Türkische Zentralbank vor Zinsentscheidung, S&P 500 erreicht Rekordnivea

 | 19.07.2016 12:41

Türkische Zentralbank wird wohl handeln (von Peter Rosenstreich)

Nach dem gescheiterten Staatsstreich in der Türkei werden die Anleger sich auf die heutige MPC-Sitzung der Zentralbank konzentrieren. Bisher haben die Märkte wohlgeordnet auf die Ereignisse reagiert, aber die kurzfristigen Risiken bleiben bestehen, und die längerfristigen Aussichten für die Prognosen und das Wachstum werden nicht rosig sein. Die Stabilität, die wir bei den türkischen Anlagen sehen (die fünfjährigen CDS sind zum Börsenschluss am Freitag nur 20 bps auf 246 gestiegen), ist eher ein Indikator für die risikofreudige Stimmung, als das Vertrauen in die türkische Widerstandsfähigkeit. Präsident Erdogan wird diese Ereignisse wohl zu hartem politischem Durchgreifen nutzen.

Die anhaltende politische und soziale Unsicherheit wird wohl zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Fundamentaldaten führen und die Ratings der Staatsanleihen mit Investment Grade bedrohen. Und dies kommt zu einer Zeit, in der Europa, der größte Handelspartner der Türkei und die größte Tourismusquelle, unter Stagnation und den Folgewirkungen des Brexits leidet.

Vor diesem Hintergrund gehen wir von einer weitergehenderen Maßnahme der Zentralbank aus als der Konsens erwartet, da die Währungshüter versuchen möchten, dem Markt voraus zu sein (auch wenn es Sorgen über einen wiederkehrenden Inflationsdruck gibt). Wir gehen davon aus, dass die CBT den Zinssatz für Tageskredite um 50 bps auf 8,5% senken (Konsens 25 bps auf 8,75%) und gleichzeitig den Leitzins und den Zinssatz für Tagesgeldaufnahmen unverändert bei 7,50% bzw. 7,25% belassen wird.
Die Maßnahme wird sich wohl kaum dauerhaft auf den USD/TRY auswirken, der um die 2,9800 handelt. Langfristig sieht der TRY recht anfällig aus, vor allem wenn Präsident Erdogan die Spannungen nicht schnell beenden kann. Die Fremdwährungskredite bleiben ein kritischer Teil der Bilanz der Bank, weshalb eine weitere Schwäche zu Finanzierungssorgen führen könnte. Aufgrund des aktuellen Umfeldes wird der TRY wohl bei einer EM-Rallye hinterherhinken, und die Anleger werden in einem risikoaversen Umfeld ihre TRY-Positionen schnell abbauen.

US-Aktien: Ist der Himmel die Grenze? (by Yann Quelenn)

Der S&P 500 befindet sich auf einem Rekordhoch und schloss am Montag bei 2166,89 Punkten. Auch wenn die globalen Unsicherheiten nicht ausgeblendet werden dürfen, so scheint es doch, als wären die US-Aktien überbewertet. Wir bleiben in Bezug auf die wahre Beurteilung der US-Wirtschaft vorsichtig. So glauben wir, dass die US-Fundamentaldaten überschätzt werden (vor allem die Arbeitsmarktdaten). Anders gesagt: Ein fester US-Aktienmarkt wäre ein klarer Ausweis dafür, dass die amerikanische Wirtschaft expandiert. Wir sind jedoch skeptisch.

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Wir denken, wir sollten eher die unbegrenzte Liquiditätsschwemme im Auge haben, die die Zentralbanken dem Markt anbietet. Die Aktienmärkte werden nicht länger von den Fundamentaldaten gesteuert, sondern von den Währungshütern der Zentralbanken und ihren quantitativen Lockerungsmaßnahmen. Anfang der letzten Woche hat Ben Bernankes Japanbesuch und die Gerüchte um das Helikoptergeld der BoJ den Nikkei an nur drei Handeltagen um satte 8% nach oben getrieben, obwohl wir wissen, dass Japan schwer um eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung kämpft und einen Kampf gegen die Deflation führt.

Es gibt, und das sagen wir bereits seit einiger Zeit, absolut keine Divergenz bei der Geldpolitik. Den Anlegern ist klar, dass die Zinsen für eine gewisse Zeit niedrig bleiben werden. Laut den Fed Fund Futures ist eine US-Zinssenkung schon vor Ende 2017 möglich - ja, auch wenn die Wahrscheinlichkeit aktuell recht niedrig scheint. Wie wir schon oft gesagt haben, wird der Pfad der US-Zinserhöhungen weitgehend überbewertet, was den Aktienmarkt weiter stützen sollte.

Auch das aktuelle KGV des S&P 500 (Gewinn je Aktie einschließlich Dividenden) ist nicht auf dem Niveau von 2009. Es liegt bei 25. Wir rufen in Erinnerung, dass dieser Indikator 2009 mit 123,73 deutlich höher lag. Die meisten Gewinne für das 2. Quartal sind zurückgegangen und das KGV sollte wieder steigen.

Es gibt also keinen Grund, warum die US-Aktien aktuell fallen sollten, da die Lockerungsmaßnahmen anhalten sollten. Ein Stand von 2200 für den S&P 500 ist daher ein angemessenes Ziel für die nächsten ein bis zwei Monate. Aber eine Risikoaversion oder der Ausbruch einer Panik könnten einen starken Rückgang bei den US-Aktien auslösen. Der Markt konzentriert sich nun auf die US-Wahlen und erwartet eine QE4.