Stockstreet GmbH | 16.10.2020 09:38
Bis vorgestern noch haben die meisten Anleger die steigenden Infektionszahlen ignoriert, obwohl bereits immer neue Rekorde in Sachen Corona gemeldet und immer mehr Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus in Europa beschlossen wurden. Letztlich konnte das nicht gut und spurlos an den Börsen vorüber gehen.
Um ca. 11:25 Uhr (MESZ) hatte der DAX gestern vom vorgestrigen Schlusskurs aus fast 3,3 % verloren. Es folgte zwar eine leichte Kurserholung, doch diese fiel sehr schwächlich aus. Und sie konnte nicht mehr verhindern, dass der DAX mit dem gestrigen Tage sämtliche bullishe Signale der vergangenen zwei Wochen ausradierte.
Dabei hatte der DAX erst vor genau einer Woche die September-Korrektur beendet, indem er mehr als 61,80 % der in dem vergangenen Monat erlittenen Kursverluste aufholte. Vieles deutete damit darauf hin, dass sich der Index nach der ABC-Korrektur in einen neuen 5-gliedrigen Aufwärtstrend befand. Und mit der hohen Dynamik der Aufwärtswelle, die am Zwischentief von Anfang Oktober startete, sah es nach einer starken Welle 3 aus.
Doch ebenfalls schon vor genau einer Woche wies ich darauf hin, dass die Corona-Infektionen vielerorts wieder sprunghaft anstiegen und dabei sogar Rekordstände erreichten. Und ich mahnte, mit einem Auge die Entwicklung in Sachen Corona zu verfolgen. Nun hat der Anstieg im DAX, den ich auch als „sehr wackelig“ beschrieb, ein Ende gefunden.
Das war keineswegs so vorhersehbar. Mit einer anhaltend positiven Stimmung unter den Anlegern hätte sich das bullishe Elliott-Wellen-Szenario im DAX durchaus fortsetzen können, bis hin zu neuen Allzeithochs – auch in den US-Indizes. Doch die Warnzeichen waren klar zu erkennen und die Aktienmärkte nach wie vor „charttechnisch überkauft und fundamental hoch bewertet“. Damit sind sie einfach anfällig für neuerliche Rücksetzer.
Und im DAX hat der gestrige Rücksetzer „die Vorzeichen getauscht“. Statt eines kurzfristig klar bullishen Chartbildes macht der Kursverlauf nun den Eindruck, dass wir nach der ABC-Korrektur lediglich eine Gegenbewegung gesehen haben, die jetzt in einer zweiten Korrekturwelle gemündet ist. Die Gefahr, dass der DAX auf ein neues Korrekturtief fällt, ist deutlich höher als die Chance, dass er bald wieder auf über 13.000 Punkte steigen kann.
Übergeordnet betrachtet ist noch nichts Schlimmes passiert. Im Tief konnte der DAX gestern die Rechteckgrenze bei 12.590 Punkte verteidigen (grüner Pfeil), womit er lediglich wieder die Seitwärtsbewegung fortsetzt (gelber Pfeil). Und in einer Seitwärtsbewegung sind plötzliche und unvorhersehbare Richtungswechsel eher an der Tagesordnung.
Es besteht allerdings auch die Gefahr, dass sich ein Rounding-Top ausgebildet hat (roter Bogen), welches nun kurz vor der Vollendung steht. Gibt der DAX bis unter die Mittellinie bei 12.235 Punkte nach, sollte man ein Ansteuern der Mittellinie bei 11.525 Zähler einkalkulieren.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Trading
Ihr
Sven Weisenhaus
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