Vincent Martin | 04.05.2022 06:15
Von allen so genannten "Pandemie-Gewinnern" hat Zoom Video Communications (NASDAQ:ZM) den vielleicht spektakulärsten Aufstieg hingelegt. In den Handel ging die Zoom-Aktie 2020 unterhalb von 70 USD. Doch als das neuartige Coronavirus Büros auf der ganzen Welt in Ödland verwandelte und "Zoom" zum neuen Modewort avancierte, schnellte die Aktie in die Höhe und legte bis Mitte Oktober um mehr als 700 % zu.
Unglaublich, dass die Marktkapitalisierung von Zoom während dieser Rallye um fast 150 Mrd. USD gestiegen ist. Zum Vergleich: AT&T (NYSE:T), Lowe's Companies (NYSE:LOW) und CVS Health (NYSE:CVS) haben derzeit jeweils eine Marktkapitalisierung, die unter dem Wert liegt, den Zoom in nur neuneinhalb Monaten zugelegt hat.
Fast ebenso erstaunlich ist, dass die Aktie nahezu den gesamten Wertzuwachs wieder abgegeben hat und jetzt nur noch knapp über 100 USD notiert. Und während der Markt die ZM-Aktie Ende 2020 eindeutig zu hoch gedrückt hat, muss man sich fragen, ob die Anleger die Aktie hier im Jahr 2022 zu weit haben fallen lassen.
Fundamental sieht die Aktie recht attraktiv aus, insbesondere angesichts der Pläne des Unternehmens, über seinen Kerndienst Videokonferenzen hinaus zu expandieren. Sicherlich gibt es hier ein großes Risiko, aber Marktteilnehmer, die dieses Risiko in Kauf nehmen, sollten ZM auf dem aktuellen Niveau als Kaufgelegenheit betrachten.
h2 Zoom-Aktie: Allmählich wird's wieder interessant!/h2Mit einem Kurs von 100 USD ist die ZM-Aktie natürlich nicht gerade günstig. Bezogen auf den Mittelwert der Prognosen des Unternehmens für das Geschäftsjahr 2023 (das im Januar endet), werden die Aktien zum mehr als 28-fachen des für dieses Jahr erwarteten bereinigten Gewinns pro Aktie gehandelt. Darüber hinaus sind in den bereinigten Zahlen von Zoom die anteilsbasierten Vergütungen nicht enthalten, die erheblich sind: Zoom verbuchte 477 Mio. USD an derartigen Ausgaben, was bedeutet, dass diese Ausgaben selbst nach Steuern den bereinigten Gewinn je Aktie um mehr als 1 USD erhöht haben. Unter Berücksichtigung dieser aktienbasierten Vergütung liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis wahrscheinlich um und bei 35x.
Dennoch handelt es sich nach wie vor um ein äußerst attraktives Geschäft, das mit einem hohen Gewinnmultiple bewertet werden sollte. Selbst wenn die Büros in diesem Jahr wiedereröffnet werden, erwartet Zoom ein Umsatzwachstum von etwa 11 % gegenüber dem Niveau des GJ22. Der erwartete Umsatz von 4,53 bis 4,55 Mrd. USD im GJ23 ist beeindruckenderweise fast 14 Mal so hoch wie der Umsatz, den das Unternehmen nur vier Jahre zuvor erzielt hat. Wenn man bedenkt, wie stark die Nachfrage durch die Pandemie getrieben wurde, erscheint die Tatsache, dass Zoom in diesem Jahr überhaupt eine Umsatzsteigerung erwartet, wie ein Gewinn.
Gleichzeitig ist Zoom überaus profitabel. Selbst auf GAAP-Basis (Generally Accepted Accounting Principles), in der die Ausgaben für die Ausgabe von Aktien an Mitarbeiter enthalten sind, dürfte Zoom in diesem Jahr eine operative Marge von über 20 % erzielen. Das entspricht dem Niveau einiger der besseren Unternehmen in der gesamten Tech-Branche. Die Bilanz sieht grundsolide aus, mit mehr als 5 Mrd. USD an Barmitteln und handelbaren Wertpapieren - eine Summe, die fast 20 % der Marktkapitalisierung des Unternehmens entspricht - und null Schulden.
Es ist wichtig, noch einmal darauf hinzuweisen: Die Zoom-Aktie eignet sich nicht für eine Value-Play-Strategie. Dennoch hat die Neubewertung der Aktie zu weitaus vernünftigeren Wachstumserwartungen für die Zukunft geführt.
h2 Zoom will expandieren/h2Das bisherige Wachstum von Zoom wurde durch das Geschäft mit Videokonferenzen beflügelt. Das künftige Wachstum wird jedoch wahrscheinlich auf neuen Initiativen aufbauen.
Die möglicherweise wichtigste dieser neuen Initiativen ist das im Februar angekündigte Contact-Center-Angebot von Zoom. Kontaktzentren dienen als Drehscheibe für praktisch jede Kundeninteraktion, ob es sich nun um einen herkömmlichen Telefonanruf, ein Zoom-Meeting, einen Chat oder eine SMS handelt.
Zoom versucht schon seit einiger Zeit, in diesem Bereich Fuß zu fassen. Letztes Jahr kündigte das Unternehmen Pläne zur Übernahme des Callcenter-Betreibers Five9 (NASDAQ:FIVN) in einem Aktiendeal an. Der Rückgang der ZM-Aktie veranlasste die Five9-Aktionäre jedoch dazu, das Angebot abzulehnen .
