-Arbeitsmarktdaten im Fokus – Allensbach mit prekären Umfragewerten

 | 01.09.2023 08:41

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0841 (05:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0836 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 145,47. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,71. EUR-CHF oszilliert bei 0,9581.

Blick auf den Markt: Warten auf US-Arbeitsmarktdaten

Die internationalen Finanzmärkte boten in den letzten 24 Handelsstunden ein heterogenes Bild, "zarte" Risikoaversion war auszumachen. Heute liegt der Fokus auf dem US-Arbeitsmarktbericht. Bis dahin sollten weitgehend Seitwärtsbewegungen dominieren.

Am Rentenmarkt kam es zu Renditerückgängen der Bundesanleihe. Die Bundesanleihe rentiert heute mit 2,46% (Vortag 2,55%) , die US-Staatstitel mit 4,11% (Vortag 4,11%).

Der USD gewann gegenüber dem USD an Boden. Gold und Silber verloren Terrain versus USD. Allensbach Umfrage mit prekären Umfragewerten

Ergebnisse der aktuellen Allensbach-Umfrage in Bullet-Points:

• 50% erwarten, dass Deutschland zukünftig nicht mehr zu den führenden Wirtschaftsnationen zählen wird (2022 30%). 31% erwarten die Aufrechterhaltung des Status (2022 48%).

• 58% der Führungskräfte sehen den Zenit Deutschlands als überschritten an.

• 76% der Führungskräfte halten die Sorge für berechtigt, dass die im internationalen Vergleich hohen Energiekosten zur Deindustrialisierung führen.

• 68% der Bevölkerung wollen eine nachhaltige Schwächung der Industrie erkennen.

• 41% sind der Meinung, dass Deutschland ein sehr guter Wirtschaftsstandort sei (2022 71%).

• 83% erachten einen Bürokratieabbau für besonders wichtig.

• 76% bezweifeln, dass die "Ampel" das Land voranbringen kann.

• 55% sind der Überzeugung, dass die Regierung den Wirtschaftsstandort schwächt.

• Welche Partei kann den Standort stärken: CDU/CSU 27%, AFD 8%, SPD und FDP 7%, Grüne 5%.

Kommentar: Hier wurden seitens der Befragten prekäre Umfragewerte geliefert, die faktisch einen historisch einmaligen Vertrauensentzug gegenüber der Regierung signalisieren. Der Eindruck einer "Regierung ohne Volk" drängt sich auf. Regierungen sollten Politik für den eigenen Wirtschaftsraum, für die Menschen und Unternehmen im eigenen Wirtschaftsraum machen. Dann kommt es auch nicht zu derartigen Umfragewerten. Demut ist eine Tugend, kann "Berlin" das?

EZB-Direktorin Schnabel: "Nulltoleranz" gegenüber Festlegungen

EZB-Direktorin Schnabel hat das weitere Vorgehen der EZB bei dem Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die Inflation offengelassen. Sie sprach sich für ein datenabhängiges Vorgehen aus. Bei diesem datenabhängigen Ansatz könnte man nicht vorhersagen, wo der Zinsgipfel liegen würde oder wie lange die Zinsen auf einem restriktiven Niveau gehalten werden müssten. Dabei könnte sich die EZB auch nicht auf künftige Schritte festlegen.

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Kommentar: Sie sagt uns damit indirekt, dass die Stabprojektionen der EZB bezüglich Inflation und Konjunkturentwicklung aus Sichtweise des EZB-Rats nur wenig belastbar sind. Sie legt sich aber in der "Nulltoleranz" gegenüber Festlegungen fest.

Die Aussichten wären für die Eurozone unverändert sehr unsicher.

Kommentar: Stimmt, das hat primär und ultimativ mit diskretionärer Geopolitik und deren Konsequenzen seitens der EU und der Länder der EU zu tun (primäre Ursache).

Die Wirtschaftstätigkeit hätte sich sichtbar abgeschwächt. Die Frühindikatoren wiesen auf eine kommende Schwäche hin.

Kommentar: Einige Fachleute sahen dieses Dilemma frühzeitig, manche sehr frühzeitig, ebenso wie die Verwerfungen durch diskretionäre europäische Außerpolitik auf unsere Preisniveaus, ebenso wie auf die Qualität der Preisentwicklungen, die größtenteils von außen wirken (exogen) und nur in Teilen und bestenfalls sekundär durch die EZB nivelliert werden können (Dilemma), es sei denn, man wolle einen Wirtschaftsinfarkt riskieren.

Es gebe gleichwohl unverändert wichtige Bereiche, die sich als widerstandsfähig erwiesen, insbesondere der Arbeitsmarkt.

Kommentar: Als Volkswirtin weiß Frau Schnabel, dass Arbeitsmarktdaten nachlaufende Tendenz haben. Die Fissuren sind jetzt an den europäischen Arbeitsmärkten erkennbar, siehe aktuell Deutschland (5,7%), siehe Italien (7,6%).

