US-Dollar mit Abwärtsrisiko, schwache Inflationsdaten aus Japan

 | 27.05.2016 13:46

Kaufen Sie noch immer nicht den Hype (von Peter Rosenstreich)

Die gestern veröffentlichten Daten zeigen, dass die Schlüsselbereiche der US-Wirtschaft weiter schwach bleiben, so dass die Fed im Juni wohl abwarten wird. Es gibt Wirtschaftsbereiche, die direkt der externen Nachfrage ausgesetzt sind. Die Bestellungen für die langlebigen Güter sind von 1,9% auf 3,4% angestiegen, deutlich höher als erwartet, da die Bestellungen für die Zivilflugzeuge zugenommen haben. Der Anstieg war jedoch erwartet worden, nachdem er im April-Bericht nicht erschienen war. Trotz der ansehnlichen Gesamtzahlen zeigt der Bericht, dass die Fabriknachfrage die Schwäche im 1. Quartal nicht mit einer deutlichen Erholung ablöst. Die Bestellungen von Zivilflugzeugen sind 65% gestiegen und waren mit 2,9% an den Gesamtdaten beteiligt; der Rest des Berichts war jedoch weniger beeindruckend. Die Bestellungen für Nichttransportgüter sind 0,4% angestiegen, während die Kerninvestitionsgüter enttäuschten und 0,8% gefallen sind. Die Fed-Mitglieder halten trotz der fragwürdigen Daten an ihrem restriktiven Ton fest. Fed-Governor Powell gab das deutlichste Signal, indem er sich für eine kurzfristige Zinserhöhung aussprach, solange die Daten dies zulassen. Powell betonte, dass seine Entscheidung nicht absolut sei und dass der Politikpfad auch stark von den eingehenden Daten abhängig sei. Die US-Renditen am vorderen Ende der Renditekurve und somit auch der USD werden aber nicht von den restriktiven Kommentaren der Fed, sondern von den Daten beeinflusst. In Reaktion auf die enttäuschenden Daten ist die US-Renditekurve gefallen, wobei die Renditen der zweijährigen US-Papiere fast 5 Basispunkte auf 0,86% nachgegeben haben. Der DXY fiel 0,04% auf 95.15.

Wir vermuten, dass die schwache globale Nachfrage nun auch auf das US-Wachstum übergreift. Diese Ansteckung konnte schon an der stetigen Erosion des PMI für das verarbeitende Gewerbe abgelesen werden, womit die jüngste Wachstumsbeschleunigung im 2. Quartal in Frage steht. Zudem sollte sich die Schwäche am Arbeitsmarkt im Stellenbericht von April in der nächsten Woche mit einer NFP-Zahl unter 100.000 niederschlagen. Auch wenn die Anzeichen der Fed Fund Futures nun gegen uns stehen (Wahrscheinlichkeit einer Anhebung von 25 Basispunkten im Juli bei 54%), gehen wir nicht davon aus, dass die Fed die Zinsen in diesem Sommer anheben wird. Wir warten darauf, dass Frau Yellen unsere Theorie vorsichtig zurückhaltend unterstützt. Die heutige Rede in Harvard ist jedoch wohl nicht der rechte Ort für ein politisches Signal. Es ist wahrscheinlicher, dass wir mit ihrer Rede am 6. Juni in Philadelphia etwas mehr zur politischen Richtung erfahren. Das wird für Yellen eine entscheidende Möglichkeit sein, die Absichten des FOMC zu signalisieren, bevor sie vor der Sitzung am 14./15. in den Schweigemodus übergehen wird. Aus fundamentaler Sicht bleiben wir zum USD short.

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Vor dem langen US-Wochenende werden die USA das annualisierte BIP für das 1. Quartal (nach oben revidiert auf 1,0%), den Kern-PCE und die Verbraucherstimmung der Universtiy of Michigan (zu revidieren) veröffentlichen.

Japan: Inflation fällt erneut (von Yann Quelenn)

Der japanische nationale CPI für April ist mit -0,3% im Jahresvergleich zwar höher als erwartet ausgefallen, ist aber immer noch tiefer als die Daten vom März. Auch die andere Inflationszahl, der Tokio CPI, ist diesen Monat mit -0,5% im Jahresvergleich unter den alten Daten zurückgeblieben. Die sehr schwachen Daten werden es schwer machen, das Inflationsziel von 2% bis Ende 2017 zu erreichen. Der gesunde Menschenverstand lässt uns zweifeln, wie ein Land dieses Inflationsziel in eineinhalb Jahren erreichen will, wenn es dies in den letzten zwei Jahrzehnten nicht erreicht hat.

Die Realität ist, dass die Inflation auch den zweiten Monat in Folge gefallen ist. Die BoJ glaubt vielleicht, dass die jüngste Yenstärke zu viel Abwärtsdruck für die Inflation bedeutet. Wir glauben jedoch, dass die Verkaufssteuererhöhung, die für 2017 geplant ist, nun aufgeschoben oder sogar vollständig vom Tisch genommen werden wird. Aus unserer Sicht wird die BoJ versuchen, unnötige Unruhen für ihre Binnenwirtschaft zu verhindern.

Es kommen wahrscheinlich noch andere Probleme auf, und die japanische Zahl könnte deutlich steigen. Die Ratingagenturen überlegen bereits, ob Japan herabgestuft werden sollte, da die zukünftigen Wirtschaftserwartungen inzwischen vollständig unsicher sind. Die massiven Schulden des Landes (Japan hat ein Schulden-/BIP-Verhältnis von 250%) werden die Hoffnungen auf eine nachhaltige Erholung für sehr lange Zeit zunichte machen.