USA drohen EU, nicht Russland und nicht China - Brexit

 | 16.10.2020 10:33

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1705 (06:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1688 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,23. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,17. EUR-CHF oszilliert bei 1,0710.

Finanzmärkte wackeln (bisher nur) ein wenig

Gestern kam es aus guten Gründen zu Abverkäufen an den Aktienmärkten während des europäischen Handels. Erkennbare konjunkturelle Dynamikverluste ex Asien und die Nervosität bezüglich der vielen positiven Corona-Tests (auch dank massiver Testausweitung) forcierten Risikoaversion, die dann im US-Handel nivelliert wurde, obwohl sowohl Makrodaten als auch Corona-Daten in den USA eine Verschlechterung der Gesamtsituation für die USA signalisierten.

Der Eindruck, dass es in den USA Kräfte gibt, die vor der Wahl ein Interesse daran haben, die US-Aktienmärkte (künstlich) auf erhöhten Niveaus zu halten, darf diskutiert werden, denn die Widerstandskraft an den US-Märkten hat kein belastbares Fundament.

Der USD konnte gestern Boden gewinnen (Euro temporär unter 1,17). Edelmetalle hielten sich nach anfänglicher Schwäche.

Fakt ist, dass verfügbare Konjunktur-, Struktur- und Corona-Daten ex Asien kritischer ausfallen und zunehmend zu Belastungsfaktoren für die Märkte werden.

USA drohen EU - USA machen das, was China und Russland nicht machen!

Es ist unfassbar, dass die USA alles das tun, was sie Ländern wie Russland und China als mögliche Aktionsvariante politisch unterstellen, dass diese Länder aber bisher nicht machten. Die USA drohen der EU. Lassen Sie das auf sich wirken, auch wenn Sie Transatlantiker sind.

Nachdem die USA auf Basis des WTO-Urteils Strafzölle wegen unzulässiger Airbus (PA:AIR) Subventionen gegen die EU urteilskonform verhängten und die EU trotz der Ermächtigung seitens der WTO wegen der unzulässigen Boeing (NYSE:BA) Subventionen bisher auf die Verhängung von Strafzöllen gegen die USA verzichtete, drohte Trump der EU, hart zurückzuschlagen, sofern die EU die ermächtigten Strafzölle erheben würde. Wir schauen auf den O-Ton, den die USA gegen die EU anschlagen:
Sollten die Europäer Strafzölle verhängen, würden die USA härter zurückschlagen als sie zuschlagen. 

Damit unterminiert die US-Regierung das WTO-Urteil. Sie agieren auf Basis des WTO-Urteils mit Strafzöllen gegen die EU und drohen der EU für den Fall, dass die EU das zu ihren Gunsten ausgefallene WTO-Urteil umsetzt. Gilt WTO-Recht nur, wenn es zu Gunsten der USA ausfällt? Die USA wenden sich von Rechtsstaatlichkeit ab. Das erinnert eher an das Chicago der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts.

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Mir wird häufiger eine US-feindliche Position unterstellt. Nein. Liebe Transatlantiker, die USA haben eine feindliche Agenda gegen uns und das nicht erst seit Trump (siehe Macron 27. August 2019). Wer das und die Defizite des US-Organigramms benennt, wird von Transatlantikern als antiamerikanisch diskriminiert. Derartige Menschen sollten geachtet sein, da sie europäische Interessen und Werte verteidigen und Europa nicht ausverkaufen. Was muss denn noch passieren, dass man in Europa aufwacht?

Brexit: EU butterweich, Johnson im „Driverseat“ 

Eigentlich sollte das Brexit-Thema gestern geklärt sein, denn die Johnson-Deadline ist abgelaufen. Es gibt jetzt zunächst eine kurze Nachspielzeit, die noch einmal verlängert werden kann, wenn Herr Johnson das möchte. Der gute Mann räsoniert heute darüber, ob er dazu Lust und Motivation verspürt. Er sitzt im „Driverseat“, während die EU durch Frau Merkel Bitten an ihn äußert. Das nehmen wir vor dem Hintergrund, dass die Briten raus wollen, nicht die EU, zur Kenntnis!

