US-Berichtssaison im Schatten der EZB-Entscheidung

 | 20.01.2015 10:17

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

die Turbulenzen der vergangenen Woche haben wieder Spekulationen befeuert, dass die EZB auf ihrer bevorstehenden Ratssitzung am Donnerstag die umstrittenen Staatsanleihekäufe beschließen könnte. Dabei ist ein anderes wichtiges Ereignis fast völlig aus dem Fokus gerückt – die Quartalsberichtssaison.

US-Banken enttäuschen auf ganzer Linie

Diese begann in den USA traditionell am vergangenen Montag mit der Vorlage der Zahlen des Rohstoffkonzerns Alcoa. Dessen Ergebnisse fielen zwar positiv aus, aber dafür enttäuschten in der Folge die Banken auf breiter Front.

Sowohl Bank of America, Citigroup als auch JPMorgan Chase blieben mit ihren Gewinnen für das vierte Quartal unter den Erwartungen der Analysten. Das ist durchaus bemerkenswert, denn das geschah zum bislang letzten Mal im vierten Quartal 2011, also auf einem der Höhepunkte der Eurokrise, die natürlich auch auf die US-Banken ausstrahlte.

Die Schwäche des US-Finanzsektors äußert sich aber auch auf eine andere Weise. So wird nach den Zahlen der oben genannten „Großen Drei“ die Branche im Jahresvergleich voraussichtlich einen Gewinnrückgang verbuchen. Das war das letzte Mal Ende 2012 der Fall, als die Fiskalklippe auf der US-Wirtschaft lastete.

Finanzsektor leidet auch unter hausgemachten Problemen

Natürlich gibt es Gründe für die schwachen Ergebnisse der Finanzinstitute. Niedrige Zinsen, in den vergangenen Wochen eher schwache bzw. hoch volatile Kapitalmärkte und die scheinbar nicht enden wollende Kette von Prozessen und Anklagen im Zusammenhang mit Verletzungen von Regulierungsauflagen drücken die guten operativen Ergebnisse weiterhin kräftig nach unten.

Dabei profitieren die Banken durchaus von der zuletzt deutlich verbesserten US-Konjunktur und der dadurch anziehenden Kreditnachfrage sowohl von Haushalten als auch Unternehmen. Aber die genannten schwierigen Rahmenbedingungen sowie die vielen außergewöhnlichen Belastungen machen dies wieder zunichte.
Außerhalb des Finanzsektors können die bisherigen Ergebnisse der US-Quartalsberichtssaison durchaus optimistisch stimmen – sofern sich das auf Basis der bisherigen wenigen Daten dort sagen lässt. Allerdings gibt eine weitere große Ausnahme von der positiven Verfassung, in der sich die US-Wirtschaft derzeit präsentiert – den Energiesektor.

Der Energiesektor, ein weiteres Sorgenkind

Dieser ist natürlich aufgrund des stark gesunkenen Ölpreises unter Druck gekommen. Das betrifft vor allem die in den vergangenen Jahren boomende Fracking-Industrie. Und so verwundert es nicht, dass die Analysten ihre Erwartungen für diese Branche besonders drastisch reduzierten (siehe folgende Grafik):