Kontaktzentren gelten als die Chance für Zoom. Zwei der führenden Unternehmen in diesem Segment, Five9 und RingCentral (NYSE:RNG), verfügen zusammen über eine Marktkapitalisierung von etwa 16 Mrd. USD. Allein diese beiden Firmen dürften im Jahr 2023 einen Nettogewinn von mehr als 300 Mio. USD erwirtschaften - und der Bereich umfasst noch viele weitere kleinere Akteure.
Ein Erfolg im Segment Kontaktzentren könnte das zukünftige Gewinnwachstum von Zoom weiter fördern. Das gilt auch für andere Ergänzungen zum Kerngeschäft. Zoom Phone hat im vierten Quartal ein "starkes" Ergebnis erzielt, wie Zoom in der Conversational-Intelligence "-Tool, das künstliche Intelligenz zur Analyse von Verkaufsgesprächen und Meetings einsetzt. Weitere Produktangebote sind in der Pipeline.
h2 Die übergeordnete Strategie/h2All diese Produkte sollten theoretisch zusammenarbeiten, um Kunden, insbesondere Großkunden, noch stärker an die Zoom-Plattform zu binden. Dies ist eine Version des sogenannten 'Flywheels', das in den letzten zwei Jahrzehnten in der Technologiebranche so beliebt war. Jedes Produkt steigert den Wert des gesamten Systems, und es werden zweifellos noch weitere Produkte folgen. Diese Strategie lässt Zoom zu einem untrennbaren, unersetzlichen Bestandteil der Arbeitsabläufe seiner Kunden werden, sei es im Vertrieb oder anderswo.
Und bei einem GAAP-Gewinn von 35x, einem kontinuierlichen Umsatzwachstum und bereits starken Gewinnmargen ist die Zoom-Aktie zweifellos ein Gewinner, wenn dieses Szenario eintritt.
h2 Risiken für die ZM-Aktie/h2In diesem Zusammenhang spricht vieles dafür, dass die Zoom-Aktie zu weit gefallen ist. Zumindest bis zu einem gewissen Grad kauft der Markt diese Theorie. Die ZM-Aktie hat sich seit Mitte März gut gehalten, in einer Zeit, in der andere Tech-Namen stark gefallen sind - (der NASDAQ 100-Index, zu dem auch Zoom gehört, ist seit dem 18. März um 11% gesunken) - und "Pandemie-Gewinner" weiter abverkauft wurden.
Es gibt jedoch zwei eindeutige Risiken für dieses Szenario. Das erste besteht darin, dass die Umsätze von Zoom zurückgehen, wenn nach der Pandemie wieder Normalität einkehrt. Dieses Risiko ist möglicherweise übertrieben.
Die "neue Normalität" wird eine Art von Arbeit im Home-Office beinhalten, oft in einem sogenannten Hybridmodell. Eine Reihe von Unternehmen, zuletzt Airbnb (NASDAQ:ABNB), haben eine dauerhafte Politik für Fernarbeit eingeführt. In Zukunft werden Videokonferenzen für die meisten mittelgroßen und großen Unternehmen auf der Welt Teil der Routine sein.
Das größere Risiko besteht darin, ob der Bedarf an Videokonferenzen tatsächlich von Zoom gedeckt werden kann. Die Konkurrenz droht hier in Form von Microsoft (NASDAQ:MSFT). Fast alle mittelgroßen und großen Unternehmen verfügen bereits über Microsoft Office, in dem Teams kostenlos enthalten ist.
Zumindest im Moment sieht es so aus, als hätte Zoom das bessere Produkt. Zumindest im Moment sieht es so aus, als hätte Zoom das bessere Produkt. Wie gesagt, der Umsatz steigt binnen vier Jahren um das 14-fache. Ohne Wettbewerbsvorteil wäre das nicht möglich. Microsoft hat aufgeholt, aber es sieht so aus, als ob Zoom im Moment die Nase vorn hat, insbesondere bei der externen Nutzung.
Die Bedrohung durch Microsoft (wie auch durch Cisco (NASDAQ:CSCO) und andere) ist real. Aber sie ist auch Teil der Wachstumsstrategie. Microsofts Vorteil besteht derzeit darin, dass sich Teams so nahtlos in bestehende Microsoft-Prozesse einbinden lässt. Zoom kann sich einen ähnlichen Vorteil verschaffen, indem es die Reichweite von Kontaktzentren ausbaut, Anteile mit Zoom Phone gewinnt und seine Partnerschaft mit Slack (NYSE:WORK) (jetzt eine Einheit von Salesforce.com) aufrechterhält.
Die Sorge in puncto Konkurrenz ist berechtigt. In der Tat waren dies und die Bewertung ein Grund dafür, dass ich persönlich die Zoom-Aktie während der durch die Pandemie ausgelösten Kursrally geshortet habe. Dieser Handel ging zugegebenermaßen nicht auf - zum Teil, weil Zoom seine Konkurrenz während des Anstiegs der Arbeit im Home-Office so deutlich dominierte.
Diese Welle ist nun aber vorbei, aber der Wettbewerbsvorteil von Zoom scheint zu bleiben. Solange dies der Fall ist, dürfte die Zoom-Aktie ein solides langfristiges Investment sein.
Offenlegung: Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels hält Vince Martin keine Positionen in den genannten Wertpapieren.
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