Ja, London bekommt damit erneut eine „Extrawurst“. London bestimmt, wann, wie und im Zweifelsfall wo verhandelt wird. 

Kanzlerin Angela Merkel forderte gestern Kompromisse. Die EU habe London laut Frau Merkel gebeten, im Sinne eines Abkommens weiter kompromissbereit zu sein. Das schließe ein, dass auch die EU Kompromisse machen müsse.  

Der EU-Gipfel erklärte sich bereit, weiter einige Wochen über ein Handelsabkommen verhandeln zu wollen. 

Sorry Brüssel, aber ich fühle mich als Bürger der EU nicht mehr ernst genommen. Waren das alles vorher Lügen über die Zeitabläufe, die uns auch seitens der EU als belastbare Informationen gegeben wurden?

Die Staats- und Regierungschefs beschlossen aber auch, sich verstärkt auf ein No-Deal-Szenario vorzubereiten. Macron hatte betont, dass sein Land auch dazu bereit sein. 
Das wollen wir hoffen. Das UK hat bewiesen, dass es nicht vertragstreu ist. Das war eine klare Ansage ultimativer Interessenpolitik, ebenso der verächtliche Ton, der der EU seit Jahrzehnten aus Londons Politikerklasse und Medien entgegen gebracht wird. 

Die Bürger der EU verdienen ein Ende dieses Kapitels, das für die EU würdevoll ist.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden: China stark!

Eurozone: Italiens Industrie mit starken Augustdaten

Die Devisenreserven stellten sich per September auf 909,58 Mrd. Euro nach zuvor 914,98 Mrd. Euro (revidiert von 915,08 Mrd. Euro).

In Italien stieg der Auftragseingang der Industrie per August im Monatsvergleich um 15,1% nach zuvor 3,4%. Im Jahresvergleich ergab sich im August ein Anstieg um 6,1% nach zuvor -7,6%.

Der Absatz der italienischen Industrie verzeichnete per August im Monatsvergleich eine Zunahme um 5,9% nach zuvor 8,0%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 3,8% nach zuvor -8,1%.

USA: Erstanträge enttäuschen

Der New York Fed Manufacturing Index sank per Oktober von zuvor 17,00 auf 10,50 Punkte (Prognose 15,0).

Der Philadelphia Fed Business Index stieg per Oktober von 15,0 auf 32,3 Zähler (Prognose 14,0).

Die Erstanträge für Arbeitslosenhilfe legten in der Berichtswoche per 10. Oktober von zuvor 845.000 (revidiert von 840.000) auf 898.000 zu (Prognose 825.000).

Importpreise nahmen per September im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,3%) nach zuvor 1,0% (revidiert von 0,9%) zu. Im Jahresverglich ergab sich ein Rückgang um 1,1% nach zuvor -1,4%. Exportpreise zogen im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose 0,4%) nach zuvor 0,5% an.

Russland: Industrieproduktion besser als erwartet

Die Devisenreserven stellten sich per 9. Oktober auf 585,3 Mrd. USD nach zuvor 585,8 Mrd. USD.

Die Industrieproduktion sank per Berichtsmonat September im Jahresvergleich um 5,0% (Prognose -5,9%) nach zuvor -4,2% (revidiert von -7,2%). 


China: Zweitbester Wert in der Historie!

Der von Reuters/IPSOS ermittelte Verbraucher-Sentiment-Index stieg per September von 66,69 auf 78,79 Punkte und markierte den höchsten Indexwert seit Juli 2019 (78,83) und den zweithöchsten Wert in der bis 2009 zurückgehenden Historie der Datenreihe.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 – 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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