Aber der zugrundeliegende Preisdruck wäre trotz des Rückgangs der Inflation weiterhin hartnäckig stark.

Kommentar: Korrekt in der Gesamtbetrachtung (Eurozone Erstschätzung August 5,3%), aber innerhalb der Eurozone ist das Bild sehr heterogen (Spanien 2,4%, Niederlande 3,0%, Italien 5,5%, Frankreich 5,7%, Deutschland 6,1%). Vor allen Dingen Deutschland, aber auch Frankreich verzerren das Inflationsbild der Eurozone nach oben. Mehr und mehr Fragen türmen sich auf. Sowohl für die Zinspolitik, Außenpolitik als auch für den Euro an sich.

EZB-Ratsmitglied Holzmann: "Toleranz" für Projektion der Leitzinsen

EZB-Ratsmitglied Holzmann (Chef der Österreichischen Nationalbank) betonte die Hartnäckigkeit der Preisinflation und konstatierte, dass man noch nicht auf dem höchsten Niveau der Zinsen sei. Eine oder zwei Erhöhungen seien möglich.

Kommentar: Herrn Holzmanns Einlassung über die Hartnäckigkeit der Preisinflation ist zunächst Folge zu leisten, nichts anderes belegen die aktuellen Preisinflationsdaten der Eurozone in der Gesamtheit (5,3%).

Die "zarte" Vorfestlegung auf eine oder zwei Zinserhöhungen trägt in meinen Augen der Tatsache Rechnung, dass es sich zu großen Teilen um exogene durch die EZB nicht beeinflussbare Treiber (Lebensmittel, Energie) handelt, dass das aktuelle Zinsniveau bereits für einige Länder restriktiv ist (u.a. Spanien, Niederlande), dass der absehbare Wirtschaftsschaden durch Politik und das erhöhte Zinsniveau beachtlich oder beachtlicher ausfallen wird und dass Frühindikatoren der Verbraucherpreise Entspannung signalisieren. Herr Holzmann zeigt Toleranz für Festlegungen und Prognosen. Warten wir ab!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Deutscher Einzelhandel unerwartet schwach – NL CPI bei 3%!

Gemäß Erstschätzungen legten die Verbraucherpreise der Eurozone per August im Jahresvergleich um 5,3% (Prognose 5,1%) nach zuvor 5,3% zu. Die Kernrate sank von 5,5% auf 5,3%. Hier wird deutlich, dass das Thema höherer Energiepreise die Gesamtrate belastet. Die Arbeitslosenrate der Eurozone stellte sich per Berichtsmonat Juli auf 6,4% (Prognose 6,4%) nach zuvor 6,4%.

Deutschland: Unerwartet sanken die Einzelhandelsumsätze per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose +0,3%) nach zuvor -0,8%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 2,2% (Prognose -1,0%) nach zuvor -1,6%.

Niederlande: Anders als in Deutschland ergibt sich in den Niederlanden markante Entspannung an der Inflationsfront. Dort nahmen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich per August um "nur" noch 3,0% zu (Deutschland 6,1%). In den Niederlanden sinken die Energiepreise (-28,6% im Jahresvergleich) im Gegensatz zu Deutschland (+8,3%): Hintergründe sind die Nutzung eigener Gasvorkommen und flexibleren Verträgen. Was bedeutet das für die Konkurrenzfähigkeit der Standorte Deutschland versus Niederlande?

Frankreich: Das BIP Frankreichs legte per 2. Quartal 2023 im Jahresvergleich um 1,0% zu, ein deutlicher Unterschied zu Deutschland (-0,2%).

Deutschland: Die Arbeitslosenrate in der saisonal bereinigten Fassung stellte sich per August auf 5,7% (Prognose 5,7%) nach zuvor 5,6%. Es ist das höchste Niveau seit Juli 2021.

USA: Weitgehend gute Datensätze bezüglich Erwartungshaltung

Die persönlichen Einkommen verzeichneten per Juli im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,2% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,3%. Die persönlichen Ausgaben nahmen um 0,8% (Prognose0,7%) nach zuvor 0,6% (revidiert von 0,5%) zu. Die Arbeitslosenerstanträge lagen per 26. August 2023 bei 228.000 (Prognose 235.000) nach zuvor 232.000 (revidiert von 230.000). Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago stieg per August unerwartet stark von 42,8 auf 48,7 Punkte (Prognose 44,1).

Russland: Unwesentlich höher Devisenreserven

Die Devisenreserven stellten sich per 25. August 2023 auf 580,5 nach zuvor 579,5 Mrd. USD.

Einkaufsmanagerindices: Finale PMI Werte für das Verarbeitende Gewerbe per August